Buchhändler Tim Höfer von der Berleburger Buchhandlung hat für uns „Die Novemberschwestern“ entdeckt. Warum er das Buch empfiehlt.

Schätze müssen nicht zwangsläufig aus Gold oder Juwelen bestehen. Auch in der Literatur werden immer wieder welche geborgen. Ein solcher Schatz ist für mich der Roman „Die Novemberschwestern“ von Josephine W. Johnson; erstmals erschienen bereits 1934. Im Aufbau Verlag kann man nun auch die deutsche Übersetzung von Bettina Abarbanell genießen.

Die USA zur Zeit der großen Weltwirtschaftskrise: Die Familie Haldmarne bewirtschaftet eine Farm. Es ist nichts weniger als ein Kampf ums Überleben. Wenn die Ernte misslingt, gibt es nichts zu essen und die Hypothek kann nicht abbezahlt werden. Als dann der Regen für eine lange Zeit ausbleibt, kommt es zur Katastrophe.

Die Sprache ist unglaublich bildstark. In klaren, genauen Sätzen und einem ganz eigenen Ton entwirft die Autorin ihre Geschichte. Der Roman war seiner Zeit ohne Frage weit voraus. Die Emanzipation der Frau spielt eine genauso große Rolle wie das Umdenken im Umgang mit der Natur und deren Ressourcen.

Die weiblichen Charaktere sind für die damalige Zeit ungewöhnlich selbstbestimmt. Die Natur wird als urtümliche, erhaltenswerte Kraft verstanden und nicht als bloße Ausbeutungsfläche. Kaum zu glauben, dass wir hier einen Text vor uns haben, der fast 90 Jahre alt ist.

Die Charaktere sind so voller Leben, die Gedankengänge so unfassbar aktuell. Selbst die unerwiderte Liebe der Hauptfigur zum Erntehelfer wird ohne übertriebene Romantik beschrieben.

Für ihren Debütroman „Die November-Schwestern“ erhielt Josephine W. Johnson mit nur 24 Jahren den Pulitzer-Preis und war die bis dahin jüngste Preisträgerin der prestigereichen Auszeichnung.

Die drei Haldmarne-Schwestern machen sich kaum Illusionen und lassen sich nicht zum Spielball männlicher Dominanz degradieren. Entdecken Sie diesen wundervollen, inspirierenden Text und bergen Sie den Schatz aus Wörtern!

Josephine W. Johnson: Die Novemberschwestern. Aufbau-Verlag, 22 €, 222 Seiten.