Hagen. Der Oppositionsführer greift mit seiner Attacke auf den Kanzler ins Klo. Das Land braucht mehr Klempner; Klempner sind Problemlöser.

Da hat Friedrich Merz aber tief ins Klo gegriffen. Denn ein höheres Lob hätte er dem Bundeskanzler wohl nicht aussprechen können, als ihn mit einem Klempner zu vergleichen. Jeder, der schon einmal an Heiligabend mit kaputter Heizung oder überquellender Toilettenschüssel da stand, weiß: Klempner, auf Hochdeutsch Installateure, sind Problemlöser, immer hochwillkommen, sicherlich von allen Handwerken das, welches am dringlichsten ersehnt wird, wenn Not am Mann oder an der Frau ist.

Daher kann man einem Politiker gar kein größeres Kompliment machen, als ihn mit jenem Berufsstand zu bezeichnen, der die Dinge wieder in Ordnung bringt, wenn sich das Wasser um die Füße sammelt oder die Kinder frieren. Klempner sind Leute, die tatsächlich Weihnachten anrücken und die Feiertage warm machen. Ohne Klempner hätte die Gesellschaft ein Problem.

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Aber Friedrich Merz wollte Bundeskanzler Olaf Scholz eben nicht loben, sondern mit der Klempner-Titulierung abwerten. Es ist nicht das erste Mal, dass dem Oppositionsführer seine Vergleiche entgleisen, warum eigentlich? Vermutlich, weil Merz sich nie selbst darum kümmern muss, einen Handwerker zu kriegen, wenn er einen braucht.

Deshalb blickt er verächtlich auf jene Bürger, die mit den Händen arbeiten und ahnt nicht, wie sehr man auf Handwerker warten kann. Und was für ein Segen es ist, wenn der Klempner, Dachdecker oder Elektriker kommt und gute Arbeit leistet. Das Land käme sicherlich ohne Vermögensverwalter oder Aufsichtsratsleute aus, aber ohne Klempner geht es nicht. Dabei verdient der Klempner nur einen Bruchteil dessen, was ein Aufsichtsrat nach Hause bringt.

Vielleicht weiß Friedrich Merz auch nicht, dass im Handwerk die Zeichen auf Alarm stehen. Der Nachwuchs fehlt, insbesondere im Baugewerbe. Das mag daran liegen, dass ein Handwerker sich von seinem Lohn in teuren Städten keine bezahlbare Wohnung leisten kann, und wenn er eine findet, frisst die Miete alles, womit er sich etwas aufbauen könnte. Die Wahlerfolge der AfD lassen grüßen.

Was Friedrich Merz meint, ist Flickschusterei, also schlampig ausgeführte Arbeit, die vieler Nachbesserungen bedarf. Doch selbst der Flickschuster stümpert heute nicht mehr herum, sondern hilft den Bürgern, ihr Geld in schlechten Zeiten zusammenzuhalten.

Aus diesen Gründen sollte das Handwerk Regierung und Opposition als Vorbild dienen und nicht die Schimpfworte für eitle Schlagabtausche liefern. Dass er ein Klempner sein kann, hat Merz ja noch nicht bewiesen.