Brüssel/Meschede. Schützenfeste sind gerettet. Die EU verabschiedet sich vom geplanten Verbot. Wie die Schützenvereine die Kommission überzeugten.
Die Schützenvereine dürfen aufatmen: Das umstrittene EU-Verbot von Bleimunition ist vom Tisch. Das hat Ursula von der Leyen (CDU), Präsidentin der EU-Kommission, dem südwestfälischen CDU-Europaabgeordneten Peter Liese jetzt mitgeteilt.
„Wir sind (…) in jedem Fall überzeugt, dass es unverhältnismäßig wäre, künftige Beschränkungen auf die (…) traditionellen Schießsportveranstaltungen in kontrollierter Umgebung oder auf das Schießen mit historischen Waffen anzuwenden“, schreibt von der Leyen in einem Brief an Liese. „Die Auswirkungen dieser Ausnahmeregelung auf den Nutzen einer etwaigen Beschränkung (Verringerung der Bleiemissionen) dürften vernachlässigbar sein.“ Liese hatte sich bei der Kommissionspräsidentin intensiv für eine Abkehr vom geplanten Verbot der Bleimunition eingesetzt.
Von der Leyen zuversichtlich
Zwar müsste der Vorschlag der Kommission noch von den Mitgliedsstaaten unterstützt und einer dreimonatigen Prüfung durch das Europäische Parlament und den Rat unterzogen werden, so von der Leyen weiter. „Dennoch bin ich zuversichtlich, dass die Argumente der Verhältnismäßigkeit von Kosten und Nutzen sowie des Fortbestehens kulturell bedeutsamer Sportpraktiken mit begrenzten Umweltauswirkungen auch von den anderen institutionellen Akteuren gebührend berücksichtigt werden.“
Grundsätzlich will die Europäische Kommission den Ausstoß von Blei reduzieren, da das Schwermetall schädlich für die Umwelt ist. Blei ist hochgiftig und wird insbesondere zur gesundheitlichen Gefahr für Mensch und Tier, wenn es in das Grundwasser gelangt. Die Europäische Chemikalienagentur hat deshalb schon vor Jahren vorgeschlagen, den Einsatz von Blei bei der Jagd, beim Sportschießen und in der Fischerei einzuschränken. Bei Schützenfesten wird die Munition allerdings am Ende eingesammelt.
„Ich freue mich sehr, dass uns diese Lösung gemeinsam gelungen ist. Ein Verbot wäre völlig unverhältnismäßig gewesen, da beim Vogelschießen durch den Kugelfang und die entsprechenden Vorkehrungen praktisch kein Blei in die Umwelt gelangt. Gleichzeitig hätte die Umrüstung der Schießstände und der Gewehre für die Vereine, die durch Corona ohnehin schon geplagt sind, erhebliche Kosten verursacht“, sagte Peter Liese.
Auf Ausnahme gedrängt
Der Sauerländer hatte in mehreren Gesprächen mit von der Leyen und ihren Mitarbeitern auf eine entsprechende Ausnahme gedrängt. Die CDU-Bundestagsabgeordneten Friedrich Merz, Carsten Linnemann, Florian Müller, Paul Ziemiak, Christian Haase, Volkmar Klein und Hans-Jürgen Thies hatten zudem in einem Brief an die Europäische Kommission den Stopp des Verbots gefordert. Falls es bei dem angekündigten Verbot bleibe, „kann das das Aus für das Vogelschießen in Zehntausenden von Schützenvereinen in ganz Europa bedeuten“, hatte Merz damals erklärt.
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Ausschlaggebend war nach Ansicht von Liese dann ein persönliches Gespräch, in dem Vertreter der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen den Verantwortlichen der Europäischen Kommission erklärten, wie das Vogelschießen überhaupt funktioniert und warum dabei praktisch kein Blei in die Umwelt gelangt. „Dieses Gespräch hat uns die Augen geöffnet“, habe von der Leyens Mitarbeiter später gesagt.
Für die traditionsreichen Schützenvereine hätte ein Verbot von Bleimunition erhebliche Mehrkosten zur Folge gehabt, die im schlimmsten Fall zum Aus der Schützenfeste geführt hätten. Bleifreie Munition ist deutlich teurer, zudem sind ältere Gewehre zum Teil nicht für die neuen Patronen geeignet. Der Sauerländer Schützenbund war daher zuletzt bei der Bundesregierung auch in Berlin vorstellig geworden.
Schützenvereine als Bindeglied
„Die Schützenvereine in unserer Heimat sind ein Bindeglied zwischen den Generationen und ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und Identität“, sagte Florian Müller (CDU), Initiator und Gründer des Parlamentskreises Schützenwesen im Deutschen Bundestag.
„Wir sind sehr glücklich über das positive Signal aus Brüssel und den Fortbestand von Brauchtum und Sport“, erklärte der Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Olpe weiter.
Es sei zwar schade, dass immer erst die hohe Politik eingeschaltet werden müsse, damit die Beamten in Brüssel verstehen, was vor Ort los sei, sagte Peter Liese. „Aber letztlich zählt der Erfolg.“