Winterberg. Bekommt Winterberg sein erstes Fünf-Sterne-Hotel? Erstmals äußert sich der Vermieter des Grundstücks, auf dem derzeit ein Clubhotel ansässig ist.

Wenn sich in diesen Tagen die Internetseite des Clubhotels Hochsauerland in Winterberg aufbaut, ploppt ein fröhliches Paar im Comic-Stil auf. Der Mann hält eine Maß Bier in der Hand, seine womöglich bessere Hälfte ein Sektglas. Daneben steht: „Wir wünschen ein frohes neues Jahr!

Wie wird 2023 wohl für das laut Eigenbeschreibung „Gute-Laune-Hotel“ werden, das seit vier Jahren einen Gebäudekomplex auf dem 700 Meter hohen „Großen Saukopf“ im Winterberger Ortsteil Hoheleye gemietet hat?

Winterberger Stadtrat begrüßt die Pläne

Das Grundstück in Sichtweite zum Kahlen Asten möchte der Hamburger Projektentwickler Gert Prantner kaufen und dort ein Fünf-Sterne-Hotel bauen. Der Winterberger Stadtrat steht der Sache wohlwollend gegenüber.

Vorher müsste das Clubhotel allerdings komplett abgerissen werden. Siegfried Tausch, Betreiber der „gehobenen Erlebnisgastronomie auf unserem eigenen Bergzipfel“, weist auf einen gültigen Mietvertrag bis zum Jahr 2033 hin und will sich gegen die Pläne wehren. Jetzt äußert sich erstmals der Vermieter öffentlich.

Der Gebäudekomplex in Winterberg-Hoheleye ist seit vier Jahren an das Clubhotel Hochsauerland vermietet.
Der Gebäudekomplex in Winterberg-Hoheleye ist seit vier Jahren an das Clubhotel Hochsauerland vermietet. © Rolf Hansmann

Das Gelände gehört der PSI-Grundstücksentwicklungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH, ein Unternehmen der JHB-Stiftung mit Sitz in Lübeck. Der Stiftungsdatenbank Schleswig-Holstein zufolge steht JHB für Josef H. Boquoi steht. Die „Rheinische Post“ hat den Bofrost-Gründer­ einst in einem Bericht als „Tiefkühlkönig vom Niederrhein“ bezeichnet.

Stiftung besteht seit dem Jahr 2003

Laut Datenbank besteht die Stiftung seit 2003. Zweck: finanzielle Förderung von Personen in Berufsausbildung und Studium, von unternehmerischen Existenzgründungen bzw. Betätigungen sowie die Unterstützung Hilfsbedürftiger.

„Wir können uns durchaus vorstellen, das Grundstück in Winterberg zu verkaufen“, sagt ein Vertreter des Vermieters PSI dieser Zeitung. Er schwärmt von Hotelfachmann Prantner (82): „Sein Konzept ist überzeugend. Er hat internationales Renommee als Projektentwickler.“ Sollte dessen Suche nach Investoren für das geplante Fünf-Sterne-Haus erfolgreich sein – nur dann könne das Projekt umgesetzt werden – „werden wir einem Verkauf nicht abgeneigt sein.“

Zweifel am derzeitigen Konzept

Wann ist mit einer Entscheidung zu rechnen? Bei PSI geht man davon aus, dass im ersten Quartal 2023 Klarheit besteht, ob das ehrgeizige Vorhaben in der Luxushotellerie realisiert werden kann.

Dem PSI-Vertreter zufolge hat die Gesellschaft in der Vergangenheit Immobilienobjekte „erworben und verwaltet“ – eines davon eben in Winterberg. „Hotels gehören eigentlich nicht zu unserem Kern-Portfolio“, sagt er und äußert Zweifel, ob das „Konzept eines Clubhotels mit seinen All-inclusive-Angeboten heute nach Corona noch zukunftsträchtig ist“.

Angesichts dieser Bedenken habe man den Inhaber des Clubhotels, Siegfried Tausch, „mehrfach“ darauf hingewiesen, „dass wir über alternative Nutzungsmöglichkeiten nachdenken müssen“. Von einer überraschenden Entwicklung könne keine Rede sein. Tausch hatte dieser Zeitung gesagt, dass die Nachricht von einem möglichen Abriss seines Mietobjekts wie ein Blitz aus heiterem Himmel eingeschlagen sei.

Sein Anwalt teilte auf Anfrage mit, dass man sich derzeit nicht weiter äußern wolle. Es gebe keinen neuen Sachstand.

Die Pandemie als Herausforderung für das Gastgewerbe

Bevor das Mietverhältnis mit Tausch begann, darauf legt der Vertreter des Vermieters Wert, wurde der Gebäudekomplex in Winterberg-Hoheleye kernsaniert. „Für uns war das eine vergleichsweise große Investition“, sagt er. In Ausstattung und Zimmer habe Mieter Tausch seitdem „etwa 1 Million Euro investiert“.

Die Pandemie hat jeden Hotelier im Land vor große Herausforderungen gestellt. Das weiß auch der Eigentümer des Hoheleyer Areals. Ja, sagt dessen Vertreter, man wisse, dass der Clubhotel-Chef unter dem zeitweisen Beherbergungsverbot „finanziell stark gelitten“ habe.

Daher habe man ihn in der Zeit massiv unterstützt, unter anderem bei der Beantragung von Fördergeldern. Aber: „Wenn man am Ende des Tages als Vermieter feststellt, dass ein Engagement auch aufgrund von hohen Mietrückständen wirtschaftlich kaum tragfähig ist, muss man die Reißleine ziehen.“

Mietvertrag bis zum Jahr 2033

Der Vertreter des Vermieters bestätigt die Laufzeit des Mietvertrages bis 2033. Er sagt: „Wir wollen eine vernünftige Lösung auch für Herrn Tausch finden, dem wir als Person immer durchaus mit Sympathie begegnet sind.“

Beim Clubhotel Hochsauerland hat man die Hoffnung auf eine Fortführung der Geschäfte noch nicht aufgegeben. Auf der Internetseite kündigt eine Comicfigur „neue Attraktionen im Bau“ an. Zum Beispiel ein Piratenschiff und ein „Dorf“ mit Übernachtungsplätzen in Bierfässern. Derweil führt eine Sprechblase zu der Comicfigur. Der Text: „Wo gibt’s denn sowas?“