Hagen. Pettersson und Findus sind diesmal die Hauptfiguren im Weihnachtsmärchen des Theaters in Hagen. Lohnt sich der Besuch? Das Urteil ist eindeutig.
Fangen wir ausnahmsweise mal mit den Erwachsenen an. Obwohl doch eigentlich die Kinder im Fokus stehen, wenn am Theater Hagen das Weihnachtsmärchen ansteht. Doch bei der Premiere am Samstag bekommen die Eltern, die schon stundenlang, ach: tagelang, auf der Bettkante ihren Kindern aus den Pettersson-und-Findus-Büchern vorgelesen haben, einen großen Erkenntnisgewinn. Findus, dieser Kater, ist noch viel nerviger, quirliger, ungeduldiger, aber ebenso lustiger und liebenswerter als man es ohnehin schon bei der Lektüre der Bücher von Sven Nordqvist erahnen kann. So bisweilen nervig und gleichzeitig liebenswert, wie es die eigenen Kinder vielleicht auch sind.
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Und das ist wohl auch das Erfolgsgeheimnis dieser Aufführung, die bei der Premiere am Samstag mit minutenlangem Applaus und Jubel gefeiert wird: Die Hauptfiguren erlauben, dass man sich mit ihnen identifiziert: Die Kinder mit Findus, dessen Ungeduld in der Vorweihnachtszeit fast zu explodieren scheint. Und die Erwachsenen mit Pettersson, der seinem Kater ein schönes Weihnachtsfest mit der Illusion, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt, ermöglichen will – und dabei in wahnsinnigen Stress gerät.
Die Schauspielerin wird immer mehr zur Katze
Es ist die Authentizität insbesondere der beiden Hauptdarsteller, die diese Aufführung zu einem Genuss macht. Vanessa Stoll als Kater Findus wird im Verlauf des Stücks immer mehr zur Katze, wenn sie über die Bühne fegt, auf den Tisch hüpft, sich an Pettersson schmiegt. Eineinhalb Stunden ist sie in Dauer-Aufregung auf der Bühne, ohne aber überdreht zu wirken. Und Markus Rührer als Pettersson ist eine Idealbesetzung, kommt der Buchfigur in seiner unaufgeregten, unprätentiösen Art sehr, sehr nahe. So stellt man sich den Mann tatsächlich vor, der lange allein in seinem schwedischen Dorf gewohnt hat, der sich einsam gefühlt hat- und der nun mit dem sprechenden Kater Findus einen Kinder- oder Enkelkinderersatz hat, der ihm den Alltag auf den Kopf stellt.
Petterson und Findus als Weihnachtsmärchen in Hagen
Hier, im Stück „Morgen, Findus, wird’s was geben“, ist es das leichtfertige Versprechen des gutmütigen Petterssons, dass Findus in diesem Jahr auf jeden Fall den Weihnachtsmann zu Gesicht bekommen wird. Kaum hat er es gesagt, merkt der Alte, in welch große Bredouille er sich da gebracht hat. Der Tüftler will schließlich eine Maschine bauen, aus der dann ein vom ihm gesteuerter Weihnachtsmann herauskommt. Wahnsinnig viel Arbeit steckt er in der Adventszeit in dieses Projekt- und die Geheimnistuerei darum macht den Kater Findus noch nervöser in der Vorweihnachtszeit.
Spannung: Bleibt der Weihnachtszauber erhalten?
Wie bei der Lektüre des Buches, so gibt es auch bei der Aufführung dieses ungute Gefühl: Wird es hier etwa die „Zwangsaufklärung“ für die Kinder geben, dass es den Weihnachtsmann oder das Christkind gar nicht gibt? Dass man das alles inszenieren muss? Keine Angst, der Weihnachtszauber bleibt auf wunderbare Art erhalten, wofür ein etwas merkwürdiger Briefträger und ein geheimnisvoller Verkäufer sorgen – beide herrlich von Linda Klein dargestellt.
Linda Klein spielt neben Sina Große-Beck und Philipp Burkhard Winkler aber auch noch in einem herrlichen Hühner-Trio mit. Und die drei spielen auch noch die Mucklas, jene koboldhaften Phantasiewesen aus den Pettersson-und-Findus-Büchern, die noch mehr Unruhe stiften. Neben dem eigentlichen Handlungsstrang sorgen eben diese Hühner und Mucklas für eine schöne, kindgerechte Albernheit. Und das mit farbenfrohen Kostümen und in einem sehr liebevollen, von Jan Bammes kreierten Bühnenbild.
Live-Musik ist wieder Markenzeichen
Für die Musik zeichnet einmal mehr Andres Reukauf verantwortlich, der 16 Lieder für dieses von Lisa Könnecke bearbeitete Stück geschaffen hat. Bei den singenden Hühnern fühlt man sich an besten Muppet-Show-Klamauk erinnert. Dass die Kinder diese Musik im Theater Hagen Klavier, Schlagzeug, Saxophon, Flöte, Akkordeon und Kontrabass ungefiltert, live gespielt erleben können, ist auch diesmal ein Markenzeichen des Hagener Weihnachtsmärchens.
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Am Ende sagt Kater Findus, beseelt davon, dass der Weihnachtszauber erhalten wird, dass die Freundschaft doch das Beste ist, dass alle auf der Bühne und im Publikum die Besten auf der Welt sind. Und auch all die, die nicht da sind. Alle eben. Ohne Unterschied. Eine kitschige Botschaft zum Schluss? Ja, aber eine wunderschöne zur Weihnachtszeit. In diesen Zeiten umso mehr.
>> INFO: Tickets und Termine
- Das Stück dauert 1 Stunde und 40 Minuten mit einer Pause, es ist für alle Kinder ab fünf Jahre geeignet.
- Weitere Vorstellungen des Weihnachtsmärchens im Freiverkauf am 20.11. (14 und 17 Uhr), 26.11. (11 Uhr), 3.12. (11 Uhr), 4.12. (14 und 17 Uhr), 10.12. (11 Uhr), 11.12. (11, 14 und 17 Uhr), 18.12. (11 Uhr) und 23.12.2022 (11 Uhr). Geplant sind zudem insgesamt noch 22 Schulvorstellungen.
- Reservierungen und Karten gibt es wie üblich an der Theaterkasse (dienstags bis freitags 10 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 15 Uhr sowie eine Stunde vor Vorstellungsbeginn), per Telefon (2331-207-3218), per Mail (theaterkasse@stadt-hagen.de) oder online über die Internetseite unter www.theaterhagen.de