Balve/Lüdenscheid. Dr. Gregor Schmitz leitet das Impfzentrum in Lüdenscheid. Der Balver zieht eine erste Bilanz – und fordert das Impf-Recht für Hausärzte. Warum?
Der Märkische Kreis impft seit kurzem Hochbetagte. Leiter des Impfzentrums Lüdenscheid, der Balver Hausarzt Dr. Gregor Schmitz, zieht erste Bilanz.
Zum Auftakt gab es eine Panne bei der Vergabe von Impfterminen, für die der Krisenstab kurzfristig zumindest eine Teillösung gefunden hat. Wichtiger ist die langfristige Perspektive. An welchen Stellschrauben haben Sie gedreht?
Dr. Gregor Schmitz Der Auftakt der Impfungen lief problemlos. Leider gab es nach einer Woche – am vergangenen Sonntag – die Situation, dass durch einen Softwarefehler bei der Terminvergaben über die KVWL plötzlich circa 100 Personen gleichzeitig um 14 Uhr mit tatsächlichen und vermeintlichen Terminen hier vor der Tür standen. Die organisatorische Leitung des Märkischen Kreises und die ärztliche Leitung haben dann kurzfristig nach einer Lösung gesucht, möglichst viele der Wartenden impfen zu können. Mit rückgestellten Impfdosen der vergangenen Tage konnten zumindest 75 impfberechtigte Personen zusätzlich geimpft werden.
Wie groß ist der Aufklärungsbedarf bei den Impfwilligen über Impfstoff, Virus, Krankheitsverläufe und Schutzmaßnahmen?
Der Aufklärungsbedarf hält sich meist in Grenzen, da sich die Impfkandidaten meist schon im Vorfeld informiert haben. Hauptaufgabe der Impfärzte ist, neben der Aufklärung die Impffähigkeit festzustellen. Gespräche über Virus, Krankheitsverläufe und Schutzmaßnahmen sind hier im Impfzentrum eher die Seltenheit.
Wie erlebt das Impfpersonal die Atmosphäre beim Impfen?
Die Atmosphäre im Impfzentrum ist freundlich und entspannt. Die Meisten sind froh, endlich die Covid-19-Impfung zu erhalten.
Nebenwirkungen sind ein wichtiger Faktor für die Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Welche Rückmeldungen haben Sie bisher erhalten?
Rückmeldung über Nebenwirkungen erhalten wir hier im Impfzentrum eher selten. Sollten echte oder vermeintliche Nebenwirkungen auftreten, werden diese meist den Hausärzten berichtet. Von meinen Kollegen sind mir keine Berichte zu gehäuften Nebenwirkungen zu Ohren gekommen. In der Presse wird aus einigen Regionen über vermehrte Nebenwirkungen in Form von Fieber beim Astra/Zeneca-Impfstoff berichtet. Grundsätzlich sind die auftretenden Nebenwirkungen bekannt und ein Zeichen für die gewünschte Gegenreaktion des Körpers. Sie entsprechen als relativ häufig vorkommend, aber mild verlaufende und schnell vorübergehende Symptome den Hinweisen in der Fachinformation. Normalerweise sind diese Symptome mit fiebersenkenden Mitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen gut beherrschbar.
Kreis und Kassenärztliche Vereinigung arbeiten beim Impfen zusammen. Was funktioniert, was muss verbessert werden?
Hier in Lüdenscheid funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend. Das Organisatorische und medizinische Leitungsteam besteht aus 4 Personen. Mit Karsten Runte und Birgit Hasch haben wir zwei erfahrene und kompetente Mitarbeiter mit denen wir auf organisatorischer Ebene bestens zusammenarbeiten. Aber ohne unser großartiges, engagiertes Team bestehend aus Impfärzten, medizinischem Fachangestellten, Mitarbeitern des Roten Kreuzes, Apothekern und Pharmazeutisch-Technischen Angestellten und auch einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Security könnten wir diese Mammutaufgabe nicht stemmen.
Es läuft gerade eine politische Diskussion darüber, Hausärzte ins Impfen einzubinden. Was halten Sie davon?
Als Hausarzt kann ich nur sagen, das muss und wird kommen, ansonsten ist die geplante Impfkampagne nicht zu schaffen.