Hochsauerlandkreis. Die EU will bleihaltige Munition verbieten um vor Bleivergiftungen zu schützen. Das stellt die Schützen im Sauerland vor massive Probleme.
Bleimunition ist seit langem umstritten, da sie eine erhebliche Gefahr für Mensch und Tier darstellen würde. Die Europäische Union plant, bleihaltige Munition in Feuchtgebieten zu verbieten und schränkt auch die Verwendung von Blei beim Sportschießen im Freien ein. Doch was bedeutet das für die Schützenvereine im Sauerland, die traditionell mit Bleigeschossen auf Holzvögel schießen?
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Die Schützenvereine haben sich gegen das geplante EU-Verbot gewehrt und Unterstützung von einigen CDU-Politikern erhalten. Diese haben einen Brief an die EU-Kommission geschrieben, in dem sie um eine Ausnahmeregelung für das Vogelschießen bitten. Sie argumentieren, dass das Vogelschießen nur einen geringen Anteil an der Gesamtmenge der verwendeten Bleimunition ausmache und dass es keine geeigneten Alternativen gebe. Auch der Briloner Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese schaltet sich erneut in die Debatte ein: „Aus meiner Sicht sollte jetzt endlich mal eine klare Entscheidung für unsere Vereine im Sauerland getroffen werden.“, so der Sozialdemokrat. Denn aktuell gebe es zwar in der Tat schon ein Verbot der Verwendung von Bleischrot in Feucht- und Sumpfgebieten, zusätzlich dazu laufe aber in den letzten Jahren parallel bei der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) ein Prüfverfahren zu generellen Einschränkungen der Verwendung von Bleimunition, so Wiese. Die letzten Schritte in diesem Prüfverfahren seien die Anhörungen der Expertengremien zur Risikoeinschätzung (RAC) und zur Einschätzung der Sozio-Ökonomischen Folgen (SEAC).
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Kreisschützenbund möchte nichts dazu sagen
Diese Gremien, so Wiese, seien Ende November 2022 zu dem Schluss, dass eine generelle strenge Einschränkung von der Verwendung solcher Munition sinnvoll sei. In ihrer Bewertung empfehlen die Experten nur sehr eng gefasste Ausnahmen, die zum Beispiel keine generelle Ausnahme für Sportschützen bzw. Schützenfeste enthielten. Diese Empfehlungen wurden im März offiziell an die Kommission übergeben. „Ursula von der Leyen (CDU) schweigt seitdem. Ihr Kommissar Thierry Breton hat sich trotz Schreiben örtlicher CDU-Mandatsträger bereits für die Argumente der ECHA ausgesprochen. Das ist aus meiner Sicht jedenfalls definitiv nicht der richtige Weg. Es muss hier eindeutig mehr Ausnahmen, insbesondere für unsere heimischen Schützen, geben.“, so Wiese abschließend. Der Kreisschützenbund Brilon möchte sich auf Anfrage nicht zu der Thematik äußern: „Dazu möchte ich keine Aussage treffen“, so Kreisschützenoberst Rüdiger Eppner auf Anfrage der Westfalenpost.
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Umbau würde teuer für die Vereine
Dabei treibt das Thema die Schützen im Sauerland um. Ein hochrangiger Schütze aus der Region, der seinen Namen jedoch nicht in der Zeitung lesen möchte, ist hingegen wesentlich auskunftsfreudiger, welche Probleme mit dem Verbot auf die Schützen zukämen: „Stahl Munition ist wesentlich durchschlagskräftiger als die übliche Bleimunition, die Kugelfänge auf unseren Schießständen und die Vogelstange müssten also aufwendig umgebaut werden, damit sie den Stahlkugeln standhalten können. Ohne geeignete Abschirmung würden die Kugelfänge von den Projektilen einfach durchschlagen“. Der Experte schätzt, dass für einen Umbau zwischen 12 und 20.000 Euro notwendig wären. Eine erhebliche Belastung, gerade für die kleineren Vereine, die noch unter den Folgen der Coronakrise leiden. Nur bei zwei bis drei Vereinen im Raum Brilon sei es aktuell möglich, mit Stahlkugeln zu schießen.
Das Risiko, dass der Boden durch Blei kontaminiert würde, sei ohnehin mehr als überschaubar, so sieht es zumindest der begeisterte Sportschütze.
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Die Argumente für ein Verbot
Blei ist ein hochgiftiges Schwermetall, das sich in der Umwelt anreichert und über die Nahrungskette in den Organismus von Tieren und Menschen gelangt. Laut der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) landeten EU-weit jedes Jahr 21.000 Tonnen Bleimunition in der Natur. Bleivergiftung ist eine der häufigsten Todesursachen für Seeadler und andere Greifvögel, die angeschossene oder verendete Tiere fressen. Mehr als eine Million Wasservögel verenden in Europa jährlich an Bleivergiftung. Auch für Menschen kann der Verzehr von Wildfleisch, das mit Blei kontaminiert ist, gesundheitsschädlich sein. Blei kann das Nervensystem, die Blutbildung, die Nieren und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. .
Die Argumente gegen ein Verbot
Die Schützenvereine berufen sich auf ihre Tradition und Kultur, die mit dem Vogelschießen verbunden sind. Sie befürchten, dass ein Verbot von Bleimunition ihre Schießstände unbrauchbar machen würde. Die Schützen sagen, dass bleifreie Munition teurer, weniger präzise und gefährlicher sei als bleihaltige Munition. Sie verweisen auf Studien, die zeigen, dass bleifreie Geschosse stärker abprallen und mehr Schäden anrichten können. Die Schützen kritisieren auch die rechtliche Unsicherheit und die fehlende Übergangsfrist für ein mögliches Verbot. Sie fordern eine Ausnahmeregelung für das Vogelschießen oder zumindest eine längere Anpassungszeit.
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Der Stand der Debatte
Die Europäische Kommission hat im Februar 2021 einen Vorschlag vorgelegt, der ein Verbot von Bleischrot in Feuchtgebieten sowie von Blei in Kugeln und anderen Geschossen im Freien vorsieht. Das EU-Parlament hat dem Vorschlag im November 2021 zugestimmt. Die EU-Mitgliedstaaten müssen nun noch ihre Zustimmung erteilen, bevor das Verbot in Kraft treten kann. In Deutschland gibt es noch keine bundeseinheitliche Regelung zum Einsatz von Bleimunition bei der Jagd oder beim Sportschießen. Die Bundesregierung will jedoch das Bundesjagdgesetz novellieren und dabei auch das Thema Bleimunition berücksichtigen. Einige Bundesländer haben bereits eigene Verbote oder Einschränkungen erlassen. Die Debatte um das Verbot von Bleimunition bei Schützenfesten ist noch nicht entschieden. Auf der einen Seite stehen die Umweltschützer und Gesundheitsexperten, die auf die Gefahren von Blei für Mensch und Tier hinweisen. Auf der anderen Seite stehen die Schützen und ihre Verbündeten, die ihre Tradition und Kultur verteidigen. Es bleibt abzuwarten, ob die EU und die Bundesregierung einen Kompromiss finden können, der sowohl dem Umweltschutz als auch dem Schützenbrauchtum gerecht wird.