Lüdenscheid. 15 Meter hohe Wände aus Seecontainern entstehen in Lüdenscheid unter der Talbrücke Rahmede – weil sie mal wieder eine Besonderheit darstellt.
Unterhalb der Brücke, die die Region immer noch in Atem hält, herrschte am Donnerstag und Freitag rege Betriebsamkeit – und ähnelte die Kulisse die an einem Containerhafen. Erst wurde ein großer Kran angeliefert, dann auf langen Lkw Seecontainer. Seecontainer? Ja, diese werden derzeit zu 15 Meter hohen Wänden aufgestapelt. Insgesamt 50 bis 60 Container sollen ein Wohnhaus und einen Galvanikbetrieb direkt unterhalb der Talbrücke Rahmede schützen, wenn diese am Sonntag, 7. Mai gesprengt wird. Das Bauwerk der Autobahn 45 ist einsturzgefährdet und deswegen seit Dezember 2021 voll gesperrt.
A-45-Brücke: Druckwelle wird bei Sprengung besonders heftig
Am Freitagvormittag waren erst rund 20 Container an Ort und Stelle gebracht worden. In den Containern befinden sich Tanks mit Wasser, die für zusätzliche Trägheit sorgen sollen. Denn die Container sollen nicht nur vor umherfliegenden Teilen schützen, sondern müssen auch die Druckwelle abfangen, die bei dieser Sprengung besonders stark sein wird.
Grund: Für gewöhnlich werden Brücken vor der Sprengung geleichtert, in dem vorab abgetragen wird, was abgetragen werden kann. Beispiel: Die Asphaltdecke wird entfernt und Löcher in den Beton gestemmt. So kann die Luft beim Zusammensturz nach oben entweichen – wie bei einem nach unten offenen Karton, in den Löcher gemacht worden sind. Problem: All diese Arbeiten waren wegen des besorgniserregenden Zustandes der Rahmedetalbrücke nicht möglich. Jeglicher Verkehr ist untersagt. Die Druckwelle wird daher seitlich entweichen.
Nach Straßensperrung: Mehr Verkehr auf der Umleitungsstrecke
Weitere Container werden zudem auf der unterhalb der Brücke liegenden Altenaer Straße aufgebaut. Diese wird für die Erstellung des Fallbettes und die späteren Räumungsarbeiten ab dem 17. April bis zum 10. Juni gesperrt. Eine großräumige Umleitung (U44) führt über Werdohl und Altena. Umweg: 38 Kilometer. „Auf der A 45-Umleitung in Lüdenscheid ist mit einer höheren Verkehrsbelastung zu rechnen“, teilt die Stadt Lüdenscheid mit.
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Dabei soll ja langfristig eine Verringerung des Verkehrs erreicht werden. Mittel zum Zweck sollte ein Durchfahrtsverbot für den Lkw-Transitverkehr sein, das weiterhin eifrig und kontrovers diskutiert wird. Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD) meldete sich in dieser Woche in seiner Rolle als Bürgerbeauftragter zu Wort und ließ wissen, dass sich das lange diskutierte und zwischenzeitlich schon fast wieder verworfene Durchfahrtsverbot für den überregionalen Lkw-Verkehr „auf der Zielgeraden“ befinde: „Der Märkische Kreis und die Stadt Lüdenscheid stehen unmittelbar vor einer Einigung über die Anordnung und Umsetzung eines Durchfahrtsverbots zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger der Region.“
7500 mautpflichtige Lkw auf den Umleitungsstrecken
Eine Entlastung, die nötig ist, weil sich seit der Sperrung der A 45 nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums rund 7500 mautpflichtige Lkw über die Umleitungsstrecken in Lüdenscheid quälen. Problem an der bisherigen Planung: Nachbargemeinden im Märkischen Kreis wie Schalksmühle, Altena, Halver und Herscheid, aber auch die kreisfreie Stadt Hagen fürchten Verdrängungseffekte: Wer in Lüdenscheid nicht mehr fahren darf, der weicht vielleicht nach nebenan aus. Das Problem würde nicht gelöst, sondern verlagert.
Um eine Lösung wird aber gerungen – zwischen Stadt und Kreis. Der wiederum kann eine unmittelbar bevorstehende Einigung mit der Stadt noch nicht erkennen und wiederholt auf Nachfrage, dass es „keinen neuen Stand“ und weiter „konstruktive Gespräche“ gebe. Es müsse eine Lösung gefunden werden, die „rechtssicher und handhabbar ist“. Ende? Offen.