Lüdenscheid/Hagen. Die Menschen an den A-45-Umleitungsstrecken fordern ein Lkw-Durchfahrtsverbot. Warum das wohl nicht kommen wird.

Für die Bürger von Lüdenscheid wäre es ein Segen, für andere Kommunen im Märkischen Kreis und im Raum Hagen ein Fluch: Das von den Anwohnern der A-45-Umleitungsstrecken geforderte Durchfahrtsverbot für den Lkw-Verkehr kommt wohl nicht.

Was sowohl NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) als auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor zwei Monaten vollmundig als gute Nachricht verkündeten, würde die Probleme lediglich in die Nachbarschaft verlagern. Darüber sind sich die Stadt Lüdenscheid und der Märkische Kreis einig. Sie müssten das Verbot umsetzen; aus ihrer Sicht wollen Bund und Land ihnen aber nun den schwarzen Peter zuspielen.

Rund 7500 mautpflichtige Lkw befahren nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums wegen der gesperrten A 45 werktags die Umleitungsstrecken im Raum Lüdenscheid. Etwa 4000 davon sind dem Quell- und Zielverkehr zuzuordnen. Nicht nur die Menschen der Region leiden, auch die Infrastruktur: Viele Straßen und Bauwerke sind bereits beschädigt. Eine wichtige Brücke der B 236 in Altena ist seit Mitte Januar für alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt.

Märkischer Kreis fürchtet Verdrängungseffekte

„Ein Verbot für den Lkw-Durchgangsverkehr auf der Bedarfsumleitung wird zu Verdrängungseffekten führen“, teilte der Märkische Kreis mit. „Im Fokus der Prüfung steht daher weiterhin die Intention, eine regionale Verdrängung des Verkehrs und somit eine zusätzliche Belastung anderer Städte und Gemeinden im Kreisgebiet zu minimieren.“

Die regionale Wirtschaft sieht ein rigoroses Lkw-Verbot ebenfalls skeptisch, aber aus einem anderen Grund. Sie befürchtet, dass die Unternehmen der Region nicht mehr beliefert werden können.

Die Union im Bundestag hat Wissing nun aufgefordert, rechtliche Möglichkeiten zu schaffen und Maßnahmen umzusetzen, die den überregionalen Transitverkehr zwischen dem Autobahnkreuz Olpe-Süd und dem Westhofener Kreuz weitläufig umleiten. In einer Kleinen Anfrage wollen CDU und CSU wissen, ob Wissing eine temporäre Mautbefreiung für die Umfahrung des Streckenabschnitts auf der A 45 für sinnvoll hält. Gleichzeitig schlagen sie vor, den Abschnitt zwischen Olpe und Hagen auf der A 45 für den überregionalen Transitverkehrdeutlich zu verteuern, um die Umfahrung wirtschaftlich attraktiver zu gestalten. Zudem solle die Straßenverkehrsordnung so geändert werden, dass der Transitverkehr verbindlich die Umfahrung über A 4 und A 1 nutzen muss. „Lüdenscheid und das Volmetal fühlen sich wieder einmal alleingelassen“, sagt der CDU-Abgeordnete Florian Müller.

Bürgerinitiative stellt Antrag

Am Mittwoch wird sich der Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt Lüdenscheid wieder mit dem Thema beschäftigen. Die Mitglieder der Bürgerinitiative A 45 haben derweil die Nase voll: Sie bringen im Ausschuss jetzt selbst eine Anregung nach § 24 Gemeindeordnung ein. Titel: „Durchfahrtsverbot für den überregionalen Lkw-Verkehr in Lüdenscheid anordnen.“