Winterberg. In Winterberg laufen die ersten beiden Skilifte. Aber lohnt sich schon die Fahrt dorthin? Die Besucher ziehen ein klares Fazit. Ein Ortstermin.
Immer wieder spuckt diese Maschinerie sie förmlich aus. Margarita Siebert (35) kommt aus einer Nebelwand herausgefahren, nimmt eine kleine Kurve hinein in das Gebäude. Und aus dem schwebt sie gemeinsam mit ihrem Mann Eduard (39) auf einem Sessellift kurze Zeit später wieder heraus – um dann schon nach einigen Sekunden wieder in dieser Nebelwand zu verschwinden. „30 Mal bin ich heute bestimmt schon gefahren“, sagt sie. Da ist es 15.30 Uhr – und für die Sieberts aus Gütersloh noch lange nicht Schluss.
Sie gehören an diesem Samstag zu einigen Hundert Ski-Begeisterten, die das erste Schnee-Wochenende dieser Saison in Winterberg nutzen. 26 Lifte gibt es hier, zwei sind seit Freitag in Betrieb: Am Poppenberg und hier am Rauher Busch, wo Margarita und Eduard Siebert fahren. „Soft Opening“ nennen das die Verantwortlichen, denn der eigentliche Saisonstart ist erst Mitte Dezember. „Wenn wir nicht sofort von 0 auf 100 starten müssen, dann ist das besser für alle: die Mitarbeiter, die Technik“, sagt Christoph Klante. Er ist einer der Skilift-Betreiber, die sich im Skilift-Karussell Winterberg organisiert haben – und auch dessen Geschäftsführer.
Skivergnügen ist nur dank Schneekanonen möglich
Aber es soll schnell mehr werden: Zum dritten Adventswochenende sollen noch mehr Pisten öffnen, mehr Lifte fahren, mehr Verbindungen zur Verfügung stehen. „Wir hoffen, dass die Hauptachse des Skiliftkarussells in Kürze geöffnet werden kann“, sagt Christoph Klante. „Und dass wir bald auch alle Sessellifte in Betrieb nehmen können.“ 34 Abfahrten mit 27,5 Kilometern Länge werden es am Ende sein.
An diesem Tag gibt es zwar Minusgrade, es hat geschneit, so dass ganz Winterberg unter einer zarten Schneedecke liegt – aber der Skibetrieb wäre so natürlich noch nicht möglich. Es sind die Schneeerzeugungsmaschinen, im Volksmund „Schneekanonen“ genannt, die hier den „technischen Schnee“ – so wiederum nennen ihn die Experten – erzeugen und schon an diesem zweiten Adventswochenende 2022 für befahrbare Pisten sorgen.
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Fährt es sich denn auch gut? Lohnt sich schon der Trip nach Winterberg? Die Sieberts aus Gütersloh müssen nicht lange überlegen. „Es fährt sich sehr gut“, sagt Margarita. Sie und ihr Eduard sind nicht extra zum Saisonstart nach Winterberg gekommen, vielmehr hatte die Schwägerin schon vor längerer Zeit zu dem Trip eingeladen, um ihren Geburtstag zu feiern. Mitten in Winterberg sind sie untergebracht. „Für uns war aber klar: Wenn tatsächlich Schnee liegt, dann fahren wir auch Ski“, sagt Margarita Siebert.
Auf Instagram von den geöffneten Liften erfahren
Für 24 Euro pro Person haben sie sich Skier ausgeliehen. „Es ist alles super. Nur wenn Du unten an den Schneekanonen vorbei fährst, dann weht es Dir den Schnee ins Gesicht, dass Du teilweise kaum was sehen kannst“, sagt die 35-Jährige, um sich dann selbst lachend wieder einzufangen: „Aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau. Wir haben ein Riesenglück, dass wir an diesem Wochenende Ski fahren können. Und dass es keine langen Wartezeiten gibt.“ Das gilt nicht nur für die Piste an sich, sondern auch für die Parkplätze und die Gastronomie. Keine langen Schlangen, alles sehr entspannt: Winterberg kommt langsam in Schwung.
Auch Sahar Fatemeh Asrari ist glücklich an diesem Nachmittag. Die 24-Jährige steht zum ersten Mal überhaupt auf Skiern. Mit einer Freundin ist sie spontan für drei Tag aus Essen angereist. „Mein Bruder hatte mir Winterberg schon länger empfohlen. Und als ich dann auf Instagram gelesen habe, dass hier jetzt zwei Lifte laufen, sind wir hierhin.“ Die Ausrüstung ist geliehen, auf die Skischule verzichtet die 24-Jährige, bringt sich das Fahren auf der nebeligen Piste quasi selbst bei – ein paar Stürze inbegriffen. Doch ihr Fazit ist eindeutig: „Ich fand es super.“
Der Wetterexperte sagt: Es wird wohl kalt bleiben
Bleibt es denn nun so winterlich in Winterberg? Julian Pape ist Wetterexperte, blickt ständig auf die Entwicklung im Sauerland und ist zumindest optimistisch. „Es wird wohl erst einmal kalt bleiben mit Temperaturen um und unter null Grad.“ Am Montag, Dienstag seien auch noch mal zwei bis drei Zentimeter Neuschnee möglich. Zum kommenden Wochenende hin gebe es dann noch Unsicherheiten in den Prognosen. Dass es wieder wärmer werden könnte, sei eine Option. „Aber die wahrscheinlichere Variante ist derzeit, dass es länger kalt bleibt.“ Und darüber hinaus? Zum Saisonstart am vierten Advent? Oder gar zur Weihnacht, wird sie weiß? Julian Pape winkt ab: „Das weiß kein Mensch. Alles über eine Woche hinaus kann man nicht voraussagen.“
Schnee in Winterberg- Bilder aus dem Skigebiet
Auch Christoph Klante, der Skiliftbetreiber, ist optimistisch, wenn auch nicht überschwänglich, wenn er auf die kommende Saison schaut: „Ich habe auch schon erlebt, dass es ab Februar so warm war, dass die Saison vorbei war.“ Aber in diesem Jahr stimme es schon sehr zuversichtlich, dass man früh mit der Beschneiung beginnen könne, für die so wichtigen Weihnachtsferien damit gut vorbereitet sei. In diesem Jahr ist das angesichts der Energiekrise und den enormen Preissteigerungen besonders wichtig. Die Verträge der in einer Einkaufsgemeinschaft zusammengeschlossenen Skiliftbetreiber laufen mit vergleichsweise günstigen Preisen noch bis 31. Dezember. Deshalb soll bis Jahresende möglichst viel Schnee produziert werden. „Wir wollen ja Schnee garantieren von Mitte Dezember bis in den März hinein“, sagt Klante. „Ich sage mal: Wir haben jetzt eine sehr gute Grundlage.“
Olaf Henning und DJ Scotty: In Möppis Hütte startet Aprés-Ski-Party
An diesem ersten Samstag findet der Tag auf der Piste ein natürliches Ende: Die Flutlichtanlagen laufen noch nicht, daher ist gegen 17 Uhr wirklich Schluss. Bei „Möppis Hütte“ dagegen noch lange nicht. Um 17.15 Uhr ist hier lediglich „Schichtwechsel“. DJ Scotty, alias Oliver Heller, hat als letztes Stück „The Black Pear“ aufgelegt. Sein Hit, in dem er Musik aus dem „Fluch der Karibik“ gesampelt hat und mit dem er vor 15 Jahren sogar länger in den Charts war.
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Eine Gruppe junger Männer und Frauen steht schon auf den Bänken, die Hütte ist zwar nicht rappelvoll, aber sehr gut besucht. Seit 13 Uhr wird hier schon gefeiert – und neben DJ Scotty kommen auch noch DJ Basti und Schlagerparty-Sänger Olaf Henning. Es wird spät werden. Ein Zeichen, dass in dieser Saison nach den Jahren der Pandemie auch wieder das normale Après-Ski-Party-Leben kommen wird. Und während drinnen getanzt und getrunken wird, arbeiten draußen die Schneekanonen fleißig weiter: Stück für Stück wächst die weiße Pracht.
>> INFOS: Preise, Orte, Energiekrise
- Vorerst drehen sich in Winterberg die Lifte nur für Skifahrer und Snowboarder. Rodelhänge sind im Skiliftkarussell nicht befahrbar.
- Geöffnet sind derzeit die Sessellifte und Pisten am Rauher Berg und am Poppenberg. Flutlicht-Ski wird es vorerst nicht geben, die Flutlichtsaison startet später. Verleihstationen und Skischulen an den aktiven Liften sind aber geöffnet. Parkempfehlung sind im Winterberger Parkleitsystem: P7 (Poppenberg) und P6 (Remmeswiese für Rauher Berg).
- Solange weniger als vier Lifte laufen, gibt es an den Kassen 10 Prozent Nachlass auf die Ein- und Zweitagestickets für Kinder und für Erwachsene. Bereits rabattierte Tickets wie Familienkarten sind davon ausgenommen. Im Onlineshop sind Rabatte nicht umsetzbar. Saisontickets gibt es nur im Onlineshop unter skiliftkarussell.de.
- Die Tageskarte (ab 9 Uhr) im Skiliftkarussell Winterberg kostet normalerweise in dieser Saison 45 Euro (Vorjahr: 42 Euro) für Erwachsene und 30 Euro für Kinder, bei Mehrtageskarten wird der Tagespreis schrittweise günstiger, z.B. 7 Tage für 195 Euro (Kinder 136 Euro). Halbtageskarten gibt es für 37 Euro (Kinder: 20 Euro), Flutlicht-Ticktets ab 18.30 Uhr für 27 Euro (Kinder 20 Euro) und ab 20 Uhr für 21 Euro (Kinder 15 Euro).
- Wegen der gestiegenen Energiekosten, aber auch der allgemeinen Inflation und gestiegenen Löhnen rechnen die Skilift-Betreiber mit einer Mehrbelastung von 20 bis 30 Prozent. Man werde diese aber nicht komplett an die Besucher weitergeben. Tickets würden im Vorjahresvergleich um 5 bis 10 Prozent teurer.