Hagen/Sauerland. Alle hoffen auf eine Entspannung der Corona-Lage. Doch in der Region herrscht Stillstand bei den Inzidenzen. Aber bei den Impfungen geht es voran.

Alle hoffen auf den Durchbruch, auf ein starkes Absinken der Sieben-Tage-Inzidenz bis zumindest 35, um ab März eine weitere Öffnung des gesellschaftlichen Lebens, der Geschäfte und der Gastronomie zu erleben. Doch die Hoffnung erfährt derzeit einen Dämpfer: Denn die Zahlen stagnieren in NRW, aber auch bei uns in der Region im Regierungsbezirk Arnsberg. Und mit Hagen liegt hier auch die Stadt mit der landesweit höchsten Inzidenz.

Was die Entwicklung wenige Tage vor der vorsichtigen Öffnung von Schulen und Kindergärten so unsicher macht: Niemand weiß, wie sehr die als weitaus ansteckender geltende Mutation des Coronavirus, die schon in allen Kreisen Südwestfalens nachgewiesen wurde, tatsächlich die weitere Entwicklung beeinträchtigen könnte. Dr. Rolf Kaiser, Virologe an der Uniklinik Köln, beschreibt dies im Gespräch mit der WESTFALENPOST so: „Wenn wir an einem Tag 100 neue Fälle haben, wovon zehn auf das mutierte Virus entfallen und am nächste Tag nur 90, wovon 70 auf das alte Virus und 20 auf die viel ansteckendere Mutation entfallen, dann haben wir auf den ersten Blick eine Entspannung, aber im Hintergrund baut sich eine neue Welle auf.“

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Im Durchschnitt lag die Sieben-Tage-Inzidenz im Regierungsbezirk Arnsberg zu Beginn des harten Lockdowns am 16. Dezember bei 173,6, aktuell sind es 71,9. Das ist fast exakt der gleiche Wert wie vor einer Woche (71,6) – und das, nachdem es in den Wochen zuvor Rückgänge im zweistelligen Prozentpunkte-Bereich (15 bzw. 17 Punkte) gegeben hatte. Der aktuelle Durchschnittswert für NRW liegt bei 58,0 – das sind auch nur 1,3 Prozentpunkte weniger als vor einer Woche.

Die Bilanz in der Region

Schaut man genauer auf die Zahlen, dann gibt es diese Kernaussagen für die Wochenbilanz:

  • Die Zahl der Corona-Toten ist zwar im Wochenvergleich wieder gestiegen – allerdings nicht mehr so stark und nicht mehr in allen zwölf Landkreisen und Großstädten des Regierungsbezirks Arnsberg: In Siegen-Wittgenstein und Olpe gab es keine weiteren Verstorbenen.
  • Die Lage auf den Intensivstationen ist zweischneidig: Zwar ist die Zahl der freien Betten leicht rückläufig. Gleiches gilt aber auch für die Zahl der besonders behandlungsintensiven Covid-Patienten. Sie liegt nun bei 141 – einem der niedrigsten Werte seit Wochen.
  • Die Sieben-Tage-Inzidenz, die die Quote der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche misst, ist zwar in sechs von zwölf Kreisen und Großstädten im Wochenvergleich gesunken – unter anderem im immer noch stark betroffenen Hagen und auch im Hochsauerlandkreis und im Kreis Olpe. Allerdings ist die Inzidenz in vier Städten und Kreisen (Märkischer Kreis, Hamm, Kreis Unna und Dortmund) auch wieder gestiegen – teils sogar sehr deutlich. In Soest und Siegen-Wittgenstein ist sie konstant geblieben.
  • Im Regierungsbezirk Arnsberg haben jetzt mehr als 100.000 Menschen die Erstimpfung erhalten. Allein in den ersten beiden Wochen seit die Impfzentren in Betrieb sind, sind dort mehr als 30.000 Menschen geimpft worden.

Die Corona-Rangliste

Schaut man auf den Regierungsbezirk Arnsberg, führt Hagen die Rangliste der Corona-Dynamik mit großem Abstand an – wie seit Wochen. Sie basiert auf den Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI), Stand Freitag 0 Uhr.

  • 1. (Rang 1 vor einer Woche). Hagen: 109,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen (211 Tote, 10 mehr als vor einer Woche )
  • 2 . (5.) Märkischer Kreis: 86,5 (239, +17)
  • 3 . (11.) Hamm: 83,4 (153 Tote, +4)
  • 4. (4. ) Herne: 80,5 (192 Tote, + 18)
  • 5. (3.) Olpe: 73,2 (131, +/-0)
  • 6. (8.) Kreis Unna: 71,9 (391, +21)
  • 7. (2.) Hochsauerlandkreis: 69,3 (127, +9)
  • 8. (6.) Ennepe-Ruhr-Kreis: 63,3 (269, +11)
  • 9. (12.) Dortmund: 59,5 (290, +13)
  • 10. (9.) Kreis Soest: 56,7 (136, +6)
  • 11 . (10.) Siegen-Wittgenstein: 55,2 (116, +/-0)
  • 12. (7.) Bochum: 53,9 (155 , +7)

Die Verstorbenen-Zahlen

Im Regierungsbezirk Arnsberg sind seit März 2410 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben. Das sind 116 mehr als vor einer Woche – damit hat sich der Anstieg binnen einer Woche weiter deutlich reduziert. In der Vorwoche lag der Anstieg binnen sieben Tagen noch bei 129 Verstorbenen, in der Woche davor bei 168. Zum Vergleich, wie tödlich die zweite Welle der Corona-Pandemie seit Herbst war: Von März bis Oktober lag die Gesamtzahl der Toten noch bei 290.

Die Intensivstationen

141 Covid-Patienten (davon 81 beatmet) werden aktuell im Regierungsbezirk auf Intensivstationen behandelt – damit ist die Zahl im Wochen-Vergleich erneut um acht Patienten gesunken. Die Zahl der freien Intensivbetten hat sich aber auch wieder verringert. 195 Intensivbetten in der Region sind noch frei – unterm Strich zwölf weniger als in der Vorwoche, da die von Zahl aktuell zur Verfügung stehenden Intensivbetten leicht auf 1362 gestiegen ist (Vorwoche: 1356).

Das Intensivbettenregister zeigt im Detail diese Werte:

  • 1. (Vorwoche 2.) Herne: 17,5 % der Intensivbetten mit 11 Corona-Patienten belegt
  • 2. (7.) Märkischer Kreis: 15,9 %, 17
  • 3. (8.) Hagen: 15,4 %, 12
  • 4. (5.) Kreis Olpe: 14,8 %, 4
  • 5. (1.) Kreis Unna: 14,2 %, 15
  • 6. (6.) Hamm: 13,4 %, 9
  • 7. (4.) Bochum: 10,5 %, 18
  • 8. (3.) Hochsauerlandkreis: 10,2 %, 13
  • 9. (9.) Kreis Soest: 9,7 %, 7
  • 10. (11.) Kreis Siegen-Wittgenstein: 7,4 %, 9
  • 11. (10.) Dortmund: 6,3 %, 18
  • 12. (12.) Ennepe-Ruhr: 5,8 %,

Die Impfzahlen

Jetzt haben schon exakt 105.332 Menschen in den zwölf Kreisen und Großstädten des Regierungsbezirks Arnsberg ihre Erstimpfung erhalten. Das geht aus den neusten Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung hervor. Das hört sich zunächst schon nach viel an, letztlich sind es aber rund drei Prozent der etwa 3,5 Millionen Menschen, die in der Region leben. Ein weiter Weg steht also noch bevor: Aber es geht jetzt schneller vorwärts: Während in den ersten sechs Wochen, in denen mobile Impfteams in den Alten- und Pflegeheimen unterwegs waren, 75.807 Menschen dort geimpft wurden, konnten in den Impfzentren binnen elf Tagen rund 30.500 Menschen ihre erste Spritze erhalten.

Auf die einzelnen Städte und Kreise verteilt sich das so:

  • Bochum: 10.772 Erstimpfungen (2541 in Impfzentren/8231 in Alten- und Pflegeheimen)
  • Dortmund: 13.849 (4892/8957)
  • Ennepe-Ruhr-Kreis: 8900 (2671/6229)
  • Hagen: 5871 (2350/3521)
  • Hamm: 6642 (1722/4920)
  • Herne: 6620 (1433/5187)
  • Hochsauerlandkreis: 8358 (1744/6614)
  • Märkischer Kreis: 11.484 (3457/8027)
  • Kreis Olpe: 4826 (3490/1336)
  • Kreis Siegen-Wittgenstein: 6527 (2297/4230)
  • Kreis Soest: 9735 (2744/6991)
  • Kreis Unna: 11.748 (3338/8410)