Hagen/Lüdenscheid. Heiko Lautwein steht täglich im Stau der A-45-Brücke. Er und seine Band „Ohne Yoko“ dieser einen Cover-Song gewidmet. Der ist im Netz ein Hit

A-45-Sperrung. Zermürbender Stillstand auf der Umleitungsstrecke durch Lüdenscheid. Autofahrer, die ihr Lenkrad mit beiden Händen umklammern und es zu zerquetschen versuchen. Der Schalter „Ärgere-Dich-Nicht“ lässt sich einfach nicht umlegen. Also: Radio an...

Dort zu hören: Die humoristische Begleitung zum A-45-Dauerstau, den die Lüdenscheider Cover-Band „Ohne Yoko“ den gestressten Pendlern und Anwohnern geschenkt hat. Die Rahmedetalbrücke ist zum Cover-Song geworden, einem Gute-Laune-Ohrwurm, mit dem man sich seinen angestauten Frust mit viel Ironie von der Seele singen kann. Im Netz wächst die Fan-Gemeinde des „Brückenwunsch-Songs“ von „Ohne Yoko“. Die Nutzer überschlagen sich in ihre Reaktionen vor Lob.

Das Lied zur A 45 entsteht in einer Blitzaktion

Heiko Lautwein.
Heiko Lautwein. © Privat | Privat

Es sei eine Blitzaktion gewesen. „Wir haben den Song ganz spontan aufgenommen“, erzählt Bandchef und Gitarrist Heiko Lautwein. Bei der letzten Bandprobe kurz vor dem Jahreswechsel im Vereinshaus von Underground Musik in Lüdenscheid wollten die sechs gebürtigen Sauerländer einen musikalischen Neujahrsgruß an ihre Fans auf Facebook posten.

Dem Herscheider Stefan Klobes (55), Produktionsmanager in einem mittelständischen Unternehmen, kam die Idee, über die Brücken-Katastrophe ein Lied zu schreiben. „Innerhalb von zehn Minuten hatte ich es auf Papier. Dann haben wir ein paar Akkorde gespielt und es am gleichen Abend noch vertont und mit einer Handykamera aufgenommen“, berichtet der Schlagzeuger und Sänger.

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Als melodische Grundlage wählten Heiko Lautwein, Stefan Klobes, Marc Friese (Bass), Toni Serritelli (Gitarre) sowie die beiden Sängerinnen Patrizia Camassa und Nicole Friese das mexikanische Volkslied „La Bamba“, mit dem Ritchie Valens 1958 ein Welthit gelang.

Und der neu gedichtete Refrain passt: „Y Arriba, Arriba, Arriba... eine neue Brücke wünsche ich mir – auf der A 45. Y Arriba, Arriba...“

Fans überschlagen sich bei Youtube in ihrem Lob

Tausende Aufrufe hat „Ohne Yoko“ mit ihrem Mutmacher-Lied mittlerweile bei YouTube. Die Kommentare der Fans: „Herrlich, ich habe Tränen gelacht“, „Danke für das stimmungsaufhellende Lied“, „Wenn ich das nächste Mal im Stau stehe, dann denke ich an euch.“ Der Zuspruch hat die Band bewogen, ein zweites Lied über die Rahmedetalbrücke zu schreiben. Der Titel dieses Songs: „Wenn ich ein Hammer hätte (würde die Brücke schon stehen).“ Beide Stücke haben das Zeug zur bittersüßen Hymne über das A-45-Desaster.

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Lautwein weiß, worüber er singt: Der 52-Jährige wohnt in Hagen und fährt jeden Tag zur Arbeit als Werkzeugmacher nach Lüdenscheid. „Normalerweise brauche ich mit dem Auto 20 Minuten für die Strecke. Jetzt sind es meist 40 Minuten, manchmal sogar eine Stunde.“ Den Gedanken, dass „dieses Drama“ vier bis fünf Jahre andauern könnte, verdrängt er. „Ich verbringe pro Tag fast zwei Stunden zusätzlich auf der Straße. Da müsste ich ansonsten verrückt werden.“ Dass das Lied so einschlägt, damit hat Lautwein nicht gerechnet. „Aber das tröstet mich.“ Im Lokalradio ist es zu hören, die WDR-Lokalzeit hat darüber berichtet.

Mit Humor besser mit dem Brücken-Desaster umgehen

Warum die augenzwinkernde Präsentation eines so ernsten Themas auch jenseits der Region Zuspruch erhält? Heiko Lautwein: „Das Lüdenscheider Nadelöhr besitzt eine universelle Verbindlichkeit, es steht symbolisch für die vielen maroden Brücken in Nordrhein-Westfalen. Und Humor hilft, mit schwierigen Situationen besser umzugehen.“

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Eigentlich macht die Cover-Band aus Lüdenscheid ganz andere Musik. „Seit 2004 stehen wir auf der Bühne. Wir covern Rocksongs – von AC/DC über Police bis hin zu Queen“, berichtet der Hagener. „Vor Corona traten wir in ganz Deutschland auf, in Kneipen und auf großen Bühnen, auf kleinen Feiern und großen Festen.“ Lautwein verrät auch, wie der Name „Ohne Yoko“, der an John Lennons Ehepartnerin, die für das Ende der Beatles verantwortlich gewesen sein soll erinnert, entstanden ist: „Ein Wortspiel. Am Anfang haben wir noch Beatles-Songs gespielt. Da lag es nahe, dass aus Yoko Ono ‘Ohne Yoko’ wurde.“

Am Ende rockt der Stau

Den ersten Brücken-Song hat die Lüdenscheider Band mittlerweile auch als Rockversion eingespielt. Sie wollen ihn, sobald die Pandemie es wieder zulässt, in ihr Bühnenprogramm aufnehmen.

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„Wenn unser Lied dazu beiträgt, dass die Menschen auf der Sauerlandlinie und in Lüdenscheid weniger wütend im Stau stehen, dann hat es sich schon gelohnt“, bringt es Heiko Lautwein auf den Punkt. Und tatsächlich, hört man den Song im Stau, sorgt er für Entspannung.

„Y Arriba, Arriba, Arriba… A 45, A 45, A 45, ich bin doch kein Seemann, soll ich mit dem Schiff fahren? Y Arriba, Arriba, Arriba...“

Und am Ende rockt jede Spur.

>> HINTERGRUND: Musikempfehlungen für den Superstau

  • Die New York University hat im Auftrag von Ford und Spotify eine Studie durchgeführt, die ergab, dass vor allem melancholisch angehauchte Lieder beim Autofahren besonders entspannend wirken. Also eher Moll als Dur, aber durchaus mit Tempo. Die Experten aus New York empfehlen für die Straße Musikstücke von Adele, Amy Winehouse, Lana Del Ray, Foals und The Killers.
  • Ein Video des A-45-Songs und weitere Informationen zur Band „Ohne Yoko“ unter ohne-yoko.de