Hagen. Die Sehnsucht nach dem Leben auf dem Land ist in der Pandemie gewachsen. Eine Online-Umfrage unter Arbeitnehmern unterstreicht den Trend.
Raus aus der Hektik der Großstadt: Die Pandemie hat die Sehnsucht der Menschen nach dem Landleben verstärkt. Das unterstreicht auch eine Online-Umfrage zur Attraktivität ländlicher Regionen als Ort zum Leben und Arbeiten, die die Südwestfalenagentur am Dienstag vorgestellt hat.
Demnach gab ein beträchtlicher Teil der fast 2000 befragten Personen aus sieben ländlichen Regionen an, dass sie bei in Großstädten wohnenden Freunden und Bekannten davon ausgehen, dass deren Wunsch nach einem Leben auf dem Land in Corona-Zeiten merklich gestiegen ist.
Kooperationsprojekt von sieben ländlichen Regionen
Die Online-Befragung fand im Rahmen des vom Bund geförderten Forschungsvorhabens „Strategische Kooperationsregionen in ländlichen Räumen“ statt. Neben Vorpommern, Ems-Achse, Koblenz-Mittelrhein, Nordthüringen, Allgäu und Vierländerregion Bodensee gehört auch Südwestfalen zu dem Netzwerk.
Zufrieden mit dem Wohnort
„Der Umfrage zufolge sind die Menschen in Südwestfalen zufriedener mit ihrem Wohnort als die Befragten in anderen Regionen“, so Marie Ting vom Regionalmarketing der Südwestfalenagentur, „auch der Wunsch, in der Wohlfühl-Region Südwestfalen längerfristig wohnen zu bleiben, war höher als in den anderen Regionen.“
Als stärkste Zuzugsgründe in den Märkischen Kreis, den Hochsauerlandkreis sowie die Kreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Soest ergaben sich aus der Umfrage der Arbeitsplatz und die Familie. Während in Südwestfalen 87 Prozent der Befragten diese Aspekte an vorderster Stelle anführten, waren es in den anderen Regionen deutlich weniger (68 Prozent).
Der ländliche Raum als Wohlfühl-Ort
Interessant ist auch, dass den meisten Befragten Arbeitsinhalte, Betriebsklima und Work-Life-Balance deutlich wichtiger sind als Karrierechancen oder höheres Gehalt bei einem möglichen anderen Arbeitgeber.
Nach Angaben von Marie Ting hat die Online-Befragung deutliche Hinweise darauf gegeben, dass der ländliche Raum in der Pandemie mehr denn je als Wohlfühl-Ort wahrgenommen wird. „Daher ist jetzt ein guter Zeitpunkt, auf die Perspektiven in Südwestfalen aufmerksam zu machen.“
Mitarbeiter als Botschafter für offene Stellen
So müssten die Betriebe noch stärker das eigene Personal als „Botschafter für offene Stellen“ rekrutieren. Es reiche eben nicht, so die Leiterin des Regional- marketings bei der Südwestfalenagentur, sich einzig auf Veröffentlichungen in Stellen-Portalen im Internet zu verlassen.
Wenn ein Mitarbeiter im Freundes- oder Bekanntenkreis in der Großstadt von den Vorzügen des Lebens auf dem Land erzählen kann, habe dies eine nicht zu unterschätzende Wirkung. Marie Ting: „Vitamin B, also persönliche Kontakte, führen häufiger zu einem Arbeitsplatzwechsel aufs Land als Ausschreibungen der Arbeitgeber.“ 60 Prozent der Umfrage-Teilnehmer, die nach Südwestfalen gezogen oder zurückgekehrt sind, hatten vorher bereits persönliche Kontakte.
Natur als Qualitätsmerkmal
Womit Südwestfalen besonders bei Arbeitnehmern punkten kann: mit der Schönheit der Landschaft. Knapp zwei Drittel der Teilnehmer an der Umfrage geben die Natur als Qualitätsmerkmal an. In den anderen ländlichen Regionen war es nur ein gutes Drittel.
Neben der Natur spielen auch die Nähe zum Arbeitsort und zum sozialen Umfeld sowie die Möglichkeiten von Outdoor-Aktivitäten und das Vereinsleben eine wichtige Rolle bei der Wohnortwahl in Südwestfalen. Es verwundert nicht, dass viele Teilnehmer der Umfrage bei den Themen Breitband, Mobilfunk, Mobilität und Infrastruktur noch deutlichen Nachholbedarf sehen.