Hagen. Nach Weihnachtstagen mit Hochwasser und Feuerwehreinsätzen blickt die Region gebannt auf das Silvesterwochenende. Droht erneut Gefahr?

Der Dauerregen ist vorbei, die Pegel von Flüssen und Bächen sinken langsam, viele Menschen atmen auf. Auf das kommende Wochenende blicken einige jedoch mit Sorgen, denn der Regen bleibt. Ein Stimmungsbild:

Medebach

24 Stunden Ausnahmezustand, dann war es schon vorbei: In Medebach im Hochsauerlandkreis waren die Einsatzkräfte der freiwilligen Feuerwehr 15 Mal im Einsatz, bis die Hochwasserlage an Heiligabend endlich unter Kontrolle war. Die Erleichterung darüber ist Feuerwehrsprecher Andre Krüger deutlich anzuhören. „Wir sind froh, dass sich die Situation zu Heiligabend für uns entspannt hat“, erzählt er. Das Gebiet rings um Medebach gehörte zu den Orten, die besonders stark vom Hochwasser betroffen waren: Keller und Wohnhäuser liefen voller Wasser, Straßen wurden unpassierbar. Glücklicherweise habe sich die Situation schnell entspannt, sagt der Feuerwehrsprecher.

Die Schläuche, die zum Abpumpen des Wassers vielerorts eingesetzt wurden, lägen derzeit noch aus. „Aber wir gehen davon aus, dass wir sie in den nächsten Tagen abbauen können“. Mit Blick auf den andauernden Regen und die schwankende Wetterlage bleibe das Einsatzteam dennoch angespannt. Gerade in Hinblick auf Silvester hofft Andre Krüger deshalb auf eine ruhige Nacht: „Erst vor ein paar Jahren gab es einen großen Wohnungsbrand, so etwas können wir in diesem Jahr nicht gebrauchen.“

Die Situation im Kreis Soest

Für die Einsatzkräfte der Feuerwehren in Lippetal und Lippstadt im Kreis Soest ist noch keine Verschnaufpause in Sicht, wie Birgit Kalle, die Sprecherin des Kreises Soest, berichtet. „Die Einsatzkräfte sind gerade dabei, Höfe und andere Anlieger, die an den betroffenen Flüssen liegen, auf eine mögliche Verschärfung der Situation vorzubereiten.“ Grund dafür sei die unsichere Wetterlage für das kommende Wochenende, die der Deutsche Wetterdienst angekündigt hat. „Es gibt eine Niederschlagsprognose von fünf bis zu 25 Millimetern für das Gebiet. Deshalb ist noch völlig unklar, mit wie viel Regen wir tatsächlich rechnen müssen“, sagt Birgit Kalle. Zwar gehe der Pegel an vielen Stellen langsam zurück, aber der neue Regen werde auf stark gesättigte Böden treffen. Dazu komme der steigende Grundwasserpegel unter anderem in der Gegend um Lippstadt. „Es kann sein, dass sich die Situation schnell wieder verschärft. Deshalb sind die Einsatzkräfte der Feuerwehr nach wie vor in Alarmbereitschaft, die Lage ist weiterhin angespannt.“

Mehr zum Thema

Die Gefahr durch Bäume

Nicht nur das Hochwasser bringt Gefahren mit sich, vielerorts haben die starken Regenfälle die Böden in Gärten, Parks und Wäldern aufgeweicht. Bäume, die nicht windgeschützt stehen oder sehr alt und geschwächt sind, können dadurch instabil werden. „Je nach Standort und Baumart können sehr nasse und damit weiche Böden ein Problem für die Standfestigkeit sein“, erklärt Werner Meemken, Förster und Revierleiter beim Regionalverband „Ruhr Grün“. Es sei jedoch nicht zu befürchten, dass viele Bäume umstürzten. Diese Gefahr bestehe eher in den Sommermonaten, in denen die Bäume belaubt seien. Dann sei es eher möglich, dass ein Baum aufgrund von aufgeweichtem Boden und einem sehr starken Wind, der gegen die dichte Baumkrone drückt, umfalle.

Die Aussichten der Meteorologin

Der Deutsche Wetterdienst kündigt auch im Sauerland und im Kreis Siegen-Wittgenstein für das kommende Silvesterwochenende wieder Regen an. Dieser bewege sich jedoch in ungefährlichen Maßstäben. „Es wird zwar weiterhin viel regnen, aber es werden am Wochenende keine kritischen Niederschlagsmengen sein“, erklärt Maria Hafenrichter, die Meteorologin vom Dienst. Eine Kaltfront sorge im Sauer- und Siegerland am Freitag und in der Nacht zum Samstag noch für schauerartigen Regen, stellenweise müsse man auch hier mit bis zu 20 Litern Niederschlag pro Quadratmeter rechnen. Auch wenn die Regenmengen in den nächsten Tagen insgesamt ein wenig nachließen, beginne das neue Jahr im Sauer- und Siegerland Anfang nächster Woche überwiegend nass. Vor allem Montag und Dienstag brächten nach derzeitigem Kenntnisstand wieder mehr Niederschlag. Ob man dann auch im Sauer- und Siegerland wieder mit kritischen Niederschlagsmengen rechnen muss, sei jedoch noch nicht eindeutig, sagt Maria Hafenrichter: „Die Böden sind natürlich vorgesättigt. Wie sich der Regen in der kommenden Woche auswirkt, muss sich noch zeigen. Jedenfalls wird man im neuen Jahr erstmal ordentlich nass.“

In der Silvesternacht soll es nach Auskunft der Meteorologin nur gelegentlich kleine Regenschauer geben. Dafür warnt sie jedoch vor starkem Wind: „Vor allem im Bergland kann es sehr starke Böen geben.“ Deshalb sei vor allem in Hinblick auf das Feuerwerk in der Silvesternacht Vorsicht geboten, erklärt Maria Hafenrichter, „Bei dem Wind sind Raketen schwer zu steuern.“