Brilon. So etwas gibt es nur in Brilon: der historische Hochgarten am Museum Haus Hövener fasziniert Besucher und birgt viele Geheimnisse.

Dornröschen könnte hier schlafen. Die wilden Bibernellrosen wuchern über die Mauer und lassen ihre Blütenblätter wie im Märchen auf die Briloner Fußgängerzone herab regnen. Mehrere Meter über dem geschäftigen Herzen der Stadt, aber völlig abgeschieden vom Trubel des Zentrums, verbirgt sich ein verwunschener Hochgarten, vermutlich der einzige seiner Art. Das historische Gartendenkmal gehört zum Museum Haus Hövener und gibt dessen Team einige Rätsel auf. Auch vor Jahrhunderten war der Platz in den dicht bebauten Innenstädten knapp und teuer. Welche Gründe mögen dazu geführt haben, dass eine Familie an derart exponierter Stelle neben dem Marktplatz auf 510 Quadratmetern einen Lustgarten anlegt, statt zu bauen, um durch Miete oder Geschäft Geld zu verdienen?

Die schönsten Fotos aus dem Hochgarten

Der historische Hochgarten von Haus Hövener in Brilon ist vermutlich der einzige seiner Art. Doris Tilly pflegt ihn. 
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Doris Tilly inmitten ihrer Rosen im historischen Hochgarten des Museums Haus Hövener in Brilon.
Doris Tilly inmitten ihrer Rosen im historischen Hochgarten des Museums Haus Hövener in Brilon. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Soviel weiß man: Auf dem Grundstück befand sich seit dem 14. Jahrhundert das Armenspital. Beim großen Stadtbrand von 1742 wurde das Gebäude mit der angrenzenden Kapelle zerstört. Der Platz blieb 60 Jahre unbebaut. Dann erwarb ein Kaufmann das Areal und errichtete 1802 ein spätbarockes Stadtpalais, das schon 1816 von der Gewerkenfamilie Kannegießer-Unkraut-Hövener übernommen wurde und heute Museum Haus Hövener beherbergt.

Unter der Erde befindet sich Schutt

Ein Teil der Fläche wurde allerdings zum Hochgarten, „Wir haben den Untergrund geologisch untersuchen lassen“, schildert Winfried Dickel, der Vorsitzende der Stiftung Briloner Eisenberg und Gewerke, die das Museum trägt. „Unter der Erdschicht befindet sich Schutt.“ Das sind vermutlich die Überreste der abgebrannten Vorgängerhäuser. Dickel: „Vorne zur Straße war ein Abtritt für die Fuhrleute und der Dienstboteneingang.“

Doris Tilly hegt und pflegt den Garten wie eine gute Märchenfee. Behutsam rekonstruiert die Floristin die Anlage nach den wenigen vorhandenen alten Plänen, denn sie war verwildert. Wilhelmine Hövener, die letzte Nachfahrin der bedeutenden Unternehmerfamilie Kannegießer-Unkraut-Hövener und Stifterin von Haus und Museum, hilft ihr dabei sogar posthum, denn sie ließ nichts verkommen, weder leere Puddingpulverpäckchen noch die Samen ihrer Blumen. Sie sammelte die Samen, füllte sie in die Tütchen und beschriftete sie sorgsam. Ein kostbarer Schatz. „So habe ich einen Anhaltspunkt, welche Pflanzen reindürfen, weil es eben ein historischer Hochgarten ist“, erläutert Doris Tilly. Alte Bestellzettel dokumentieren, dass die Familie ihre Gartensämereien bei Cretschmar in Düsseldorf erwarb: Wicken, Rotkohl, Rote Bete, Schleifenblume, Reseda, Speisekürbis, Adonisröschen, Hellroter Mohn.

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Ein Geheimnis lüften

Was wie eine wilde Mischung aus Gemüse und Blumen anmutet, könnte Hinweise geben, um ein Geheimnis des Gartens zu lüften. Wer auf den Kieswegen lustwandelt, sich vom kostbaren Duft der uralten Rosen verwöhnen lässt, so völlig abgeschieden vom Leben draußen und doch so nah, der fühlt sich in ein Märchen versetzt. „Eine arme Witwe, die lebte einsam in einem Hüttchen und vor dem Hüttchen war ein Garten, darin standen zwei Rosenbäumchen, davon trug das eine weiße, das andere rote Rosen.“ Der Hochgarten an Haus Hövener ist möglicherweise ein Biedermeiergarten.

In der Biedermeierzeit wird die bürgerliche Familie erfunden, die Häuslichkeit. Der Blumengarten am Haus ist eine Erfindung des Bürgertums in dieser Epoche. Der Biedermeiergarten ist ein intimer Ort, von der Außenwelt abgeschieden, Rasen gibt es nicht, die Beete sollen möglichst natürlich gestaltet sein, Blumen und Gemüse werden durcheinander gepflanzt. Haus und Garten bilden eine Einheit, der Garten ist ein wohnlich eingerichteter Außenraum, in dem jeder Winkel genutzt wird. Er soll die Seele der Familie heben und das sittliche Empfinden verbessern. Wir wissen von diesen verschwundenen Paradiesen nur noch aus Literatur und Malerei. Keiner ist mehr erhalten, mit Ausnahme vielleicht des Briloner Hochgartens.

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Die Epoche der Märchen

Die Natur spielt eine große Rolle in Kunst, Musik und Literatur - und im Märchen. Märchen sind die beliebteste Literatur-Gattung der Epoche. Sie werden von Erwachsenen gelesen, nicht von Kindern. Der verwunschene Garten ist immer wieder ein Akteur in diesen Geschichten. Dornröschen schläft hinter Dornenhecken, Rapunzels Mutter gelüstet es nach Salat, Kay und Gerda aus der Schneekönigin spielen in einem Dachgarten voller Rosen: „Drinnen in der großen Stadt, wo so viele Menschen und Häuser sind, dass dort nicht Platz genug ist, dass alle Leute einen kleinen Garten besitzen können, und wo sich deshalb die Meisten mit Blumen in Blumentöpfen begnügen müssen, waren zwei arme Kinder, die einen etwas größern Garten, als einen Blumentopf, besaßen.“ Hochzeitspaare lassen sich gerne im Hochgarten fotografieren. Das ging schon den Hauseigentümern so. Ein historisches Foto von 1928 zeigt Maria Hövener und ihren aus Münster stammenden Bräutigam Fritz Peters mit der Hochzeitsgesellschaft im Garten.

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Für die Gartenforschung sind die erhaltenen Bestellzettel interessant, weil sie Einblicke in die Gartenkultur einer bürgerlichen westfälischen Familie ermöglichen. Aus Adel und Klöstern haben sich Belege erhalten, aus dem Bürgertum jedoch kaum. Winfried Dickel: „Der Garten zeigt, dass es einen Sauerländer Wirtschaftsadel gab, der sich Lustgärten leisten konnte. Die Bauern, die in der Stadt ansässig waren, hatten keinen Platz für Blumengärten. Die Wirtschaftsgärten befanden sich vor den Stadttoren, auch die Familie Kannegießer-Unkraut-Hövener hatte draußen noch einen Wirtschaftsgarten.“

Ein Lernort für Kinder

Die Magie des Gartens zu behüten, ist für Doris Tilly eine „eine große Ehre“. Und: „Es ist ein Herzensgarten“, sagt sie. „Weil er so mitten in der Stadt ist, weil er so wild und schön natürlich ist. Das muss man erhalten.“ Die Beete sollen aussehen, als wären sie so gewachsen. „Es macht sich ja vieles selbst, die Pflanze muss sich wohlfühlen, sonst gedeiht sie nicht. Es gibt kein Unkraut. Das, was wir Unkraut nennen, ist vielleicht ein Heilkraut, und die Bienen freuen sich.“ Natternkopf, Walderdbeeren, Nachtkerzen, Astrantien, Glockenblumenarten, Herbstanemonen stehen zwischen den Rosen und viel Frauenmantel, davon wickelt sie den Kindern Kränze. Jeden Herbst bietet Doris Tilly im Garten eine Staudentauschbörse an.

Überhaupt die Kinder. Die sammeln mit Doris Tilly zusammen die Samen der Akelei, dunkelblau, weiß und rosa, und des Diptams, denn das Museum hat eine Garten-AG zusammen mit der Marienschule. Das Saatgut bewahren sie in durchsichtigen Gläsern auf, „so dass ich den Jungen und Mädchen auch die unterschiedlichen Fruchtstände und was sich so entwickelt zeigen kann“, sagt Doris Tilly. Schulklassen nutzen den historischen Hochgarten ebenfalls als Lernort.

Der außergewöhnlichste Innenstadtgarten Deutschlands bewahrt seinen verwunschenen Zauber über die Jahrhunderte hinweg. Die Besucher loben: Er ist wie ein lebendig gewordenes Gedicht. Zum Beispiel des Biedermeier-Lyrikers Ludwig Uhland: „Was zagst du, Herz, in solchen Tagen, Wo selbst die Dorne Rosen tragen?“

www.haus-hoevener.de