Hagen. Zahlreiche Neuinfektionen machen Hagen zum Corona-Hotspot. Der Sieben-Tages-Inzidenzwert liegt aktuell bei 56,2. Urlaubern drohen nun Probleme.

  • Corona-Hotspot Hagen: Aktuell (Stand Donnerstag, 0 Uhr) liegt die Sieben-Tages-Inzidenz laut Robert-Koch-Institut bei 56,2.
  • Damit gilt Hagen als Risikogebiet.
  • Das hat Folgen für die Bürger: So müssen sich Urlauber auf Einschränkungen einstellen.

Die Zahlen sind in die Höhe geschossen und die Stadt Hagen zu einem neuen Corona-Hotspot geworden: Mit einem Wert von 56,2 bei der Sieben-Tages-Inzidenz (Stand Donnerstag, 0 Uhr) überschreitet die Stadt den Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Hagen ist damit Risikogebiet. Was das nun heißt, welche Sorgen sich Nachbarregionen machen und was andere Risikogebiete bereits vorgemacht haben.

Urlaub in Deutschland, wenn der Gast aus einem Risikogebiet wie Hagen kommt?

Madlen Langosch, ihr Mann und die beiden Kinder (11 und 8 Jahre alt) hatten Urlaub geplant: eine Woche in Mecklenburg-Vorpommern. Ihre Eltern wohnen dort, die sie besucht hätten. „Das macht aber jetzt wenig Sinn, wir bleiben lieber zu Hause“, sagt die 40-Jährige aus Hagen. Wer aus einem Risikogebiet einreisen möchte, muss einen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Nach Einreise heißt es trotzdem: 14 Tage Quarantäne. Erst wenn der Heimatort sieben Tage vor Anreise nicht mehr Risikogebiet war, erlischt die Anordnung.

Auf den Regelungen beharrt Mecklenburg-Vorpommern auch nach der Sitzung von Bund und Ländern am Mittwoch, die zu einer bundesweit einheitlichen Regelung hätte führe sollen, den rechtlichen Flickenteppich aber eher verstärkt hat. Nun wäre es für die Familie Langosch theoretisch trotzdem möglich in den Norden zu fahren, denn Familienbesuche und berufliche Reisen sind von der Regelung explizit ausgenommen. Doch von dem Bund-Länder-Treffen ging auch der dringende Appell aus, dass Bürger aus besonders betroffenen Gebieten – und dazu gehört Hagen nun – diese nicht verlassen sollen. Und auch niemand dahin reisen soll. Also eher eine Ausladung auf der moralischen Ebene, an die sich die Langoschs nun halten.

Und was ist mit Reisen innerhalb eines Bundeslandes? Könnte es hier neue Einschränkungen für die Hagener geben? Das NRW-Gesundheitsministerium konnte dazu keine konkrete Auskunft geben. Für Rouven Soyka vom Sauerland-Tourismus ist allerdings klar: „Es wäre eine Vorverurteilung aller Hagener, wenn wir sie nicht aufnähmen.“ Aber auch hier gibt es Bedingungen: Urlaub ist möglich, wenn der Gast einen negativen Corona-Test mitbringt, der nicht älter als 48 Stunden ist. Bei vielen Ärzten gibt's das Ergebnis aber so schnell nicht, zumindest nicht garantiert.

Das Testergebnis ist bei Anreise dem Übernachtungsbetrieb vorzulegen. Zudem muss der Gast aus dem Risikogebiet beim örtlichen Gesundheitsamt gemeldet werden.

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Urlaub in den Niederlanden, wenn der Gast aus einem Risikogebiet kommt?

Beliebt nicht nur in den Herbstferien: Urlaub an der See. Holland? Holland! Doch die Lage ist unübersichtlich. Auf Behördenseiten ist zu lesen, dass die Einreise aus Ländern, die eine geringere oder gleiche Infektionsrate haben wie die Niederlande selbst, möglich ist. Von einzelnen Regionen, deren Coronarate höher ist, ist nicht die Rede. Nachfrage daher bei einem der bekanntesten Ferienhausanbieter in den Niederlanden: Landal Green Parks. Sprecherin Simone Clemens empfindet die Sachlage als kompliziert und sagt: „Wenn die Niederlande Deutschland nicht als Risikogebiet einstufen, können die Gäste theoretisch einreisen.“ Theoretisch?

Was kann Hagen von anderen Risikogebieten lernen?

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In Hamm schnellten die Zahlen im letzten Drittel des September zuerst nach oben. Schuld war eine Serie von Groß-Hochzeiten in einem recht gleichbleibenden Zirkel. Kurze Zeit später erwischte es auch Remscheid. Das Repertoire an Möglichkeiten ähnelt sich. Remscheid: Die Maskenpflicht wurde ausgeweitet und das Tragen im gesamten Stadtgebiet empfohlen, Großveranstaltungen mit über 300 Teilnehmern und Sportunterricht in Schulhallen wurden untersagt, Sportvereine sollten den Trainingsbetrieb wenn möglich entzerren. Hamm setzte auf Maskenpflicht an weiterführenden Schulen und Kontaktbeschränkungen in der Öffentlichkeit (maximal fünf Personen oder Personen aus zwei Haushalten), zudem mussten fortan alle Feiern und Veranstaltungen mit mehr als 25 Teilnehmern der Stadt angezeigt werden.

„Wir haben die Hoffnung, dass wir den Höhepunkt jetzt erreicht haben“ und „dass sich der Zustand Ende der nächsten Woche wieder normalisiert hat“, sagte Hamms Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann (CDU) am 24. September im Interview dieser Redaktion. Mit dem Oktober sollte der Spuk, der die Stadt in spaltete, also vorbei sein. Ist er nicht. Noch immer ist Hamm mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von 77,8 die Corona-Hochburg in ganz Deutschland (Höhepunkt am 3. Oktober mit 106). „Wir hatten natürlich die Hoffnung, dass die Zahlen schneller runtergehen“, heißt es nun von der Stadt, „aber wir haben jetzt einen Trend, der in die richtige Richtung geht.“ An den vergangenen vier Tagen waren es nur noch wenige Neu-Infizierte pro Tag: 13, 22, 13 und am Mittwoch 11.

Waren die Maßnahmen in Remscheid und Hamm ausreichend oder hätten die Städte mehr tun müssen? Und muss Hagen jetzt mehr tun? Auch dazu hat das NRW-Gesundheitsministerium noch keine Einschätzung.

Wie verfolgen die Nachbarkreise die Entwicklung in Hagen?

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Abwarten heißt es im Märkischen Kreis: Dort liegt der Inzidenzwert bei 25,4 (Stand Donnerstag, 0 Uhr). „Damit haben wir die kritische Schwelle noch nicht erreicht“, sagt Pressereferentin Ursula Erkens. Denn erst ab einem Inzidenzwert von 35 werden in NRW neue Corona-Maßnahmen geprüft und ergriffen. „Wir müssen die Lage einfach weiter beobachten“, betont Erkens. Der Krisenstab des Märkischen Kreises setzt sich zwei- bis dreimal in der Woche zusammen und bewertet die aktuelle Corona-Lage ständig neu.

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Weitere präventive Corona-Maßnahmen leiten sowohl der Märkische Kreis als auch der Ennepe-Ruhr-Kreis nicht ein. „Dazu fehlt uns auch die rechtliche Handhabe“, sagt Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs beim Ennepe-Ruhr-Kreis. Dort liegt der Inzidenzwert bei 19,1. „Trotzdem ist es besser, nicht auf die 35 zu warten, um zu gucken, was wir machen. Im Krisenmanagement ist es immer besser, vor der Lage herzulaufen und nicht hinterher“, betont Schäfer.

Er wünscht sich, dass in der Corona-Krise lokaler vorgegangen wird: „Die Inzidenzen sind in den Kommunen des Kreises sehr unterschiedlich. Man sollte nicht nur kreisweit auf die Zahlen schauen, sondern vielmehr auch in den einzelnen Städten.“

Was heißt das alles für Pendler?

Ob die vielen Pendler, die aus den Nachbarkreisen und -städten täglich nach Hagen pendeln, nun etwas beachten sollen? Rund 31.000 Menschen kommen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb nach Hagen, 29.000 Hagener fahren täglich raus aus der Stadt. Zumindest in Nicht-Corona-Zeiten war das so. Dass heute mehr auf das Homeoffice gesetzt wird, hat auch den Segen des NRW-Gesundheitsministeriums. „Es gilt auch hier die generelle Empfehlung, wann immer es geht, von Zuhaus zu arbeiten“, sagt Sprecher Carsten Duif. Aber bei diesem Ratschlag bleibt es auch. Darüber hinaus gebe es keine gesetzlichen Beschränkungen für Berufspendler: „Hier können Arbeitnehmer und Arbeitgeber viel besser die individuelle Lage regeln.“