Dortmund/Meschede. Dortmund setzt bei der Impfterminvergabe auf den Konzertkarten-Riesen Eventim – und kann sich mehr vorstellen. Ein Vorbild für ganz NRW?

Es ist wieder passiert. Diesmal im Impfzentrum Salzkotten im Kreis Paderborn. Rund 40 Menschen waren am Mittwoch um 14.15 Uhr in dem festen Glauben gekommen, dass sie zu dem Zeitpunkt dort gegen das Coronavirus geimpft werden sollten. Aber sie standen nicht auf der Liste.

Nach eingehender Prüfung könne man zwar sagen, dass es sich nicht um einen Buchungsfehler des umstrittenen Anmeldesystems der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) handele, sagte Dr. Gregor Haunerland, ärztlicher Leiter des Impfzentrums: „Bei einigen unangemeldet Impfwilligen hat es sich schlicht um einen Bedienungsfehler gehandelt.“

Aber nach ähnlichen Fällen in Lüdenscheid und Ennepetal am Sonntag kommt einmal mehr die Frage auf, wie leistungsfähig die Technologie der KVWL ist, die bislang nur bei der Gruppe der Über- 80-Jährigen eingesetzt wurde. Wird sie den Ansturm verkraften, wenn noch bevölkerungsstärkere Altersgruppen an die Reihe kommen?

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In dem Zusammenhang lässt aufhorchen, dass jetzt der große Konzertticket-Verkäufer Eventim auch in NRW auf den Markt tritt. In Schleswig-Holstein hat das Unternehmen bereits die gesamte Impfterminvergabe für die Über-80-Jährigen organisiert. Die Erfahrungen seien bislang positiv, so das dortige Landes-Gesundheitsministerium.

Stadt Dortmund fordert Klarheit

Jetzt hat auch die Stadt Dortmund einen Vertrag mit Eventim abgeschlossen. Allerdings noch nicht, um künftig alle Impftermine so zu vergeben. Dazu gibt es bislang noch keine rechtliche Grundlage. Das Land NRW hat den kreisfreien Großstädten und den Landkreisen bislang lediglich aufgetragen, seit dem 10. Februar die Impfterminvergabe für bestimmte Berufsgruppen, die jetzt neben den Über-80-Jährigen und den Pflegeheimbewohnern an der Reihe sind, zu organisieren. Dazu gehören an erster Stelle Mitarbeiter von mobilen Pflegediensten, danach aber auch von Senioren- oder Demenz-WG, medizinisches Personal, das mit Covid-Patienten in Berührung kommt oder Mitarbeiter der Rettungsdienste.

Stadt fordert Klarheit ein

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Um das in der Großstadt managen zu können, hat Dortmund den Ticket-Händler Eventim beauftragt. Ob hieraus noch mehr erwachsen kann, ist noch unklar: „Für das zukünftige Terminmanagement für alle priorisierten Alters- und Berufsgruppen benötigen wir erst einmal Klarheit von Seiten der Landesregierung, wie sie den weiteren Weg sieht und wem sie welche Aufgabe übertragen wird“, so Stadtsprecherin Anke Widow gegenüber unserer Zeitung. „So weit wir als Stadt weitere Aufgaben übertragen bekommen, werden wir aber auch diese – soweit sinnvoll und möglich – an Eventim übertragen.“

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Das NRW-Gesundheitsministerium will in dem Dortmunder Schritt noch keine Vorfestlegung auf das künftige Verfahren sehen. Den Städten stehe es frei, wie sie die ihnen übertragenen Aufgaben organisieren und ob sie einen externen Dienstleister hinzuziehen, so Sprecherin Miriam Skroblies. Aber wie das Land generell die Anmeldephase für die nächste Impfgruppen organisieren wolle, werde derzeit noch erarbeitet. Wann mit Ergebnisse gerechnet werden kann? „Ein Zeitpunkt kann derzeit noch nicht genannt werden.“

Dass die weiteren Impfphasen zu noch größeren logistischen Herausforderungen werden können, weiß aber auch die Landesregierung. Schon ab März ist die Lieferung von deutlich mehr Impfstoff zugesagt. Das Gesundheitsministerium arbeitet daher nach eigenen Angaben an einem Konzept, nun doch „zeitnah“ die Hausärzte einzubinden, wie es von den Kassenärztlichen Vereinigungen, aber auch von den Städten und Kreisen gewünscht wird.

Private Impfstraße in Meschede

Wie auch in privater Regie eine effektive Impfstraße aufgebaut werden kann, wird derzeit im Mescheder Stadtteil Freienohl demonstriert. Dort hat der private Pflegedienst Mobidoc zusammen mit dem Hausarzt Dr. Gisbert Breuckmann die Infrastruktur aufgebaut, um die mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegedienstes mit Astrazeneca zu impfen – quasi als Dienstleister des Hochsauerlandkreises. Breuckmann hat sich extra zertifizieren lassen.

Der Mediziner ist davon überzeugt, dass noch mehr Hausärzte parat stehen würden, um auch Impfungen vorzunehmen. Und der Pflegedienst Mobidoc wäre auch bereit, seine Räumlichkeiten für weitere Impfaktionen zur Verfügung zu stellen, wenn die eigenen Mitarbeiter geimpft sind.