Lüdenscheid. Experten und Verantwortliche haben sich vor der Sprengung an der A45 ausgetauscht. Wie es nach dem Fall der Rahmedetalbrücke weitergeht.
48 Tage sind es noch, bis die marode und deswegen seit Dezember 2021 gesperrte Talbrücke Rahmede an der Autobahn 45 dem Erdboden gleichgemacht wird. Die Sprengung ist für Sonntag, 7. Mai, vorgesehen. Am Dienstag fand vor dem großen Tag das letzte Spitzentreffen zwischen Vertretern von u.a. Bund und Land, Märkischer Kreis, der Autobahn GmbH, Straßen.NRW, der Verwaltung, aus Politik, Vereinen und Verbänden in Lüdenscheid statt. Das ist der Stand an Deutschlands wohl unrühmlichster Brücke:
Vergabe des Neubau-Auftrages
Das Vergabeverfahren war im Oktober gestartet worden als eine Art Casting. Die Unternehmen, die Interesse an dem Auftrag hatten, mussten ihre Expertise nachweisen, eine Brücke, die so lang (453 Meter) und hoch (fast 100 Meter) ist, bauen zu können. Drei Unternehmen sind daraufhin im Dezember aufgefordert worden, die detaillierte Planung für eine neue Brücke durchzuführen (funktionale Ausschreibung). Wichtigstes Kriterium neben dem Preis: die Bauzeit. Dieser Prozess der Planung bei den Unternehmen läuft derzeit noch.
Das ist die A45-Talbrücke Rahmede
Ein Problem? Nein, sagt Dirk Stiepert, Leiter der Außenstelle Hagen der Autobahn GmbH: „Dadurch, dass jetzt schon Planungsarbeiten durchgeführt werden, gewinnen wir immens viel Zeit.“ Derzeit stellten die Unternehmen immer wieder Fragen zu Details der Gegebenheiten. Alle Fragen und Antworten werden allen Bietern zur Verfügung gestellt, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
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Ein Wettkampf um Zeit. „Es geht uns um die Innovationen der Firmen, um schneller bauen zu können“, sagt Stiepert. Wann die Frist für die Bieter endet, ließ Stiepert offen. „Im Herbst erteilen wir den Auftrag“, skizzierte er den weiteren zeitlichen Ablauf.
Stand an der Brücke
Seit vergangenen Freitag sind dutzende Seecontainer zu Schutzmauern für die Gebäude unter der Brücke aufgestapelt worden. Am 17. April, wenn die Straße unter der Brücke (Altenaer Straße) gesperrt wird, werden auf der Fahrbahn weitere Container aufgestellt, insgesamt werden es dann rund 60 sein.
„Immense Erdtransporte“, sagt Stiepert, fänden derzeit noch immer statt, um das Fallbett für die Brücke in steilem Gelände zu modellieren. „An den Brückenpfeilern werden die Sprenglöcher gebohrt“, sagt Stiepert. Dazu würden die Pfeiler eingerüstet, um dies auch im oberen zu gewährleisten.
Tag der Sprengung
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wird am 7. Mai der Sprengung vor Ort in Lüdenscheid beiwohnen. Das gab Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD) am Dienstag nach dem Spitzentreffen bekannt. Wissing hatte die A 45 und die Talbrücke Rahmede zur Chefsache erklärt – und eine Sprengung bis spätestens zum 18. Dezember 2022 angekündigt. Dieser Termin ließ sich nicht halten.
Schaulustigen wird davon abgeraten, für die Sprengung nach Lüdenscheid zu reisen. „In der Vergangenheit hat es immer wieder erheblichen Brückentourismus gegeben“, sagt Wagemeyer mit Blick auf ähnliche Sprengungen.
Das Interesse an diesem Fall dürfte deutlich größer sein, weil es sich um „eine besondere Brücke“ handele, wie er sagt. „Ich möchte den dringenden Appell an alle richten, sich an die Absperrungen zu halten“, sagt Wagemeyer. „Das ist keine kleine Brücke, die Sprengung ist mit Gefahren verbunden.“ Im Umkreis von 350 Metern wird die Brücke an dem Tag abgesperrt. Das WDR Fernsehen überträgt die Sprengung der Brücke live, in der Lüdenscheider Innenstadt wird dies auf einer Leinwand gezeigt.
Lkw-Durchfahrtsverbote
„Es wird Durchfahrtsverbote geben, die Stadt Lüdenscheid wird welche anordnen“, sagt Wagemeyer. Finale Details dazu befänden sich derzeit in Klärung mit dem Märkischen Kreis, Land und Bund sowie angrenzenden Kommunen auch außerhalb des Kreises wie Hagen. Der Plan ist, jenen Lkw-Verkehr aus der Stadt fernzuhalten, der nicht dem regionalen Güterverkehr zuzurechnen ist.
Allerdings, sagt Wagemeyer, käme das Durchfahrtsverbot frühestens am 11. Juni. Warum so konkret? Weil an diesem Tag - nach derzeitiger Planung - die Sperrung der Altenaer Straße unter der Brücke aufgehoben wird. Gut einen Monat nach der Sprengung sollen also alle Container, Erdmassen und Schuttreste beseitigt sein. Durch die Sperrung der Straße würden aber die Bedarfsumleitungen ohnehin mehr belastet. „Wir haben die Befürchtung, dass es dann zusammen mit dem Durchfahrtsverbot zu schwierigen Verhältnissen kommen kann“, sagt Wagemeyer.