Olpe. Die Südwestfalen-Agentur gilt als wichtige Institution für die Region. Aber was macht sie eigentlich? Und wer finanziert sie? Ein Überblick

Amazon. Apple. Coca Cola. McDonald’s. Volkswagen. Südwestfalen. Zugegeben, das ist jetzt ein bisschen gemein: Die ersten fünf Unternehmen tragen einen Markennamen mit Weltruf. Südwestfalen ist erstens kein Konzern und zweitens auch nicht so bekannt. Wird es wohl auch nicht mehr. Jedenfalls nicht global. Deutschland reicht ja auch. Und vielleicht noch ein bisschen Europa. Dass die Region an Bekanntheit weiter zulegt, ist Aufgabe der Südwestfalen-Agentur mit Sitz in Olpe. Sie kümmern sich aber nicht nur ums Regional-Marketing, sondern auch um die bessere Vernetzung der Wirtschaft, den Kampf gegen den Fachkräftemangel und die Zukunft des ländlichen Raums. Unter anderem, müsste man eigentlich zufügen. Denn die Spannweite der Aufgaben ist riesig.

Gesellschafter der Südwestfalen-Agentur sind die fünf Landkreise der Region sowie der Verein Wirtschaft für Südwestfalen. „Wir sehen uns als Dachmarke“, sagt Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Agentur. Ziel sei es vor allem, die Wirtschaft nach vorne zu bringen, nicht den anderen Marken wie „Sauerland“ oder „Siegerland“ in die Quere zu kommen.

Ein Blick auf einige Aktivitäten und Aufgaben:

Regionale 2025

Die Regionale ist ein Strukturförderprogramm in NRW. Nach 2013 hat Südwestfalen mit dem Anspruch „Digital. Nachhaltig. Authentisch“ für das Jahr 2025 erneut den Zuschlag bekommen. Damit fließen Fördergelder in zweistelliger Millionenhöhe in Projekte, die unter anderem die Digitalisierung sowie die Entwicklung des ländlichen Raums und der Mobilität in den Blickpunkt rücken. Die Südwestfalen-Agentur organisiert den Wettbewerb der Projekte, hilft bei der Umsetzung und koordiniert die Zusammenarbeit mit Landes- und Bezirksregierung.

„Wirtschaft für Südwestfalen“

Der Verein hat sich mit bisher 372 Mitgliedern zu einem ansehnlichen Netzwerk entwickelt. Er unterstützt Unternehmen beim Arbeitgeber-Marketing, organisiert regionalen Stellenbörsen, Vorträge, die Zusammenarbeit mit Hochschulen und schreibt Wettbewerbe aus.

Marketing

Südwestfalen könnte Ihnen auch auf der Straße begegnen: 36 auffällig gestaltete Lastkraftwagen sind bereits als rollende Botschafter europaweit unterwegs und veranschaulichen die Stärken der Region. Die finden Sie aber auch auf der Datenautobahn. Konkretes Beispiel: Im www.bilderpool-suedwestfalen.com stehen tausende Fotos kostenlos zur Verfügung. Zudem tummelt sich Südwestfalen auch in den sogenannten sozialen Medien.

Ganz analog: der Dauerbrenner Wimmelbuch Südwestfalen (das aber bald als Klick-Wimmelbild auch digital erscheinen wird). Im Onlinemagazin www.suedwestfalen-mag.com erscheinen täglich „zwei, drei kurze und motivierende Artikel mit dem Ziel, die Region als Ideenwerkstatt und Hier-geht-was-ab-Raum zu prägen“, sagt Marie Ting, Leiterin des Regionalmarketings.

Fachkräfte-Projekte

Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler sowie Studierende an die Region zu binden, so dass sie nach Studium und Ausbildung ihre berufliche Perspektive in Südwestfalen suchen. Gleichzeitig sollen Fachkräfte aus dem Rest der Welt auf die Chancen der Region hingewiesen werden. So organisiert die Südwestfalen-Agentur etwa beim Gap Year drei je dreimonatige Praktika bei heimischen Unternehmen. Damit können sich junge Menschen beruflich orientieren. Bei Match-Südwestfalen werden Studierende und Absolventen mit möglichen Arbeitgebern vernetzt. Gleiches gilt für Karrieretage und Berufsmessen. Die Kommun&Bleib-Kampagne soll Touristen dazu animieren, nicht nur im Urlaub nach Südwestfalen zu kommen, sondern sich auf Dauer dort niederzulassen.

Strategie-Projekte

Gemeinsamkeit macht stark. Deshalb sucht Südwestfalen den Austausch mit anderen ländlichen, wirtschaftsstarken Regionen. Zusammen haben sie beispielsweise eine Studie zum Thema „Leben und Arbeiten im ländlichen Raum“ in Auftrag gegeben. Zudem nimmt die Kooperation mit der Region Dortmund konkretere Formen an – auch dort geht es zunächst vor allem um Fachkräfte.

„Beim Thema Smart Cities sind wir auf Bundesebene Vordenker“, sagt Hubertus Winterberg. Dieses Modellprojekt bringt Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen, um mit Hilfe der Digitalisierung die Region zukunftsfähig zu gestalten. „Hier leben wir die Kultur des Miteinanders ganz konkret“, so Winterberg. „Da gehen fünf Kommunen voran und nehmen 54 andere mit.“ Das Vorhaben holt 13 Millionen Euro Fördermittel vom Bund in die Region.

Erreichtes

Um das Wirken der Südwestfalen-Agentur einschätzen zu können, ein Blick auf Projekte, die durch die Regionale 2013 umgesetzt werden konnten und die Region heute prägen. Dazu gehört die Freilegung der Henne in Meschede und der Sieg in Siegen und die Attraktivierung der Innenstädte, der Aufzug an der Burg Altena, das Automotive Center in Attendorn und die bessere Vermarktung und Zusammenarbeit der Sauerland-Seen.

Der Etat der Südwestfalen-Agentur für das Marketing liegt übrigens bei rund 1,3 Millionen Euro pro Jahr. Das gibt Amazon auch dafür aus – allerdings innerhalb von 2,5 Stunden. Dessen Chef fliegt bald in den Weltraum, Südwestfalen bleibt auf dem Teppich.

>> INFOS: So finanziert sich die Südwestfalen-Agentur

  • Südwestfalen hat ein kleines Problem: Es stellt weder einen eigenständigen Regierungsbezirk wie etwa Ostwestfalen-Lippe noch eine Metropolregion wie das Ruhrgebiet dar. Das erschwert die Identifikation der Bewohner (oder haben Sie schon mal ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin Südwestfale“ gesehen?) und das Regionalmarketing.
  • In Südwestfalen leben etwa 1,4 bis 1,7 Millionen Menschen. Die Region leidet unter dem demografischen Wandel. Insbesondere in ländlich geprägten Gegenden schrumpft die Einwohnerzahl.
  • In der Südwestfalen-Agentur sind rund 25 Mitarbeiter tätig. Viele Stellen sind bis zum Ende der Regionale 2025 befristet.
  • Der Gesamtetat der Südwestfalen-Agentur liegt aktuell bei 2,8 Millionen Euro. Davon entfallen auf das Regionalmarketing 1,3 Millionen Euro (inklusive Förderprojekt „Perspektive 2.0“) und auf die Regionale Entwicklung 1,5 Millionen Euro (inklusive der Durchführung der Projekte Regionale 2025 und Smart Cities).
  • Der Verein „Wirtschaft für Südwestfalen“ mit mehr als 370 Mitgliedsunternehmen ist mittlerweile stärkster Einzel-Gesellschafter und steuert mehr als 500.000 Euro für das Regionalmarketing bei. Die fünf Kreise unterstützen es mit jeweils 80.000 Euro jährlich.
  • Die finanziellen Eigenanteile der Kreise zur Finanzierung der Regionale 2025 werden zu großen Teilen durch das Städtebauministerium NRW übernommen. Ansonsten zahlt jeder der fünf Kreise jährlich 100.000 Euro und für das Präsentationsjahr der Regionale im Jahr 2025 150.000 Euro.