Hagen. Nach dem gewaltsamen Tod eines 24-Jährigen in Lüdenscheid hat sich der Tatverdächtige gestellt. Der 23-jährige Syrer sitzt in Untersuchungshaft.
Der 23-jährige Syrer, der am Maifeiertag einen 24 Jahre alten Landsmann in Lüdenscheid erschossen haben soll und sich am Donnerstagabend in Begleitung seines Anwalts der Polizei Hagen gestellt hatte, sitzt in Untersuchungshaft. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Hagen am Freitagmittag nach der Entscheidung eines Haftrichters am Amtsgericht Hagen mit.
Der mutmaßliche Täter, den die Ermittler am Donnerstag auch mittels eines öffentlichen Fahndungsaufrufs gesucht hatten, war zuletzt in Meschede gemeldet und „ist strafrechtlich schon mal in Erscheinung getreten“, wie der ermittelnde Staatsanwalt Ömer Sivrice dieser Zeitung bestätigte. Um welche Vergehen es sich dabei handelt, wollte Sivrice nicht bekanntgeben. Laut Bild-Zeitung soll es unter anderem um Körperverletzung und Drogendelikte gehen.
Der mutmaßliche Schütze, der wie das Opfer syrischer Staatsangehöriger ist, war laut Polizeiangaben mit dem Opfer bekannt. Vor dem tödlichen Zwischenfall am Montagnachmittag sollen Schüsse auf die Wohnung der Familie des Opfers in Lüdenscheid abgegeben worden sein. „Die Ermittlungen dauern an, wir wissen nicht, ob das der Beschuldigte war. Das ist unklar“, sagte Sivrice.
Zu den Details des Bekanntschaftsverhältnisses der beiden Syrer, zum Verbleib der Tatwaffe, zu den Umständen der Tat, zum Ergebnis der am Dienstag durchgeführten Obduktion und zum Motiv machte Sivrice mit Verweis auf die andauernden Ermittlungen keine Angaben. Ebenso wollte er sich nicht dazu äußern, wie die Ermittler auf die Spur des tatverdächtigen 23-Jährigen gekommen seien.
Tödlicher Schuss im Zentrum von Lüdenscheid
Das 24 Jahre alte Opfer war laut Polizei am Montag im Zentrum von Lüdenscheid auf der Rolltreppe des Zentralen Omnibusbahnhofs von dem Tatverdächtigen zunächst angeschossen und lebensbedrohlich verletzt worden. Später sei der junge Mann im Krankenhaus gestorben. Der 24-Jährige soll von nur einem Schuss tödlich getroffen worden sein. Eine Mordkommission des Polizeipräsidiums Hagen ermittelt in der Angelegenheit.
Die Polizei hatte am Montag zunächst einen 15- und einen 18-Jährigen in der Nähe des Tatorts im Lüdenscheider Zentrum festgenommen. Die beiden waren jedoch am Dienstag wieder auf freien Fuß gesetzt worden, weil sich der dringende Tatverdacht nicht erhärtet habe, wie die zuständige Staatsanwaltschaft Hagen mitgeteilt hatte. Sivrice bestätigte, dass er keinen Haftbefehl gegen die beiden Jugendlichen beantragt habe. Ob das Duo im Zusammenhang mit der Tat noch eine Rolle spielt, wollte der Staatsanwalt nicht kommentieren.
Todesschuss ein Jahr nach tödlichem Drama auf Kirmes
Der Vorfall vom 1. Mai ereignete sich fast genau ein Jahr nach dem ebenfalls tödlichen Zwischenfall auf der Steinert-Kirmes in Lüdenscheid, als im Zuge eines Streits ein Unbeteiligter zu einem tragischen Zufallsopfer wurde. Damals, am 21. Mai 2022, waren auf dem Volksfest mehrere Schüsse gefallen – wohl im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe junger Männer im Alter zwischen 16 und 20 Jahren mit einem Jugendlichen, der seinen Vater zur Hilfe rief. Eine Kugel erwischte damals einen unbeteiligten 40-Jährigen im Bauch. Das Zufallsopfer – ein sudanesischer Asylbewerber – verblutete wohl.
Damals wurden recht schnell zwei Teenager (16) festgenommen, aber auch zügig wieder freigelassen. Inzwischen wird ein heute 18-jähriger Marokkaner beschuldigt, für den tödlichen Kirmes-Schuss verantwortlich zu sein. Der junge Mann war Anfang Februar zusammen mit drei Syrern wegen einer Serie von Raubüberfällen in Lüdenscheid, Hagen und andernorts verurteilt worden (zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren). Wie im Laufe dieses Verfahrens vor dem Landgericht Hagen bekannt wurde, wird der 18-Jährige aus den Reihen seiner Mitangeklagten bezichtigt, den fatalen Schuss auf der Kirmes abgegeben zu haben. Mit einer Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft Hagen ist zeitnah zu rechnen, auch wenn von der Tatwaffe jede Spur fehlen soll.
Dass es gerade jetzt – gut eine Woche vor Beginn der Steinert-Kirmes 2023 – erneut zu einem tödlichen Zwischenfall in Lüdenscheid kam, ist wahrscheinlich Zufall. Wie die Staatsanwaltschaft Hagen mitteilt, ergeben sich nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen „keine Zusammenhänge zwischen der aktuellen Tat vom 1. Mai und dem zurückliegenden Fall auf der Lüdenscheider Kirmes im Jahr 2022“.