Hagen. Mal alle Positiv-Tests, mal nur bei Verdacht: Wie die einzelnen Landkreise nach der Virus-Mutante suchen. Und wie oft sie fündig geworden sind.

Weiter Entspannung oder steht die dritte Welle vor der Tür? Es bleibt ungewiss, wie sich die Corona-Lage entwickelt – sowohl im Land als auch bei uns in der Region. Klar ist: Der Rückgang der Sieben-Tage-Inzidenz stagniert weitgehend, in einigen Gebieten steigt sie sogar – wie etwa in Hagen mit 120,8 (+2,6 zum Vortag).

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Und vor allem: Die Auswirkungen des mutierte Corona-Virus, das in seiner britischen Variante zwar nicht direkt gefährlicher, aber weitaus ansteckender sein soll, ist noch völlig unklar. Sicher ist nur: Die Mutante ist längst in Südwestfalen angekommen. In allen Landkreisen und kreisfreien Städten ist sie schon nachgewiesen worden. Unklar ist aber, wie verbreitet sie ist. Bundesweit geht Gesundheitsminister Jens Spahn von 20 bis 22 Prozent aller positiven Tests aus, laut der neusten Studie der Uni Münster sind es in Nordrhein-Westfalen neun Prozent.

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Die einzelnen Gesundheitsämter der Kreise und Städte können den prozentualen Anteil dagegen nicht einschätzen, wie eine Abfrage dieser Zeitung erhoben hat. Zudem wird derzeit noch nach unterschiedlichen Kriterien nach den Virus-Mutanten gesucht.

  • Der Kreis Soest veranlasst bei einem entsprechendem Verdacht eine „Subtypisierung“. Bislang sind dort 14 Fälle der britischen Virus-Mutante bekannt geworden.
  • Der Kreis Olpe lässt seit vergangener Woche alle von ihm selbst veranlassten Positiv-Testungen auf Varianten untersuchen. 16 Fälle des mutierten Virus wurden festgestellt – ausschließlich die britische Variante.
  • Der Kreis Siegen-Wittgenstein lässt ebenfalls seit einer Woche alle positiven Proben – die von ihm selbst beauftragt worden sind, aber auch in großem Maße die, die etwa von Hausärzten bei den großen Laboren eingereicht werden – auf Mutationen untersuchen. Bisher ist in 18 Fällen die britische Mutationen festgestellt worden.
  • Beim Märkischen Kreis werden alle positiven Coronatests auf mögliche Mutationen hin geprüft. 133 waren es in der vergangenen Woche – bei 15,5 Prozent wurde die britische Mutation nachgewiesen.
  • Die Stadt Hagen nimmt bei Reihentestungen nach Ausbrüchen und bei Testungen von Kontaktpersonen durch das Gesundheitsamt Stichproben. Zudem untersuchen die beauftragten Labore selbst standardmäßig fünf Prozent der Proben variantenspezifisch. Insgesamt sind so bislang 154 Infektionen mit der britische Virusvariante aufgetaucht. Erfolgt der Nachweis etwa in einer Gemeinschaftseinrichtung wie in einer Kita werden aber nicht alle anderen Tests auch auf die Mutante untersucht. Das erübrige sich, so eine Stadtsprecherin, weil für alle die gleichen Quarantänemaßnahmen gelten würden.
  • Der Kreis Unna nimmt Proben nur anlassbezogen, etwa bei Reiserückkehrern aus Großbritannien oder direktem Kontakt zu einer Person, die eine Mutation hat. 25 Fälle wurden so bislang bestätigt.
  • Im Ennepe-Ruhr-Kreis ist 32 Mal die britische Mutation B 1.1.7 des Corona-Virus bislang nachgewiesen worden. Auch hier erfolgt die spezielle Untersuchung, wenn ein Verdacht vorliegt.

Lockerungen der Corona-Maßnahmen sollten angesichts der unsicheren Lage nicht angestrebt werden, warnt Prof. Stephan Ludwig, Virologe an der Uniklinik Münster. Es sei ein Wettlauf mit der Zeit. „Der Ansatz muss sein, die Ausbreitung der Virus-Varianten zu verzögern, die Impfkampagne voranzubringen und ins Frühjahr zu kommen.“