Hagen. Einige Impfzentren in Südwestfalen weisen noch freie Termine aus. Hagen geht davon aus, dass es bald mehr Impfstoff als Impfwillige geben wird.

Droht die Impf-Kampagne gegen das Coronavirus nun ins Stocken zu geraten? Seit dem vergangenen Wochenende sind in NRW alle Priorisierungen aufgehoben, der Impfstoff steht für alle zur Verfügung. Dennoch gibt es zum Teil freie Termine beziehungsweise die Aussicht darauf, dass es schwer werden könnte, absehbar ausreichend Impfwillige zu finden.

Beispiel Kreis Soest. „Wir haben noch Ersttermine frei. Viele Menschen werden schon bei ihrem Hausarzt geimpft worden sein oder sind bereits im Urlaub“, heißt es als Erklärung vom Kreis zur aktuellen Lage.

Freie Termine in drei Kreisen

Beispiel Kreis Siegen-Wittgenstein: Auch hier gibt es aktuell freie Impftermine, „weil wir gerade erst Klarheit über die Liefermengen der nächsten Tage und Wochen erhalten haben“, teilt der Kreis auf Nachfrage am Dienstagmittag mit. Rund 10.000 Dosen werden es für die 14 Tage ab 5. Juli sein. „Wir gehen davon aus, dass diese Termine nun wie auch in der Vergangenheit sukzessive gebucht werden.“

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Beispiel Märkischer Kreis: Dort habe die Nachfrage nach Impfterminen durch den Wegfall der Priorisierung zwar wieder zugenommen, sie sei „aber nicht so hoch wie noch vor vier Wochen“. Beleg: Von den 3200 buchbaren Terminen bis zum 11. Juli in Iserlohn und Lüdenscheid sind noch etwa 2.800 frei. „Sobald diese Termine ausgebucht sind, werden wir noch weitere Termine auch für diesen Zeitraum freischalten“, berichtet Dr. Gregor Schmitz, ärztlicher Leiter des Impfzentrums.

Bald mehr Impfstoff als Impfwillige in Hagen?

Beispiel Hagen: Die Impftermine für diese Woche sind bereits vergeben, „wir werden aber Mitte dieser Woche wieder einige Termine für die nächste Woche online stellen“, heißt es von der kreisfreien Stadt. Hier ist das Problem allerdings ein anderes: Das Buchungsverhalten, formuliert die Stadt, zeige gerade nach dem Wegfall der Priorisierung „sehr deutlich, dass wir uns dem Zustand nähern, mehr Impfstoff als Impfwillige zu haben“. Ein vor Wochen noch undenkbarer Zustand, weil doch stets überall Impfstoffmangel herrschte.

Für die Woche Mitte Juli (12. - 18.) kann Hagen mit einem Kontingent Astrazeneca für Erstimpfungen planen. „Dieses komplett zu verimpfen, wird sicherlich eine Herausforderung“, kommentiert die Stadt gerade im Hinblick auf die hohe Impfquote, die nach Schätzungen der Stadt in der besagten Woche vermutlich schon 70 Prozent betragen werde. „Der Anteil der Impfwilligen wird unter den restlichen 30 Prozent immer geringer.“

Quote der nicht wahrgenommenen Termine steigt zum Teil

Fortschritte in den Impfzentren scheinen mühsamer zu werden, auch weil weiterhin (und noch verstärkt) Termine dort zwar vereinbart, aber nicht wahrgenommen werden. Die Anzahl der nicht wahrgenommenen Termine steige an, berichtet die Stadt Hagen. Die Quote läge derzeit bei 10 bis 20 Prozent. Der Kreis Soest vermeldet im Juni ebenfalls 20 Prozent. In Dortmund im Impfzentrum Phoenix West lag der Wert in den vergangenen Tagen bei neun Prozent. In Siegen-Wittgenstein beträfe dies hauptsächlich Zweitimpftermine mit Astrazeneca.

Keine Lust mehr auf Impfung? Der Hochsauerlandkreis meldet, dass es weiterhin sehr viele Impfwillige gebe und die Termine schnell ausgebucht gewesen seien. „Das Interesse an einer Impfung hat nicht nachgelassen, die verfügbare Menge reicht noch immer nicht aus“, sagt einerseits Daniela Thamm, Pressereferentin des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. Stefan Spieren vom Ärzteverbund Südwestfalen, selbst Hausarzt in Wenden, ist anderer Meinung. Gerade im Kreis Olpe, in Lüdenscheid und dem Siegener Raum gebe es genug freie Impftermine, auch in den Hausarztpraxen, sagt er. Nicht abgesagte Termine werden bei ihm und seinen Kollegen zum Problem. „Inzwischen wird es auch schwieriger, schnell einen Ersatz für die Leute zu finden“, sagt Spieren. Denn die Nachfrage nach Impfterminen ebbe ab, „das merken die Hausärzte“.

Immer wieder müssen gerade Zweittermine neu besetzt werden. Warum? „Einige Leute haben sich mehrere Zweittermine für ihre Impfung geben lassen und entscheiden sich kurzfristig für den, der besser in ihre Planung passt – weil sie etwa verreisen wollen“, sagt Spieren.

>> HINTERGRUND: Der Impf-Fortschritt in Westfalen-Lippe

  • 49 Prozent aller Erst- und Zweitimpfungen in Westfalen-Lippe haben in den Impfzentren stattgefunden. 37 Prozent wurden in Arztpraxen verabreicht, 9 Prozent durch mobile Impfteams und 4 Prozent in Krankenhäusern. Nicht enthalten sind Impfungen bei Betriebs- und Privatärzten.
  • 73 Prozent aller Impfdosen in Westfalen-Lippe stammen von Biontech, 17 Prozent von Astrazeneca, 7 Prozent von Moderna und 3 Prozent von Johnson&Johnson.
  • 4,6 Millionen Menschen in Westfalen-Lippe (exakt: 4.671.641 der rund 8 Millionen Einwohner) haben ihre Erstimpfung erhalten. Vollständig Geimpft sind 3.363.707 Menschen.
  • Für einzelne Kreise und Städte gibt es diese Impfquoten (bezogen auf Gesamtbevölkerung): Kreis Olpe: Erstimpfung: 67,1 % / vollständig geimpft: 51,0 % Hagen: 62,1 % / 45,7 % Hochsauerlandkreis: 59,8 % / 41,7 % Ennepe-Ruhr-Kreis: 57,2 % / 40,6 % Siegen-Wittgenstein: 56,6 % / 40,5 % Dortmund: 55,5 % / 38,8 % Kreis Soest: 55,3 % / 40,1 % Kreis Unna: 53 % / 38,4 %