Winterberg. Zu warm, zu nass: In Winterberg schmilzt der Schnee, viel weniger Lifte sind in Betrieb. Warum Betreiber und Touristen optimistisch bleiben.

Inmitten der schneeweißen Piste sticht eine Reihe neongelber Leibchen hervor: Eines nach dem anderen fahren die Kinder vorsichtig – und leicht wackelig – dem Skilehrer hinterher. Trotz Regen, Wind und Tauwetter lassen sich selbst die kleinsten Wintersportler den Spaß nicht nehmen. Im Gegenteil: Die Skipiste in Winterberg ist prall gefüllt. Frust über den Blick in die grüne Landschaft rechts und links neben der Strecke oder über künstlich erzeugten Schnee? Fehlanzeige.

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Franziska Frimmel aus Lübeck verbringt mit ihrer Familie für sechs Tage ihren Urlaub in Winterberg. „Wir sind hierher gekommen, um den Kindern das Skifahren beizubringen“, sagt sie. Dass es gerade keinen Naturschnee gibt, stört die Lübeckerin nicht. Dem Spaß auf der Piste tue das gar keinen Abbruch. Bis zum Wochenende bleiben sie, dann geht es wieder zurück in die Heimat.

Nur noch wenig Liftbetrieb

Vor Weihnachten waren noch 50 Lifte in der Wintersport-Arena Sauerland, die von Winterberg über Willingen und Schmallenberg bis hin ins Wittgensteiner Land reicht, in Betrieb. Mittlerweile befördern gerade mal zehn Anlagen die Wintersportler auf die Pisten. „Zehn Grad Außentemperatur und Regen tragen nicht gerade dazu bei, dass die Leute Lust auf Skifahren bekommen“, sagt Rouven Soyka, Sprecher des Sauerland-Tourismus.

Momentan sind nur noch die Pisten geöffnet, an denen Schnee-Kanonen stehen, die „technischen Schnee“ – so der Fachausdruck – produziert haben, doch auch diese haben bei der aktuellen Wetterlage Probleme. „Ein, zwei oder auch drei Schnee-Kanonen kriegen ihre Pisten bei den wenigen kalten Nächten nicht voll“, so Susanne Schulte, Sprecherin der Wintersport-Arena Sauerland. Die Betreiber stehen vor einigen Herausforderungen und das gerade zur Ferienzeit, in der besonders viele Unternehmungslustige unterwegs sind.

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Ob in Winterberg mit dem technischen Schnee auf den Pisten trotzdem genügend Platz für die Skifahrer vorhanden ist? „Für Anfänger reicht das dicke“, sagt Christoph Ludwig, der hier ist, um Skifahren zu lernen. „Aber wenn du schon länger fährst, ist das schon wenig.“ Sein Skilehrer Eddie Brandenburg stimmt zu. Die hohen Temperaturen und der fehlende Naturschnee seien schon eine Einschränkung: „Aber das ist ja auch in der Schweiz, in Österreich so. Da ist ja überall kein Schnee da.“

So sieht es im Skigebiet Winterberg aus

In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu. 
In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu.  © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services
In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu. 
In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu.  © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu. 
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In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu. 
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In Winterberg setzen die milden Temperaturen den Skipisten zu. 
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Ebenso aus Lübeck angereist ist Familie Fidorra. Zusammen mit ihrer Familie, Ehemann Kai und ihren beiden Kindern Sophia und Louis, verbringt Katharina Fidorra in den letzten Ferientagen ihren Urlaub in Winterberg. Die Eltern bringen ihren Kleinen bei, auf den Skiern zu stehen und ihre ersten Meter den Hang herunter zu fahren. „Bevor wir nach Österreich oder in die Schweiz fahren, dachten wir, können wir ja auch mal nach Winterberg fahren“, sagt die Lübeckerin. Dass kein Naturschnee liegt und die Pisten technisch beschneit werden müssen, ist natürlich auch ihr ins Auge gesprungen: „Gerade vor dem Hintergrund der Energiekrise macht man sich schon so seine Gedanken“, sagt Katharina Fidorra. „Deswegen hätten wir auch kein Problem damit, wenn das eingestellt würde.“

Kai, Sophia, Katharina und Louis Fidorra (von links) aus Lübeck stehen am Skiliftkarussell in Winterberg.
Kai, Sophia, Katharina und Louis Fidorra (von links) aus Lübeck stehen am Skiliftkarussell in Winterberg. © WP | Aaron Sayko

Gäste akzeptieren Preisanstieg

Doch einfach den Betrieb einstellen, das geht nicht. Auch den Mitarbeitern an der Piste wäre selbstverständlich der Naturschnee lieber, zeigen Gespräche unserer Zeitung, doch mit den Hotels, Restaurants und Bars hängen eben eine Menge Arbeitsplätze am Skibetrieb in Winterberg. Länger geplante Buchungen seien zwar nicht storniert worden, aber mit den kurzfristigen Trips sehe es in diesen Weihnachtsferien eher mau aus, sagt Rouven Soyka vom Sauerland-Tourismus. Regentropfen in der Glühweintasse oder auf der Bratwurst – nicht der Optimalfall. „Wenn es regnet, will keiner vor die Tür“, sagt Soyka.

Man merke das schlechte Wetter durchaus, sagt ein Kellner in einem Winterberger Hotel. Da sei eben nicht so viel los. Und wenn die Ferien nun vorbei seien, merkt er noch an, werde in Winterberg ohnehin nur noch an Wochenenden etwas los sein.

Im Restaurant „Dorf Alm“ ist hingegen fast jeder Tisch besetzt. Sie könnten sich über mangelnden Zulauf nicht beschweren, sagt Kellnerin Carmen Brinkmann, auch wenn an ihnen die hohe Inflation nicht spurlos vorbeigehe. „Wir mussten erhöhen, aber die Gäste akzeptieren die Preise“, sagt sie und fügt hinzu: „Sie sind ja auch froh, dass sie mal wieder raus können.“ Nebenan, im neu eröffneten Lodge Hotel, ist man ebenfalls zufrieden. „Von der Nachfrage her ist es gut gelaufen“, sagt Marion Arens, Leiterin Marketing und Kommunikation bei Göbel Hotels, die das Haus betreiben. Dass die Unternehmen die Preise angehoben haben, merke man schon, sagt Arens. „Aber die Leute sind bereit, den Preis zu zahlen.“

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Auch Ralf Hermann, Medienkoordinator von Winterberg-Touristik und Wirtschaft, sieht die Situation vor Ort positiv: „Ich denke, die Gästeströme hier in Winterberg sind einfach da.“ Das sei in diesem Jahr kein wirklicher Unterschied. Im Vergleich zu Skigebieten in den Alpen habe Winterberg einen klaren Vorteil: „Hier hast du ja die Kurzurlauber. Da sind wir flexibler für Familien, die mal kurz in den Skiurlaub fahren wollen.“

Die Hoffnung ruht auf der – nach Weihnachten – zweiten Hauptsaison im Februar, diese ist erfahrungsgemäß schneesicherer. Gerade rechtzeitig zu Beginn der niederländischen „Krokusferien“, die dem Skigebiet immer wieder einen Touristen-Schub beschert. „Die Liftbetreiber rackern sich alle ab. Wir hoffen, dass wir noch ein paar Wochen durchhalten, es kälter wird und vielleicht wieder ein paar Lifte mehr laufen“, so Rouven Soyka.

>> INFO: Aktuelles zum Skifahren

  • Aktuell sind zwei Skigebiete der Wintersport-Arena Winterberg geöffnet: das Skiliftkarussell Winterberg mit fünf Liften und das Rodelparadies Ruhrquelle.
  • Die Schneehöhe beträgt auf den Skigebieten jeweils 30 Zentimeter.
  • Die Wetterprognose sagt für Winterberg für die zweite Januarwoche kältere Luft voraus. Auch etwas Schnee ist möglich. Nach aktuellem Stand wird in der zweiten Hälfte der Woche aber erneut mildere Luft Einzug halten. Eine dauerhafte natürliche Schneedecke ist also nicht in Sicht.