Hagen. Mehr als 600 Corona-Teststellen gibt es in der Region. Wieviele davon geschlossen werden mussten. Und was die Kreise zu mehr Kontrollen sagen.
Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, dann sollen die Kreise und Städte die Corona-Testzentren stärker kontrollieren. Doch die weisen in der Region darauf hin, dass sie das auch jetzt schon tun – eine lückenlose Kontrolle oder gar die Überprüfung der Abrechnungen sei aber nicht möglich. Gut 620 Teststellen gibt es allein in Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Kreis Olpe, dem Hochsauerlandkreis, dem Märkischen Kreis und dem Kreis Siegen-Wittgenstein - und nur in vier Fällen mussten bislang Beauftragungen zurückgenommen werden. Anlass für die die Diskussion sind die Betrugs-Vorwürfe gegen einen Corona-Testcenter-Betreiber aus Bochum.
Märkischer Kreis
Um die Dimensionen noch einmal deutlich zu machen: Im Märkischen Kreis sind zuletzt bis zu 70.000 Tests in der Woche durchgeführt worden. Bislang seien dafür 130 Teststellen vom Kreis beauftragt worden, so Kreissprecher Alexander Bange – darunter Ärzte, Apotheker, Rettungs- und Hilfsorganisationen sowie andere Leistungsanbieter. Um die „Beauftragung“ vom Kreis zu erhalten, müssten gewisse Anforderungen erfüllt werden, darunter Schutzmaßnahmen und Hygienestandards.
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Die, so Bange, sollten auch danach stichprobenartig oder bei einem konkreten Verdacht vom Gesundheitsamt überprüft werden: „Das ist bislang in einigen Fällen erfolgt.“ Und nur einer von 130 Teststellen habe man bislang die Erlaubnis entzogen.
Hagen
In Hagen gibt 58 von der Stadt anerkannte Teststellen. Und bislang habe man auch keine Beauftragung zurücknehmen müssen, so Stadtsprecherin Clara Treude. Dabei seien die Kontrollen durchaus eng: „Abgesehen von den Arztpraxen sind sämtliche weitere Einrichtungen vor Ort auf das Einhalten von Hygiene- und Infektionsschutzrichtlinien überprüft worden und werden auch weiterhin überprüft.“ Eine „Art von sozialer Kontrolle“ findet auch mit den wöchentlichen virtuellen Treffen statt, bei denen Standards definiert, Neuigkeiten ausgetauscht und Probleme erörtert werden. „An diesen freiwilligen Treffen nehmen so gut wie alle Betreiber regelmäßig teil.“
Kreis Olpe
Im Kreis Olpe gibt es 67 registrierte Corona-Teststellen – und bisher musste auch keine geschlossen werden. „Stichpunktartige Kontrollen können von uns durchgeführt werden“, so Kreissprecher Hans-Werner Voss zur Forderung von Gesundheitsminister Spahn.
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Kreis Siegen-Wittgenstein
Zurzeit gibt es mehr als 90 registrierte Teststellen im Kreis Siegen-Wittgenstein. „Wir mussten bislang zwei Mal Genehmigungen entziehen“, so Sprecher Manuel Freudenstein. „Alle Teststellen werden schon seit Beginn der kostenlosen Bürgertestungen von unserem Gesundheitsamt stichprobenartig kontrolliert.“
Hochsauerlandkreis
132 Teststellen gibt es im Hochsauerlandkreis. Die noch stärker zu kontrollieren, sei nicht möglich, so Kreissprecher Martin Reuther: „Die personellen Kapazitäten beim Fachdienst Rettungsdienst/Feuer- und Katastrophenschutz oder beim Gesundheitsamt sind für weitere Aufgaben nicht vorhanden.“ Darüber hinaus gebe es für weitergehende Kontrollen bislang keine eindeutige Rechtsgrundlage.
Ennepe-Ruhr-Kreis
Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es derzeit 144 registrierte Teststellen. Nur in einem Fall musste bislang die Beauftragung zurückgenommen werden. Doch bei der Teststelle in Sprockhövel ging es nicht um Mängel oder falsche Abrechnungen. Die dort praktizierte digitale Methode - der Test wird unter Video-Aufsicht zuhause durchgeführt - ist laut NRW-Gesundheitsministerium nicht zulässig.
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Ansonsten, so Kreissprecher Ingo Niemann, sei man in Zusammenarbeit mit den Ordnungsämtern der Städte in Einzelfällen Hinweisen von Bürgern nachgegangen, etwa wenn es um sehr kurze Wartezeiten bis zu dem Ergebnis oder hygienische Aspekte ging. Generell sei es aber auch falsch, Testcenter unter einen Generalverdacht zu stellen.
Bei der Überprüfung der Abrechnungen habe der Kreis keine Möglichkeit: „Die Abrechnung der Tests erfolgt über die Kassenärztlichen Vereinigungen, das Gesundheitsamt hat keinerlei Zugriff auf die Daten der Abrechnungen“, so Ingo Niemann. Aber selbst mit einem Zugriff seien Kontrollen schwierig. „Umsetzbar wären diese – auch mit Blick auf die Vorgaben der Verordnung – eigentlich nur, indem Mitarbeiter von Kommunen an Testzentren zählen, wie viele Personen dort getestet werden und diese Zahl am folgenden Tag mit den vom Betreiber gemeldeten Daten abgeglichen würde. Dies ist personell aber kaum bis gar nicht zu leisten.“ Zumal das Personal des Gesundheitsamtes seit mehr als einem Jahr einer Dauerbelastung ausgesetzt seien.
>> HINTERGRUND: So viele Bürgertests gab es bislang in der Region
Laut NRW-Gesundheitsministerium wurden seit Beginn der Bürgertests am 8. März bis zum Stichtag 17. Mai in den zwölf Landkreisen und kreisfreien Städten des Regierungsbezirks so viele Tests durchgeführt:
- 1. Dortmund: 377.805
- 2. Ennepe-Ruhr-Kreis: 313.059
- 3. Kreis Soest: 311.364
- 4. Kreis Unna: 284.621
- 5. Bochum: 278.205
- 6. Märkischer Kreis: 256.675
- 7. Kreis Siegen-Wittgenstein: 229.656
- 8. Hochsauerlandkreis: 214.142
- 9. Herne: 129.004
- 10. Hagen: 114.351
- 11. Kreis Olpe: 113.145
- 12. Hamm: 110.641
- Gesamt Regierungsbezirk Arnsberg: 2.732.668 Bürgertests
>> INFO: Das verdient man bei Impfungen
IMPFZENTRUM:
- Arzt im Impfzentrum: 150 Euro/Stunde
- medizinisches Personal: 38,50 Euro/Stunde
- Impfzentrum mit 5 Impfstraßen von 8 bis 20 Uhr: Personalkosten: 13.620 Euro
ARZT-PRAXIS:
- 20 Euro je Impfung (inklusive Beratung und ggf. Untersuchung)
- 10 Euro nur Beratung (wenn Impfung letztlich nicht zustande kommt)
- 35 Euro Impfung bei Hausbesuch
>> INFO: Das verdient man beim Testen
TESTZENTRUM/APOTHEKEN:
- 12 Euro pro Abstrich und Auswertung
- 6 Euro Materialkosten pro Test (erstattet KVWL)
ARZTPRAXIS:
- 15 Euro pro Test
- 6 Euro Materialkosten