Hagen. . „75 Jahre/75 Orte/75 Menschen“: Ein Team der Redaktion ist fünf Tage lang durch die Region gefahren. Hier berichten wir von unseren Erlebnissen.
Die Redaktionsleiter Jens Stubbe (Hagen), Thomas Hagemann (Menden), Martin Haselhorst (Arnsberg) und Chefredakteur Jost Lübben sind fünf Tage lang mit dem Rad in der Region unterwegs gewesen. An dieser Stelle berichten wir von den Erlebnissen und Begegnungen.
Freitag
Beeindruckt von der Vielfalt unserer Region
Zum großen Finale kam der Sonnenschein. Am Freitagnachmittag sind die Pedaleure der „Tour de WP“ ohne Regen in Brilon eingefahren. Nach fünf Etappen lautet die Zahlen-Bilanz: 400,29 Kilometer, 4249 Höhenmeter, 21 Stunden und 24 Minuten reine Fahrzeit. Auf der inhaltlichen Ebene lässt sich festhalten: Die großen Themen im WP-Land sind von den Verantwortlichen erkannt und in Arbeit. Doch es gibt auch Handlungsbedarf.
Die WP-Redakteure Martin Haselhorst, Jens Stubbe, Thomas Hagemann und Jost Lübben erlebten eine vielfältige und beeindruckende Landschaft. Die Seen und die allgegenwärtigen Flüsse sind ein Geschenk. Die Entscheidung, das Sauerland als ganzjährige Outdoor-Region zu entwickeln, weist genau in die richtige Richtung. Gerade das Radfahren ist ein absolutes Zukunftsthema. Komfortable Radwege, für die einzelne Gemeinden sich gemeinsam engagieren, stehen für das Thema Kooperation. Der Sauerland-Radring mit seinen beiden Schleifen ist ein gutes Beispiel. Trotz deutlich verbesserter Ausschilderung ist hier aber manches zu verbessern.
Entscheidend für die Weiterentwicklung sind und bleiben die Menschen. Die WP-Pedaleure sprachen in Erndtebrück mit einem jungen Gastronomen-Paar, das aus Frankfurt zurück in die Heimat gekommen war. Moderne Küche lockt neues Publikum an.
Gerade an den touristischen Destinationen muss darauf geachtet werden, dass Orte nicht einen schleichenden Niedergang erfahren. In Bad Fredeburg etwa sind in den vergangenen 15 Jahren mehrere Restaurants und Hotels vom Markt verschwunden. Das ist nur eines von vielen Themen, das die Redaktion in den kommenden Wochen aufnehmen wird. (Jost Lübben)
Tour-Besuch in der Brauerei Veltins in Grevenstein: Wir sprechen mit Ulrich Biene (Marketing), Dr. Volker Kuhl (Geschäftsführer Marketing) und Herbert Sollich (Marketing Direktor) über die Zukunft der Gastronomie, Chancen der Region und Stärken des Sauerlandes.
Das kann ja heiter werden: Die Schlussetappe startet in Bad Fredeburg in strömendem Regen! Die Wetter-App sagt aber, dass es gleich aufhört. Der Start verzögert sich dennoch etwas.
So geht es am Freitag weiter:
Bad Fredeburg – Brilon
- 10.30 Uhr Grevenstein (Veltins)
- 13.00 Uhr Redaktion Meschede
- 15.00 Uhr Brilon Markt
Donnerstag
Gastwirt plant Hilfe für die Helfer
Candy Schneidewind ist 43 und Wirt "Zum Rathaus" in Bad Fredeburg. Ursprünglich aus Sachsen-Anhalt, ist er jetzt seit 19 Jahren hier, wohnt nur eine Zigarettenlänge weit weg vom Restaurant. Als er im Fernsehen die Bilder auch dem überschwemmten Ahrtal sieht, die weggerissenen und unbewohnbaren Häuser, die Verzweiflung der Betroffenen angesichts einer überwältigenden Zerstörung, beschließt er zu helfen.
Mit seiner Freundin und einem Kumpel fährt er runter, am Sammelplatz lassen sie sich einteilen, dann wird zwei Tage lang von morgens bis abends geräumt. Was Candy bei diesem Einsatz besonders beeindruckt: Hier stehen Menschen, die sich überhaupt nicht kennen, füreinander ein, arbeiten bis zur Erschöpfung. Freiwillig, unentgeltlich.
Weil er selbst so früh wieder heim muss, fragt Candy nach einer Liste. Denn er hat eine Idee: Wie wäre es, die Helferinnen und Helfer nach Bad Fredeburg einzuladen, sie hier ein Wochenende lang gratis wohnen zu lassen und zu bewirten, einfach als Dankeschön? Ein befreundeter Hotelier aus dem Ort, erzählt uns der Rathaus-Wirt, macht bereits mit und würde die Zimmer stellen. Jetzt sei er mit einem Busunternehmen im Gespräch, das die Leute aus dem gut zwei Fahrstunden entfernten Ahrtal her- und wieder zurückbringen könnte.
Eine wunderbare Geschichte am vorletzten Abend der WP-Tour, die wir weiter begleiten wollen!
Der Kahle: Eine Reise durch den Märchenwald
Der Kahle Asten. Kachelmann hat ihn immer nur „den Kahlen“ genannt, und ihn hoch asten müssen ja wir. Für passionierte Fahrradfahrer ist dieser Berg ein Ausdruck für Respekt, für untrainierte E-Biker eigentlich ein No-Go, für Freunde schöner Landschaften das reinste Paradies. Als wir in Erndtebrück starten, habe ich nur diesen Berg im Kopf. Schaffe ich den? Schafft den das Rad? Doch heute war sie nun mal dran, unsere Königsetappe.
Von Erndtebrück nach Bad Fredeburg, dazwischen der Kahle Asten: Was wir hier vom Rad aus kennenlernen, ist eine unfassbar schöne Region: bergig, bewaldet, das lädt zum Urlauben ein. Zu uns gesellt sich Knut, Toxikologe aus Darmstadt, wieder einer dieser leidenschaftlichen Fahrer. Er erzählt, dass er sich vor Urlauben mit der Familie mit dem Rad in die jeweilige Region aufmacht, um sie vorab zu erkunden. Na, hier hat er jedenfalls reichlich zu entdecken! Unser Kollege Lars-Peter Dickel, der als sichtlich stolzer Berleburger mit uns durch seine Heimat radelt, kennt allerdings auch die Geschichten hinter der schönen Kulisse. Und klar, die können auch bedrückend sein.
Der Aufstieg zum Kahlen ist – mit und ohne E am Bike – eine Viecherei. Immerhin stoppen auch die durchtrainierteren Jungs öfter mal, um die wirklich atemberaubenden Ausblicke festzuhalten. Es gibt allerdings eine echte Mörderstrecke vor Neuastenberg, die so steil ist, dass mir für die Landschaft kein Blick bleibt. Erstmals steige ich ab, bereue das aber sofort, denn ein schweres E-Bike den Berg raufzuschieben, ist tatsächlich noch anstrengender als es über die Pedale zu versuchen.
Auf dem Kahlen werden wir mit Weizenbier belohnt – und was dann folgt, ist mehr als eine Entschädigung. Denn wo es bergauf geht, geht‘s irgendwo auch wieder runter, und die Abfahrt vom Kahlen durch die Wälder nach Schmallenberg ist ein einziger Traum. Im Café Backes in Westfeld gibt es die erste Pause, die ich konditionell tatsächlich nicht gebraucht hätte – doch was hätten wir da für einen Schmandkuchen verpasst! Das legendäre Café wirkt innen so pittoresk, es erinnert an eine Puppenstube. Und ganz Westfeld sieht aus wie einem Bilderbuch entsprungen.
Die rasante Abfahrt führt uns bis Schmallenberg. Unterwegs im Wald beginnt es kräftig zu regnen, zugleich scheint die Sonne. Diese Fahrt wirkt surreal wie die Reise durch einen Märchenwald. Unsere Bilanz am Etappenziel Bad Fredeburg ist jedenfalls klar: In was für einem wunderschönen Landstrich wir doch leben! Und den Kahlen haben wir bezwungen.
Jetzt ist das Ziel greifbar: Am Freitag endet unsere Tour in Brilon. (Thomas Hagemann)
Urlaub im Sauerland boomt
Hochsauerlandwasser aus Inderlenne ist ein Produkt aus der Region. Tourismusmanagerin Katja Lutter (Geschäftsführerin Sauerland Tourismus) freut sich über touristische Vollbelegung in Schmallenberg und Eslohe.
Urlaub im Sauerland boomt: Viele Holländer mussten aufgrund von Quarantäneregeln kurzfristig stornieren, dafür aber kommen deutsche Gäste. Eine gute Wahl: Unsere „Tour de WP“ führt wahrlich durch eine großartige Urlaubsregion. (Martin Haselhorst)
Stefan Freitag (39) macht mit seiner Familie Urlaub in Schmallenberg. Ihn treffen wir auf dem Kahlen Asten, den der Bonner zwischendurch mal mit dem Rennrad erklommen hat. „Eine tolle Gegend zum Radfahren“, sagt er, „hier machst du viele Höhenmeter auf kurzer Strecke“. (Martin Haselhorst)
Ankunft auf dem Kahlen Asten: Der stellvertretende Bürgermeister Joachim Reuter der Stadt Winterberg begrüßt die WP-Equipe.
In Bad Berleburg treffe ich Janina Wolf. Die 36-jährige Lehrerin ist mit ihrem Mann aus Köln zurück in die Berleburger Heimat gezogen. Mit den beiden Kindern kann die Familie hier den Traum vom Häuschen mit Garten besser realisieren als in der Großstadt. „Wir bereuen diesen Schritt nicht“, sagt die Mutter, „hier lebt es sich sehr gut mit Familie.“ (Martin Haselhorst)
Versuche, aus dem Hotelfenster den Mont Ventoux des Sauerlands zu fotografieren. Bin sicher: Irgendwo in den Wolken liegt er, der Kahle Asten. Da dürfen wir heute hochradeln. Freue mich schon auf tausende ausrastende Zuschauer an der Steigung… Werden dann auf 841,9 Metern die Wolken von oben sehen. (Jens Stubbe)
So geht es am Donnerstag weiter
- 9 Uhr Start Landhotel Edermühle
- 10 Uhr Bad Berleburg
- 12.30/13 Uhr Kahler Asten
- 15 Uhr Schmallenberg
- 16 Uhr Bad Fredeburg
Mittwoch
Ein großartiger Abend im Westfälischen Hof in Erndtebrück. Wir treffen Diana Hundte (31), die mit ihrem Partner Stephan Frettlöh ins Wittgensteiner Land zurückkehrte und sich 2018 selbstständig machte - mit Restaurant und „Auszeit“-Biergarten. Mutiger Schritt mit viel Kreativität, Kompetenz und Kochkunst. Außergewöhnliche Speisekarte, freundlicher Service und nettes Ambiente - so tickt Südwestfalen mit Zukunft!
Butterbrezeln und berührende Begegnungen
Ein Tag für Helden der Landstraße. Wir haben gut und lange geschlafen. Das Hotelpersonal am Biggesee knipste am Vorabend früh das Licht aus und verordnete uns zeitige Nachtruhe. Gut so, schließlich hat es die Etappe weiter nach Erndtebrück in sich. Am Ende weniger aufgrund der Streckenlänge – wir kommen mit 65 Kilometern und 725 Höhenmetern aus –, sondern vor allem wegen erneut spannender Begegnungen.
Die „Tour de WP“ ist eine Art Liebeserklärung an die Menschen der Region – und die geben uns unheimlich viel zurück. Sei es die junge Mitarbeiterin der Stadt Olpe, die uns mit Olper Butterbrezeln ins Siegerland verabschiedet oder der 67-jährige Bernhard Mester, der uns mitradelnd erzählt, im Jahr 2022 beim Ötztal-Radmarathon dabei sein zu wollen.
Für unseren Journalismus auf zwei Rädern muss man Menschen und ihre Geschichten mögen. Die erzählen uns Jürgen Bublitz, der uns mit seinen 84 Jahren auf dem E-Bike bis Schönau hinter Wenden begleitet und bislang unser ältester Mitfahrer ist ebenso wie Thomas Schwenk (57) aus Wenden. Der Koch hat das älteste Rad im Peloton, ein Giant Cadex-Rennrad aus den späten 80er-Jahren, was ihn nicht daran hindert, uns über Stock und Stein bis Erndtebrück navigierend zur Seite zu stehen.
Auf eine Zigarette quatscht sich der in Ferndorf hinzugestoßene Mendener Redaktionsleiter Thomas Hagemann mit zwei Frauen fest. So ist das Leben.
Regionalzeitung begleitet die Geschehen und Ereignisse kritisch und darf auch Widerspruch auslösen. Genau das mag auch Bäckerei-Unternehmer Reinhard Hesse an der Zeitungslektüre. Bis Hilchenbach ist der Seniorchef von 54 Filialen bei unserer Tour dabei. Er erzählt über Probleme und Entwicklungen seiner Branche, erklärt uns die Region und ist ein meinungsstarker Gesprächspartner. Es ist eine Freude, mit ihm im Plausch die herrliche Landschaft zwischen Wenden und Kreuztal zu genießen.
Unsere Tour zeigt auf: Wir bleiben neugierig und wir lieben Menschen. Jeder von ihnen hat seine Geschichte. Wir wollen sie hören, einordnen und erzählen. Am Donnerstag geht es auf die Königsetappe: Über den Kahlen Asten nach Bad Fredeburg.
75 Jahre, 75 Orte, 75 Menschen - fünf Tage lang fahren Redakteure unserer Zeitung kreuz und quer durch das Verbreitungsgebiet. Sie sind am Montag in Schwelm gestartet - Freitag ist das Ziel in Brilon. Dazwischen liegen mehr als 4000 Höhenmeter und 376 Straßenkilometer. Und viele Begegnungen. (Martin Haselhorst)
Höchster Punkt der Tagesetappe: Kurz vor dem Wander- und Skiort Lützel auf ca. 600 Meter Höhe gibt es einen schönen Blick ins Eder-Quellgebiet. Martin Haselhorst, Jens Stubbe und Thomas Hagemann verschnaufen kurz mit Mitfahrer Thomas Schwenk aus Wenden, der als Lokomotive das WP-Team den Berg hinaufführte. (Jost Lübben)
Der erste Singletrail mit Wurzeln lässt das Herz des Mountainbikers höher schlagen. Leider macht das die Navi-Halterung nicht mit. Schräubchen futsch. Fahrradlladen in Erntebrück bei Google gefunden. Nach dem Einchecken im Hotel sofort hin. Ist jetzt leider eine Hebammen-Praxis drin. Die Haben Wichtigeres zu tun, als sich um Schrauben zu kümmern… (Jens Stubbe)
Gelandet auf dem Rothaarsteig kurz vor Erndtebrück. Irgendwie sind wir auf dem Holzweg.
Ein Welschen Ennester Bäcker-Unternehmer mit Tradition: Reinhard Hesse begleitet uns seit Olpe - jetzt ist Pause in seiner vielen 54 Filialen im Raum Olpe, Siegen und Märkischer Kreis. Dort findet er zufällig ein altes Bild von ihm an der Backstube.
Der Mendener Motorblock ist gestartet
So, jetzt ist der Mendener Motorblock nach überstandener Knie-Malaise endlich dabei! Der Motorblog kann starten. Als einziger E-Biker sollte man ja immer vorneweg fahren, doch ich war schlecht informiert. Meine Mitfahrer heißen nämlich gar nicht Haselhorst, Stubbe und Lübben, sondern Merckx, Hinault und Alaphilippe. Trotzdem: An extremen Steigungen genieße ich buchstäblich einen gewissen Vorteil. Nicht, dass ich jetzt bei jedem Überholvorgang Kerben in den Lenker machen würde. Sowas fiele mir nie ein. Der ist ja aus Metall.
Es gibt vor Erndtebrück viele steile Waldwege, die richtig schön zu fahren wären, gäbe es nicht diese fiesen spitzen Steinchen. Prompt unterhalten wir uns mit unserem freundlichen Begleiter Thomas (toller Vorname übrigens) über Styropor im Reifen, das einen Platten verhindern soll. Ich habe eine Art Schaum dabei, der von innen abdichten soll. Sehr beruhigend. Leider hätte ich im Ernstfall überhaupt keine Ahnung, wie das funktionieren soll. Beim Platten am Auto neulich war das genau so, ohne gelben Engel wäre da gar nichts gegangen. Ich verlasse mich einfach auf Merckx, Hinault und Alaphilippe.
Kaum losgeradelt, ist an der Wittgensteiner Straße in Dahlbruch schon Pause, mit Kuchen von Bäckermeister Hesse. Draußen am Tisch sitzen, wie sich herausstellt, Angelika und Ludwina, beide junggebliebene Rentnerinnen, beide von hier - und doch auch nicht. Angelika lebt nebenan in Müsen, stammt aber aus Kölle! Die Dahlbrucherin Ludwina ist aus Thüringen. Nach der Heimat hier gefragt, sind beide eher zurückhaltend. Landschaftlich schön, aber zu wenig los. Es könnte mehr Angebote geben, finden sie. Ein richtig großes Café wäre schön.
Angelika hat zwei kleine Enkeltöchter, eine ist schwerst-mehrfachbehindert. Als sie davon erzählt ist zu spüren, wie sehr sie dieses Kindchen liebt. Ich bin sehr berührt. Als wir auf das Thema Unternehmungen zurückkommen, erzähle ich von den Spökskes, die ich mit meinen Kumpels so treibe. Jährlich eine verlängerte Wochenendtour, die tollste bisher war die auf einem Trethausboot über die Ruhr von Mülheim nach Essen. Die "Chantal" war für fünf Mann komplett ausgestattet, nur als Motoren verfügt sie über Fahrradsättel mit Pedalen. Großartig! "So was müsste man auch mal machen", sagen die beiden Freundinnen. Finde ich auch. Und muss schon wieder strampeln gehen. Diesmal nicht nach Essen, sondern nach Erndtebrück.
Es gibt auch Nackenschläge unterwegs. Irgendwann japse ich zu Hinault und Alaphilippe rüber: "Wenn ihr nicht so rasen würdet, könnte ich euch jetzt eine Geschichte erzählen." Darauf Alaphilippe (Tarnname Stubbe): "Was glaubt du, WARUM wir so rasen?!" Na wartet.
Rache ist süß. Kurz vor Erndtebrück gibt's eine Steigung, die mit "extrem" noch sehr zurückhaltend umschrieben ist. Meinen flüchtigen Kollegen raubt das Ganze jede Menge Kraft, doch auch ich habe als Stromer Verluste zu beklagen: immerhin einen Balken auf der Batterieskala. Trotzdem macht mir das Sorge um morgen, denn da sollen wir auf den Kahlen Asten. Und nichts ist schwieriger zu fahren als ein E-Bike ohne E. (Thomas Hagemann)
Ein Stück Industriegeschichte
Man lernt nie aus - erst recht nicht auf der „Tour de WP“. Auf dem Weg von Wenden nach Kreuztal passieren wir das ehemalige Fahrradwerk Enik. Aus der 1945 in Arnsberg von Emil Niklas gegründeten Fahrradwerkstatt wurde eine Firma, die in den 80er-Jahren 250.000 Räder im Jahr baute. Später wurde die Rahmenfertigung in Billiglohnländer verlegt, die Endmontage blieb in Wenden.
Bekannt wurde die Firma durch das Kinderfahrrad „Pumuckl“ und die ersten Hydraulikbremsen. Wir durften ein Stück Industrie- und Fahrradgeschichte bestaunen…
Die Wolken hängen am Morgen tief über dem Biggesee - einer der größten Stauseen in Deutschland. Von rechts erfolgt der Zufluss über die Listertalsperre, die als Vorbecken dient. Wir starten gleich in Richtung Olpe, immer am See entlang. (Jost Lübben)
So geht es am Mittwoch weiter
- 10.00 Uhr: Olpe (Kurkölner Platz)
- 11.15 Uhr: Wenden (Rathaus Vorplatz zur Hauptstr.)
- 15.30 Uhr: Erndtebrück (Hotel Edermühle)
Dienstag
Wer durch das schönste Verbreitungsgebiet der Welt fährt, hat ihn quasi gleich mitbestellt: den Sauerländer Landregen. Die Helden der Landstraße erwischt er auf der WP-Jubiläumstour genau am höchsten Punkt der Etappe. Jost Lübben, Martin Haselhorst und Jens Stubbe werden nass. Und zwar so richtig. Was nützt die beste Regenjacke, wenn die Gischt sich auch von unten ihren Weg sucht.
Nichts.
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Zwei von den 75 Menschen, die wir auf unserer Tour treffen wollen, sind in diesem Moment bei uns. Bernd, ein drahtiger Radler mit Ivan-Basso-Rad und -Trikot, und Thomas Frye von der IHK Arnsberg und nass werden wir gemeinsam.
Wasser spielt auch beim ersten Treffen des Tages eine Rolle. Und was ist schon ein bisschen Regen gegen das Schicksal hunderter Familien, denen die Flutkatastrophe die Existenz unter den nassen Füßen weggespült hat. Möbel, Wertsachen, Erinnerungen – einfach weggerissen. Einfach fort.
+++ Lesen Sie auch: Radtour im Kreis Olpe: Wenn der Dauerregen Pause macht +++
Familie Severin aus Sundern-Hachen erzählt uns, wie das kleine Flüsschen, das hinter ihrem Fachwerkhaus so friedlich daherplätschert, innerhalb einer halben Stunde zum reißenden Strom geworden ist. Momente, in denen Reportern einfach die Worte fehlen.
Die Helden wollen zuhören, sie wollen lernen. Zum Beispiel von Ludwig Rasche, dem ersten Beigeordneten der Stadt Finnentrop. Er erzählt, wie ein Tunnel zwei Orte miteinander verbinden kann. Er zeigt uns, was sich im Lennepark getan hat. Wo einst Eisenbahngleise und Bahnanlagen hunderten Menschen Arbeit gaben, ist ein wunderschönes Areal mit Spielplatz und einem Café entstanden, das bald eröffnet werden soll. Ein Platz zum Verweilen am Sauerlandring und Lenneradweg – auch für die Radler.
Vom Land der tausend Berge schwärmen die Kollegen Matthias Schäfer und Flemming Krause, die hier arbeiten. Die Helden der Landstraße bekommen nach mehr als 90 Kilometern und 900 Höhenmetern eine Ahnung davon, dass dieser Name seine Berechtigung hat.
Am Mittwoch geht es bergig weiter – von Attendorn nach Erndtebrück. (Jens Stubbe)
Eines der besten Fischgeschäfte abseits der Nordsee
Fisch Jakob in Attendorn gilt als eines der besten Fischgeschäfte abseits der Nordsee. Das sagt Kollegin Monika Willer. Und sie hat Recht. Der Matjes ist hervorragend. Das angeschlossene Fisch-Restaurant schließt die Küche derzeit um 16.30 Uhr. Personalmangel ist der Grund. Fünf Stellen könne man aktuell besetzen, sagt die Chefin. Vor diesem Schritt gingen die Arbeitstage der Inhaber oft von 7- 23 Uhr (Jost Lübben)
Eindruck von der Borkenkäfer-Katastrophe
Die Tour de WP durch Südwestfalen bringt uns die bewegenden Themen der Region näher. Bei der Anfahrt nach Meinkenbracht erhalten wir einen Eindruck von der Borkenkäfer-Katastrophe für den heimischen Wald. Wir fühlen uns bestätigt mit unserer Initiative wp.de/waldretter
Zu Gast bei Flutopfern in Sundern
Bewegender Stopp bei Familie Severin in Sundern-Hachen: Ihr Haus aus dem Jahr 1778 ist seit der Starkregenflut nicht mehr bewohnbar. „Da sind Erinnerungen weggespült worden“, so die Bewohnerinnen. Auch Unternehmer Stefan Blöink berichtet davon, wie seine Firma geflutet wurde.
Abfahrt in Neheim
Energie für die Berge
Blick aus dem Hotelfenster in Neheim. Oben tut sich eine Lücke auf. Kann ein toller Tag werden für Radler. Das Frühstück ist gestaltet. 8 Uhr. Wir brauchen Energie für den ersten Tag mit richtigen Bergen. (Jens Stubbe)
So geht es heute weiter
- 8.45 Uhr Start IBIS-Hotel Neheim
- 10.00 Uhr Sorpedamm (Parkplatz Seebühne an der Promenade)
- 13.00 Uhr Finnentrop (Lennepark)
- 15.00 Uhr Attendorn (Klosterplatz)
Wer auf den Geschmack gekommen ist: Wir verlosen zehn Exemplare des Buchs"Mit Schwung durchs Sauerland: Die schönsten Touren mit Pedelec & E-Bike"
Montag
Ein besonderer Abend an einem besonderen Ort
Ein großartiger Abend in Neheim: Erst die Siegerehrung des außergewöhnlichen EM-Team-Tippspiels unserer Zeitung zur Fußball-EM mit rund 35 Gästen an einem noch viel außergewöhnlicheren Ort - nämlich in und an der von den Neheimer Jägern historisch renovierten ehemaligen Neheimer Synagoge. Dann die Begegnung im „Borgis“ von Udo Borggrewe mit Hüstener Fußball-Altmeistern und Vosswinkler Jungspunden. Beide feierten in der Kneipe nämlich weiter ihren Erfolg beim Tippspiel.
Toll das Engagement der Neheimer Jäger, dessen Oberst Heinrich Veh den besonderen Ort erklärte. Hier wird jüdische Geschichte in der Stadt greifbar gemacht und wach gehalten! Ganz wichtig!
Udo Borggrewe hat sein „Borgis“ erst vor acht Wochen in Neheim aufgemacht und ein wirklich tolles Lokal hergerichtet. Davon überzeugte sich auch Hüstener Fußball-Altmeister vom SV Hüsten 09. Kurios deshalb, weil der Gastronom zugleich sportlicher Leiter des Hüstener Lokalrivalen SC Neheim ist. Wir verbrachten in der Kneipe einen bierseelig lustigen Abend mit viel neckischen Sprüchen, Sport-Diskussionen und Erklärungen der Welt! Einfach herrlich, einfach Sauerland! (Martin Haselhorst)
Alle Erwartungen übertroffen
In nackten Zahlen ausgedrückt hat die erste Etappe der Radtour der Redakteure durchs Verbreitungsbiet mehr gebracht als gedacht. 93 Kilometer und 560 Höhenmeter haben Martin Haselhorst, Jens Stubbe und Jost Lübben am Montag zurückgelegt. Die Reise von Schwelm über Wetter, Hagen und Menden nach Neheim hat aber auch inhaltlich alle Erwartungen übertroffen.
+++ Lesen Sie auch: Lob für die Radwege um Menden +++
Auch interessant
Zum kleinen Umweg im Rahmen des Projekts „75 Jahre, 75 Orte, 75 Menschen“ kam es durch eine Baustelle bei Gevelsberg. Doch das störte niemanden. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich mit Hans-Peter Kremer bereits ein Leser zum Team gesellt, der in jeder Hinsicht eine Bereicherung war. Kremer („HaPe“), sprach nur beiläufig über sein Alter, das niemand erahnen würde – 80. Europameister im Duathlon (Radfahren und Laufen) war der drahtige Radsportler auf der Mitteldistanz. Bis heute trainiert er achtmal in der Woche. Für die Tour mit dem Redaktionsteam ließ er sein Rennrad zu Hause und ließ es locker angehen.
Am Wehr zwischen Hagen und Gevelsberg stieß eine Gruppe um Karl-Heinz Kubas dazu. Kubas ist unter anderem im Bund Deutscher Radfahrer Präsident (Gildemeister) in der sogenannten Bundes-Ehren-Gilde. Dort kann nur Mitglied werden, wer sich um den deutschen Radsport verdient gemacht hat. Die Radler, zu denen auch Redakteurin Christine Lanwehr zählte, diskutierten am Hengsteysee mit dem Hagener Unternehmer Ricardo Arens, der dort den Beach-Club betreibt. Themen waren: unternehmerische Risiken in Zeiten der Pandemie, Anbindung der Stadt an den Ruhrtalradweg und manches mehr.
In Menden bauten sich die Pedalritter für ein Foto mit einem Holchzeitspaar auf.
Am Tagesziel in Neheim folgte ein intensiver Austausch mit Bürgermeister Ralf Bittner über die Folgen des Hochwassers und – natürlich – über die Fahrrad-Infrastruktur. (Jost Lübben)
Konsequente Konzepte
Auch interessant
In Arnsberg dreht sich in den Gesprächen wie schon in Menden viel um das Thema Verkehrs- und Radfahrkonzepte: „Es braucht konsequente Konzepte“, sagt Bürgermeister Ralf Bittner aus Arnsberg.
+++ Lesen Sie auch: Jubiläumsradtour kommt in Neheim an +++
Irgendwie genau das, was sich auch die Vertreter des ADFC Menden wünschen. Dessen Sprecher Günther Reichle gibt zu, dass das Bemühen um gute Radwegekonzepte in Menden „mühsam“ sei. Der ADFC Menden setzt sich für einen Hönnetalradweg ein und startet dafür am 22. August ab 11 Uhr an der Balver Höhle eine große Fahrrad-Demo.
Auch unsere „Tour de WP“ ist eine Art Demo - eine für das Miteinander und das miteinander ins Gespräch kommen! Auf den ersten 90km - es wurden ein paar mehr - haben wir nette Menschen getroffen. Sogar ein Hochzeitspaar in Menden, dem wir natürlich viel Glück auf seinen Wegen wünschen. Die „Tour de WP“ hat Neheim erreicht. Am Dienstag geht es weiter um 8.45 Uhr ab IBIS-Hotel Neheim, das WP-Mobil steht ab 10 Uhr am Sorpedamm in Langscheid, später gehts weiter zum Biggesee. (Martin Haselhorst)
Redaktionsteam gratuliert zur Hochzeit
75 Menschen wollen wir kennenlernen. Zweieinhalb davon in Menden. Vanessa und Daniel Baumann, die sich gerade im Standesamt Menden das Ja-Wort gegeben haben und dazu der kleine Mensch, der im Bauch der Braut gerade heranwächst. Alles Gute dem glücklichen Paar und viele wunderbare gemeinsame Jahre… (Jens Stubbe)
Mit Sondergenehmigung durch Menden
So, da waren die drei Helden der Landstraße also bei uns in Menden! Als Glücksbringer für die frisch gebackenen Hochzeiter der Familie Baumann, als Zugpferde für Mitfahrer (ich selber muss mit dem Einstieg noch bis Mittwochmittag warten, schluchz!), als Gesprächspartner für Rad-Experten wie Dr. Günter Reichle (ADFC Menden) oder Bernd Reichelt, der als Stadtwerke-Chef fast nur auf dem Bike unterwegs ist.
Großer Dank ans Team des Stadtmarketings und Salsa-Chef Jozeh Ramazani, die rund ums WP-Mobil für Leckeres und Süffiges gesorgt haben. Fun Fact: Als erste Radfahrer seit Erfindung der Draisine hatten Jost Lübben, Jens Stubbe und Martin Haselhorst die Sondergenehmigung zum Durchradeln unserer Fußgängerzone erhalten, die vermutlich noch auf Pergament ausgestellt wurde. Was haben sie gemacht? Sie haben brav geschoben. (Thomas Hagemann)
Unterwegs in Hagen
Auf der ersten 79,9 Kilometer langen Etappe von Schwelm nach Neheim halten wir auf Hagener Stadtgebiet. Wir treffen Ricardo Arens. Und damit einen Unternehmer, einen Botschafter und einen, dem etwas an seiner Heimat liegt. Aber auch einen, der hart gekämpft hat in den letzten Monaten und etwas geschafft hat, wovon sie in Hagen seit 40 Jahren reden, aber niemand Taten folgen ließ.
+++ Lesen Sie auch: Stadtstrand Hagen: "Andere Städte rufen interessiert an"
Europameister begleitet das Team
Seit Gevelsberg-Berge sind wir gemeinsam mit Hans-Peter Kremer (80) unterwegs, Europameister im Duathlon. Er kommt aus Hagen-Haspe und begleitet das Team bis Menden.
Mit leichter Verspätung aber bester Laune sind wir an der Lokalredaktion Wetter/Herdecke angekommen. Dort gab es ein kleines Care-Paket mit einem Vitamin-Kick, Proteinriegel, Desinfektionstüchern, Pflastern und Wundsalbe.
Das Redaktionsteam ist gestartet
Die Redaktions-Team ist unterwegs: Am Montagmorgen sind Martin Haselhorst, Jost Lübben und Jens Stubbe gestartet.
+++ Lesen Sie auch: Tour in Schwelm gestartet +++
Die Stationen der Tour
Montag, 2. August: Schwelm – Neheim
- 9.00 Uhr Start der Tour an der Redaktion Schwelm
- 10.00 Uhr Ankunft Redaktion Wetter, Kaiserstraße 113-119
- 12.30 Uhr Ankunft Alter Markt Menden
- 15.00 Uhr Ankunft Neheimer Markt
Dienstag, 3. August: Neheim - Attendorn
- 10.00 Uhr Sorpedamm (Parkplatz Seebühne an der Promenade)
- 13.00 Uhr Finnentrop (Lennepark)
- 15.00 Uhr Attendorn (Klosterplatz)
Mittwoch, 4. August: Attendorn – Erndtebrück
- 10.00 Uhr Olpe (Kurkölner Platz)
- 10.45 Uhr Wenden (Rathaus Vorplatz zur Hauptstr.)
- 15.00 Uhr Erndtebrück (Hotel Edermühle)
Donnerstag, 5. August: Erndtebrück – Bad Fredeburg
- 12.00 Uhr Kahler Asten
- 13.00 Uhr Westfeld (Cafe Backes)
- 15.30 Uhr Redaktion Schmallenberg, Schützenplatz
Freitag, 6. August: Bad Fredeburg – Brilon
- 10.30 Uhr Grevenstein (Veltins)
- 13.00 Uhr Redaktion Meschede
- 15.00 Uhr Brilon Markt
1. August - Was gehört in den Rucksack?
Jetzt wird gepackt - auf dem letzten Drücker. Aber was gehört rein in den Rucksack für eine fünftägige Rundfahrt wie unsere "Tour de WP"? Mit Backpacker-Biking habe ich meine Erfahrung: mit dem Rad von Werl nach Krakau, mal eine Andalusien-Rundfahrt, eine Alpenüberquerung und seitdem jährlich vier Tage mit Freunden von der Haustür weg und zurück (das führt schon nach Emden, in den Harz, zum Niederrhein, in den Taunus, Westerwald, ins Kasseler Bergland oder in die Eifel).
Jetzt ab Montag aber heißt es Sauerland und Südwestfalen, jetzt aber ist Corona und jetzt ist es eine Dienstfahrt. Neben Luftpumpe (natürlich von SKS aus Sundern), Multi-Werkzeug, Wechselklamotten und Notfallmedizin wie Zinksalbe für den wunden Hintern kommen neue Inhalte in den Rucksack für die fünf 75km-Etappen.
Den alten Westfalenpost gebrandeten Regenschirm lasse ich trotz durchwachsener Wetterprognosen mal besser zu Hause. Da wir im journalistischen Auftrag unterwegs brauchen wir aber Arbeitsgerät: Tablet, Ladegerät, Handy und Powerbank sind unverzichtbar, um von der Strecke jederzeit für diesen Blog und in sozialen Netzwerken berichten können. Und im Jahr 2021 gehört auch das Pandemie-Set dazu: ein Satz FFP2-Masken und ein paar Sets für Corona-Selbstschnelltests. Sicherheit fährt mit bei unserer Fahrt durch die Region. Schließlich wollen wir den Menschen unserer Region ganz nah sein - mit Abstand und immer auf Nummer sicher.
1. August: Der verhinderte Held der Landstraße
"Tut das weh, wenn ich hier drücke?" - "Nein." - "Und hier?" - "Aaaaaahhhh!" Der schreiende Mann beim Doc auf der Pritsche war - ich. Der verhinderte Held der Landstraße. Knochenhaut und Sehnen unterhalb des rechten Knies sind am Donnerstag massiv entzündet, Auftreten unmöglich, Radeln sowieso. Also gibt's ordentlich was auf die Gabel: Cortison, Voltaren und bis einschließlich Sonntag Bett und Couch statt Aufbautraining und Tour, von da an wieder Gehversuche. Jetzt haben wir Sonntag, und die Schmerzen sind weg. Ist aber trügerisch, sagt der Doc. Mein Radelverbot gilt bis Dienstag. Ab Mittwoch darf ich an geeigneter Stelle vorsichtig einsteigen und muss dann hoffen, dass das Knie hält. Den Akku stelle ich jedenfalls auf volle Pulle, dann sehen wir mal.
Am Montag ab 13 Uhr sollen unsere Jungs in Menden vor dem imposanten Turm von St. Vincenz eintreffen, wo ein wunderbarer kleiner Empfang vorbereitet wird. Weil die WP-Tourer offiziell das Ziel verfolgen, die Schönheiten der Region aufzusuchen, darf ich als solche natürlich nicht fehlen. Ich freue mich auf Euch! (Thomas Hagemann)
30. Juli: Erst die Haare, dann die Bremsen
Die Zeit wird knapp. Sportlich bin ich für die Tour durchs Sauerland gut vorbereitet, aber da ist noch was: mir stehen die Haare zu Berge. Da ich erst Sonntag aus dem Urlaub komme und es montags los geht, schaffe ich es vorher nicht mehr zum Frisör. Ich werde „on Tour“ zum Haarschneide-Experten gehen. Wo mich unterwegs in Südwestfalen ein Salon anlächelt, geht‘s der Matte an den Kragen. Da vertraue ich ganz auf unsere heimischen Handwerksbetriebe. Das gilt übrigens nicht allein für die Optik des Fahrers, sondern die Technik des Bikes. Ich bin sicher ich werde zwischen Schwelm und Brilon einen guten Radtechniker finden, der mir die Bremsklötze der Scheibenbremse meines Gravelbikes austauscht. Erst die Haare, dann die Bremsen: wenn es zu schnell wird, gibts dann keine Sturmfrisur unterm Helm! Also Frisöre und Radtechniker - bitte melden! (Martin Haselhorst)
30. Juli: Die Vorfreude steigt
Wenn die WP-Tour nur halb so schöne Ausblicke bietet wie die Vorbereitung... Das Wunderbare an Radtouren ist ja, dass sie den Radius im Vergleich zu einer Wanderung um Kilometer erweitern. Also am Abend noch mal fix das blaue WP-Trikot übergestreift, ab in Richtung Ennepetalsperre. Traumhafter Ausblick mit untergehender Sonne am Abendhimmel direkt von der Mauer aus, kurz den Arbeitstag Revue passieren lassen, durchschnaufen, weiterradeln. Vorfreude auf die WP-Tour steigt. Ab Montag gilt's... (Jens Stubbe)
29. Juli: Mit dem Rad zum Termin
Trainingszeit wird langsam knapp. Was bleibt? Mit dem Rad kurz zum ersten Termin des Tages, dann weiter in die Redaktion. Tour läuft gut. 17 Kilometer. Tempo 60 bergab, an der Blitze besser kurz bremsen. Anhand des neuen WP-Trikots, das sich erstaunlich geschmeidig an den Körper schmiegt. wäre ich zu leicht zu identifizieren. Breckerfeld, 420 Meter über dem Meer, Hagen, 106 Meter über dem Meer. Wenn da nur die Rückfahrt nicht wäre... (Jens Stubbe)
28. Juli: Trainingstour - in Gedanken
Also Leute, wenn ich mir die Trainings-Posts meiner geschätzten Mitfahrer so ansehe, wird mir ein bisschen blümerant. Als einziger Stromer in unserem Quartett gehe ich nach außen zwar als Favorit ins Rennen. Aber erstens fahre ich kein E-Bike, sondern ein Pedelec, das nur Hilfe zur Selbsthilfe leistet, und die werde ich bitter nötig haben. Zweitens besitze ich ein Auto, das schneller fährt als jedes E-Bike, und Journalisten haben es oft eilig. Drittens bot mit die Coronazeit prächtige Ausreden dafür, doch lieber auf der Couch zu bleiben. Mein Schattenriss, jetzt Bodyshape genannt, gleicht also dem eines Winterhamsters.
Das Normalbürger-Training gilt es entsprechend vorsichtig aufzubauen: 25 Kilometer am ersten Tag, dann 35 und so weiter. Dienstag wollte ich abends die 35 fahren, ehrlich! Aber da fing es an zu regnen, und vorbereiten kann man sich auch anders: Ich ging die 35er-Strecke in Gedanken komplett durch. Außerdem bin ich jetzt stolzer Besitzer von Funktions-Unterwäsche für Radfahrer. Obenrum geht’s da ums Schwitzen, untenrum – naja, ich sitze halt nicht oft im Sattel, und im Sauerland gibt es mittlerweile genug Wölfe. Da muss ich nicht noch einen beisteuern, finde ich. (Thomas Hagemann)
28. Juli: Trainingsfahrt ins Bergische
Trainingsfahrt ins Bergische. Nicht die erste dieser Tage. Das dicke Knie wird ignoriert. Ebenso die dunklen Wolken. "Regnet garantiert nicht", sagt der Sohnemann, als ich das Haus verlasse. Hat er sich aber vertan, der kleine Meteorologe. Memo an mich selbst: Taschengeld kürzen, PC-Zeit streichen.
Am Himmel aber tut sich dieser Hoffnungsschimmer auf. Eine Regenbogen in den schönsten Farben leuchtet über dem gelben Helm. Wenige Tage vor dem Start der WP-Radtour muss das muss ein Zeichen sein. Auf dieser Tour kann nichts schief gehen.
Zweites Trikot eingetroffen. Ebenso die neue Pumpe und die neue Regenjacke. Werden wir aber beides nicht brauchen. Wir rechnen fest mit Sonnenschein und einer WP-Tour ohne ungeplante Pausen. Die Vorfreude steigt... (Jens Stubbe)
28. Juli: Trainingslager an der Küste und am Gardasee
Der Start kommt näher, die „Tour de WP“ wird Wirklichkeit. Die Idee zum 75. Geburtstag unserer Zeitung radelnd 5x75km durchs Verbreitungsgebiet zu fahren, 75 Orte zu passieren und Geschichten von 75 Menschen der Region zu erzählen, wird vom 2. bis 6. August umgesetzt.
Um in unserem Stammteam bestehen zu können, habe ich mich mit dem Gravelbike (Stevens Gavere) ins Trainingslager zurückgezogen: Erst zum „Tiefentraining“ an der Küste bei den Niederländern, den ich dann noch für zwei Wochen an den Gardasee nach Italien gefolgt bin (sind irgendwie alle hier).
Das WP-blaue Tour-Trikot schon dabei. Die sauerländer Seen, das Ruhrtal und den Kahlen Asten muss ich mir am Gardasee, dem Valpolicella und am Monte Baldo erst verdienen! An die 600 Kilometer werde ich hier gekurbelt haben, wenn’s zurück nach Hause geht. Einmal um den See (150 km) waren stramm und schön, bei der versuchten Gipfeljagd wurde mir die Sache nach 1100 geschafften Höhenmetern im Osthang des Monte Baldo zu heiß (wie schön sind doch 20 Grad im Sauerland zum Radfahren).
Als Ausrede für müde Beine sah ich am strahlend blauen Himmel die Vorboten des Gewitters. Da kann man doch nicht weiter. Beim Capuccino auf einer Sonnenterrasse am Berg wurde mir auch klar, dass auch schöne Pausen für die „Tour de WP“ dringend trainiert werden müssen.
Die Restvorbereitung passiert auf dem letzten Drücker: anders als die Kollegen Jost Lübben und Jens Stubbe habe ich noch nicht gepackt, muss ja erstmal südlich der Alpen die Zelte wieder abbrechen und bin erst am Abend vor der Tour zurück.
Geimpft, getestet und genesen - muss man heute im Steckbrief ja mit angeben - erstürme ich dann das WP-Land, immer im Windschatten „lutschend“ am Hinterrad vom Kollegen Thomas Hagemann und seinem E-Motor-Block. Wer Hagemann vorne hat, braucht - so lange es keinen Stromausfall gibt - im Team keinen belgischen Kreisel aufzuziehen. Den kann ich hier aber eh nicht trainieren, sind ja nur Holländer hier… (Martin Haselhorst)
27. Juli: Packen für die Tour
Schon mal ein bisschen packen für die Radtour durchs WP-Land vom 2.-6. August. Für den Abend haben wir ein schmuckes Ausgeh-Polo dabei. (Jost Lübben)
Hinweis: Mit der Radtour „75 Jahre/75 Orte/75 Menschen“ sucht die Redaktion den Kontakt zu den Menschen in der Region. Wir sind Radler und Autoren zugleich. Wir haben uns ein umfangreiches journalistisches Programm vorgenommen, führen Gespräche, schreiben Geschichten, machen Fotos und Videos.
Wir freuen uns auf alle, die wir auf unserem Weg treffen. Auch auf jene, die uns möglicherweise ein Stück begleiten möchten. Dies geschieht jedoch auf eigene Verantwortung. Die Rad-Tour ist keine organisierte Veranstaltung.