Hagen. Im Vorjahr sorgte die Energiekrise für skurrile Szenen beim Kampf ums rare Brennholz und für Hamsterkäufe. Nun kommt es zu einem anderen Extrem.

Die Region hat noch einmal heiße Spätsommertage erlebt, die Wenigsten dürften da an die kalte Jahreszeit gedacht, die Heizperiode im Blick haben. Aber sie kommt, auch für diejenigen, die auf das zuletzt rare Brennholz angewiesen sind.

Im vergangenen Jahr waren die Energiepreise explodiert, Gas, Öl und Strom teuer. Viele setzten daher zum Heizen auf den Naturrohstoff Holz. Die Nachfrage war riesig, der Markt vielerlorts leer gefegt, vor allem Laubholz Mangelware. Das führte zu teils absurden Szenen und Hamsterkäufen. Wie in der Corona-Pandemie bei Klopapier oder Mehl. Es gab Berichte über Holzklau, über Sägewerke und Forstbetriebe, die ihre Polter im Wald mit GPS-Trackern sicherten. Und nun, ein Jahr später, wie sieht die Situation zum Herbstbeginn aus?

„In diesem Jahr“, sagt Brennholzhändler Tobias Müller aus Balve-Langenholthausen, „erleben wir das andere Extrem.“

Bild aus dem Oktober 2022: Tobias Müller vom gleichnamigen Forstbetrieb konnte die extreme Nachfrage nach Brennholz damals kaum bedienen.
Bild aus dem Oktober 2022: Tobias Müller vom gleichnamigen Forstbetrieb konnte die extreme Nachfrage nach Brennholz damals kaum bedienen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Ohne Trocknungsanlage aufgeschmissen

Nach dem Run auf Brennholz in 2022 habe er bereits im vergangenen Jahr sehr viel Stammholz reserviert, um vorbereitet zu sein. Die Nachfrage in der ersten Hälfte dieses Jahres sei dann aber „äußerst zurückhaltend“ gewesen. „Es ist untypisch, dass im Frühjahr so wenig ging wie dieses Jahr“, erzählt Müller. Viele besorgte Kunden hätten sich wohl im Vorjahr, während der Energiekrise, die Lager gefüllt und Vorräte angelegt, von denen sie immer noch zehrten.

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Müller verfügt über Trocknungsanlagen, kann nasses Holz innerhalb weniger Wochen Feuchtigkeit entziehen, so dass es nach kurzer Zeit als geeignetes Brennholz verkauft werden kann. Die verregneten Monate dieses Jahr stellten ihn daher nicht vor Probleme. Sein Lager sei gut gefüllt mit trockenem Holz. Welcher Händler aber Holz auf natürliche Weise trocknen lassen müsse, brauche eineinhalb bis zwei Jahre. „Diese Händler sind noch nicht wieder lieferfähig, wenn sie letztes Jahr ausverkauft waren“, sagt Müller.

Sein Kollege Thomas Wiese aus Schmallenberg-Sögtrop lässt mangels eigener Trocknungsanlage bei Sägewerken trocknen. Auch er meldet: Trockenes Brennholz sei bei ihm verfügbar. Er liefere derzeit aus. „Die Bestellungen haben im letzten Monat angefangen und nehmen jetzt zu. Die Kunden, die auf Nummer sicher gehen wollen, bestellen auch bei schönem Wetter“, sagt Wiese. Wie Müller berichtet auch er im Übrigen, dass die zwischenzeitliche Verwirrung um die Zukunft von Holzheizungen im Zuge der Diskussionen um die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bei ihren Kunden kein größeres Thema gewesen sei.

Dass Brennholz verfügbar ist, ist die gute Nachricht für die Kunden. Die schlechte: Anders als bei Pellets ist bei den Brennholz-Preisen von Entspannung offenbar wenig zu spüren.

Nachfrage sinkt, Preise nicht

Buchenholz, das einen besseren Brennwert hat als das „Anfeuerholz“ Fichte, koste derzeit 145 Euro pro Schüttraummeter, liege also „annähernd auf dem Niveau des Vorjahres“, sagt Müller. Wiese gibt 135 Euro an – und berichtet von einem veränderten Kaufverhalten der von der Inflation geplagten Kunden. Diese würden weniger Buche dafür mehr Fichte kaufen und mit dem günstigeren Fichtenholz (zwischen 75 und 95 Euro pro Schüttraummeter) anfeuern, erst dann Buche in den Ofen legen. „Das Geld wird knapper bei den Leuten. Man merkt, dass alles teurer geworden ist“, sagt Wiese.

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Im Vorjahr kostete der Schüttraummeter Buche etwa 150 Euro. Dass der Preis nun, trotz zuletzt geringerer Nachfrage, nicht deutlich gesunken ist, führt der Schmallenberger Händler auf allgemein gestiegene Kosten zurück. Er zahle im Einkauf mehr für Rundholz, auch die Sägewerke würden mehr verlangen. Zudem lasse er das Holz vor Auslieferung an die Kunden zwecks Reinigung durch eine Siebtrommel laufen, so dass Rinde und Sägemehl abfallen, die Kunden also trockenes und gereinigtes Brennholz erhielten.

Für das kommende Jahr rechnet Tobias Müller zwar mit der Rückkehr zu einer „gewissen Normalität“ auf dem Brennholz-Markt, aber mittel- bis langfristig werde Holz wohl ein knappes Gut bleiben. Das habe auch mit den Auswirkungen der Borkenkäferplage zu tun. Aufgrund der Schäden werde in den kommenden Jahren weniger Fichtenholz zur Verfügung stehen. Viele Sägewerke, für die Fichte das „Hauptholz“ sei, müssten sich umorientieren. „Da wird mit Sicherheit auch auf Laubholz zurückgegriffen werden. Das konkurriert dann mit anderen Verwendungszwecken“, erklärt Müller.

Carsten Peters von der Verbraucherzentrale NRW wundert sich dennoch, dass die Brennholzpreise kaum gefallen sind. Bei Pellets habe sich die Situation in den vergangenen Monaten schließlich auch spürbar entspannt.

Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW in der Beratungsstelle Arnsberg.
Carsten Peters, Energieberater der Verbraucherzentrale NRW in der Beratungsstelle Arnsberg. © Verbraucherzentrale NRW | Carsten Peters

Schwankungen beim Pellets-Preis

„Im Schnitt liegen wir bei 420, 430 Euro pro Tonne Pellets. Das ist die Hälfte von dem, was im vergangenen Jahr um diese Zeit verlangt wurde“, sagt der Energieberater, der in der Beratungsstelle Arnsberg der Verbraucherzentrale arbeitet. Der Pellets-Preis sei zwischenzeitlich sogar noch weiter gefallen, auf 300 Euro pro Tonne und damit auf ein ähnliches Niveau wie vor der Energiekrise. Warum er dann wieder angestiegen sei, „weiß keiner“, sagt Peters.

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Er empfiehlt Verbrauchern, sich für die nahende Heizperiode auf einen Durchschnittspreis pro Tonne Pellets von 350 Euro bis 400 einzustellen. Nach den Preissteigerungen infolge der Energiekrise und der Inflation sei nicht mit einem stärkeren Rückgang oder gar der Rückkehr zu früheren Werten zu rechnen. „Das sieht man auch bei Diesel und Benzin. Obwohl der Rohölpreis runtergegangen ist, bleibt es an den Tankstellen trotzdem teuer“, sagt Peters und erklärt: „So erwarte ich es auch bei Pellets.“

<<< Hintergrund: Millionen Holzheizung in Deutschland>>>

Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums nutzen rund 1,1 Millionen Haushalte in Deutschland Scheitholz, Holzpellets oder Holzhackschnitzel als primäre Energiequelle zum Heizen des kompletten Wohnraums. Zudem gebe es etwa 11,2 Millionen sogenannte Einzelraumfeuerstätten als ergänzende Holzheizungen, überwiegend Kaminöfen und Kachelöfen. Ende 2022 gab es in Deutschland rund 43,4 Millionen Wohnungen. Knapp die Hälfte von ihnen wird mit Gas, knapp ein Viertel mit Heizöl beheizt. (dpa)