Hagen. Erleichterung bei den Schützenvereinen. Ein EU-Verbot hätte das Vogelschießen gefährdet. Der Widerstand der Schützen hat aber gewirkt.
Eine kleine Rest-Skepsis bleibt. „Wir haben ja noch nichts Schriftliches“, sagt Wolfram Schmitz, der Geschäftsführer des Sauerländer Schützenbundes (SSB). „Aber es überwiegt natürlich die Freude und die Erleichterung.“ Erleichterung darüber, dass es ganz offensichtlich doch nicht zu einem Verbot von Bleimunition durch die Europäische Union bei den traditionellen Vogelschießen in der Region kommt. Die WESTFALENPOST hatte berichtet, dass EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) in einem Schreiben an ihren Parteifreund, den Europaabgeordneten Peter Liese aus Meschede, ein solches Verbot bei den Traditionsveranstaltungen für unverhältnismäßig halten würde. Diese Haltung der Kommission muss zwar noch vom Europäischen Parlament und Rat geprüft werden, von der Leyen zeigt sich aber zuversichtlich, dass es auch dort keinen Widerstand gegen eine Ausnahmegenehmigung für die Schützenvereine kommen wird.
Für Wolfram Schmitz, den SSB-Geschäftsführer, ist das ein deutliches Zeichen, dass sich die zähe Lobbyarbeit bei den politischen Akteuren gelohnt hat - unter anderem war eine Delegation in Uniform nach Berlin gereist. Denn das drohende Verbot von Bleimunition bewegt die Schützenvereine der Region schon seit Monaten. Schmitz, der aus Balve, einer Sauerländer Schützenhochburg stammt, rechnet vor, was ein Verbot für die Vereine hätte bedeuten können. „Wenn Blei verboten worden wäre, hätten wir auf Munition aus Gold oder aus Stahl zurückgreifen müssen.“
- EU: Verbot von Bleimunition ist vom Tisch
- Bleimunition: So will NRW den Schützen aus der Patsche helfen
- Bleimunition: EU-Antwort zum Verbot von Bleimunition
- Bleimunition: Steht das Vogelschießen vor dem Aus
Teures Gold scheidet naturgemäß aus. Aber auch Stahlmunition hätte große Folgen gehabt: Die Kästen für die Schützenvögel hätten erneuert werden müssen. Der dann schwerere Ersatz hätte neue Masten erfordert. Und die meisten Gewehre seien für die viel härtere Stahlmunition auch nicht geeignet. „Auf unsere 365 Vereine wären Kosten von bis zu 20.000 Euro zugekommen“, so Wolfram Schmitz. „Viele Vereine hätten sich das Vogelschießen nicht mehr leisten können.“ Und das vor dem Hintergrund, dass dass die Bleimunition nicht Boden und Grundwasser belasten würde. „Die Vogelkästen sind so ausgerichtet, dass die Munition in der zweiten Schicht stecken bleibt.“ Und fiele doch Munition auf die Erde, so werde sie aufgesammelt. Schmitz hofft nun, dass die Schützen bald auch offiziell eine Ausnahmegenehmigung in der Hand halten. „So wie es sie ja jetzt auch schon für überdachte oder in Innenräumen befindliche Schießstände gibt.“
Friedrich Merz zeigt sich hochzufrieden
Hochzufrieden zeigt sich auch der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, der seinen Wahlkreis im Hochsauerland hat. „Die Ausnahme der Europäischen Kommission zur Verwendung von bleihaltiger Munition beim traditionellen Vogelschießen unserer Schützenvereine stimmt mich sehr positiv. Das sind gute Nachrichten für alle Schützenvereine und ihre zahlreichen Mitglieder in Südwestfalen. Der Einsatz, gemeinsam mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, sich im Sinne regionaler Brauchtumspflege einzusetzen, war erfolgreich.“