Schmallenberg. Für Bewohner, die nach den Impfungen ins Heim gekommen sind, gibt es weder Impfstoff vor Ort noch Termine. In den Heimen herrscht Ratlosigkeit.
Es ist geschafft, die drei Schmallenberger Senioreneinrichtungen sind durch mit den Impfungen. Und die Quote derer, die sich geimpft haben lassen, ist in allen Häusern gut. Kurzzeitige Nebenwirkungen verspürten Mitarbeiter nur nach der zweiten Spritze: Grippeähnliche Symptome, Kopf- und Gliederschmerzen.
Doch eine Frage bleibt: Was passiert eigentlich mit den Bewohnern, die erst nach den Impfungen in die Heime gekommen sind und jetzt quasi ungeimpft sind? Ratlosigkeit bei den Einrichtungsleitern und auch das verantwortliche Gesundheitsministerium bleibt Antworten schuldig.
Pflegezentrum Haus Monika
Seit den Impfterminen habe es wie vorher auch natürlich eine Fluktuation im Pflegezentrum Haus Monika gegeben, sagt Pflegedienstleiterin Birgit Quaas. Bewohner seien gegangen oder verstorben, neue seien ins Pflegezentrum eingezogen: „Die sind jetzt natürlich nicht geimpft, das wurde vom Ministerium offenbar vergessen,“ sagt sie: „Niemand weiß, was mit ihnen passiert.“ Deshalb bleiben auch alle bisherigen Hygiene-Regeln bestehen: „Aber grundsätzlich ist es natürlich ein positives Gefühl, dass wir jetzt geimpft sind.“
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Auch mit dem Ablauf der Impfungen ist Quaas zufrieden, „auch wenn das eine ganz schöne logistische Herausforderung war“. Sie hatte bereits Mitte Dezember damit begonnen, Abfragebögen und Einverständniserklärungen zu verschicken, wer sich impfen lassen will und wer nicht. Über 90 Bewohner sind im Pflegezentrum untergebracht, lediglich eine Bewohnerin wurde nicht geimpft - die Angehörigen hatten die Einverständniserklärung nicht zurückgesandt.
Bei den Mitarbeitern sei die Bereitschaft anfangs sehr verhalten gewesen, habe sich mit dem heranrückenden Impftermin aber stetig gesteigert: „Ich habe von Beginn an gesagt, dass ich niemanden dazu überreden möchte.“ Von circa 100 Mitarbeitern hätten sich am Ende knapp zwei Drittel impfen lassen, die erste Impfung fand am 15. Januar, die zweite am 5. Februar statt: „Als die mobilen Impfteams kamen, war das durchaus aufregend, aber alles lief professionell ab.“
Und Nebenwirkungen? Bei der ersten Impfung waren es keine, „aber nach der zweiten Impfung klagte fast jeder Mitarbeiter über grippeähnliche Kopf- und Gliederschmerzen“, so Quaas. Dosen, die übrig geblieben seien, habe man an Mitarbeiter des Rettungsdienstes oder hochbetagte Nachbarn verimpft. Übriggeblieben sei nichts.
Haus im Lenninghof
Schwierigkeiten sieht auch Heimleiter Markus Hoffmann bei den Bewohnern, die nun nicht geimpft sind, weil sie erst kürzlich in die Einrichtungen gekommen sind: „Aktuell gibt es für sie keinen zusätzlichen Impftermin. Ich werde aber bei entsprechender Anzahl von zehn oder zwölf Bewohnern, die nicht geimpft sind, beim Impfzentrum anfragen.“
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Die Impfung sei mit großem logistischen Aufwand verbunden, das müsse sich auch lohnen. Die Hygiene-Regeln im Haus bleiben indes bestehen: „Auch, weil nach wie vor unklar ist, ob Bewohner das Virus weitertragen können oder nicht.“
Zufrieden ist Hoffmann mit der Impfquote im Haus im Lenninghof: „Anfangs waren einige Mitarbeiter skeptisch, haben sich am Ende dann aber doch dazu entschieden, sodass wir bei Bewohnern und Mitarbeitern auf eine Quote von 85 Prozent kommen. Ich hatte zu Beginn schlimmeres erwartet.“
Ähnlich wie Birgit Quaas bestätigt Hoffmann, dass es nach der zweiten Impfungen einige, aber wenige Nebenwirkungen in Form grippaler Beschwerden gegeben habe: „Aber die waren nach einem Tag auch wieder verflogen.“
Seniorencentrum St. Raphael
Was die neuen Bewohner angeht, die nicht geimpft sind, gibt es keine eindeutigen Regelungen, sagt Einrichtungsleiter Axel Trompeter: „Ich glaube, dass eine Impfung durch den Hausarzt machbar und sinnvoll wäre, die Praxen könnten das managen.“ Er plädiert, dass Angehörige ihre Eltern oder Großeltern im Impfzentrum für einen Termin anmelden - „aber wir nehmen natürlich auch Ungeimpfte, gar keine Frage“.
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Genauso verhalte es sich auch mit neuen Mitarbeitern: „Aber ich bräuchte ja auch immer sechs neue Bewohner, damit ich eine Impf-Ampulle bestellen könnte. Wenn immer nur ein oder zwei neue Bewohner kommen, dann kann sich das natürlich verzögern.“
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„Herausragend gut“ haben die Bewohner die Impfungen vertragen, sagt Trompeter: „Bei den Mitarbeitern gab es Ausfälle mit grippeähnlichen Symptomen in geringer Zahl.“ Die Quote der Geimpften liegt bei den Mitarbeitern bei etwa 80 Prozent, bei den Bewohnern bei 95 Prozent. Ein gutes Gefühl, so Trompeter: „Ich will nicht sagen, dass man sich dadurch jetzt sicher fühlt, aber wird sind natürlich froh, dass wir es nun hinter uns haben. Die Hygiene-Regeln bleiben bestehen.“
Bei den Corona-Testungen im Haus hilft das Deutsche Rote Kreuz, seit Oktober werden Einrichtungsgruppen getrennt und FFP2-Masken getragen.
Anfrage beim Ministerium
Natürlich haben wir auch beim NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales nachgefragt, welche Impfstrategie es nun für die Bewohner gibt, die nach den Impfungen in die Pflegeeinrichtungen gekommen sind. Bei den Fragen ging es unter anderem darum, ob es Handlungsanweisungen für die Einrichtungen gebe, ob erneut mit mobilen Impfteams zu rechnen ist oder ob die Bewohner-Fluktuation in der Impfplanung tatsächlich vergessen wurde.
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Antworten auf den Fragen-Katalog gab es aus dem Ministerium trotz einer entsprechenden Frist keine. Einrichtungsleiter, Bewohner und Angehörige bleiben vorerst ratlos zurück.