Hagen/Sauerland. Erwartbare Siege, aber auch große Überraschungen bei den Kommunalwahlen in der Region. So hat die Region gewählt.
Die CDU bleibt die dominierende politische Kraft in der Region. So kann Karl Schneider (68) den Landratsposten im Hochsauerlandkreis verteidigen : „Ich freue mich riesig. In den vielen Jahren meiner politischen Tätigkeit habe ich mir Vertrauen in der Bevölkerung erarbeitet.“ Im Kreis Olpe gewinnt Theo Melcher trotz dreier Gegenkandidaten gleich im ersten Wahlgang die Landratswahl . Und auch Marco Voge liegt im Märkischen Kreis vorn, muss aber in die Stichwahl. Selbst in den großen Städten kann die CDU zufrieden sein. In Hagen siegt Oberbürgermeister Erik O. Schulz – Ex-SPD-Mitglied, parteilos und schon 2009 als CDU/Grüne/FDP-Kandidat angetreten – im ersten Wahlgang. Steffen Mues in Siegen gelingt das auch mit gut 55 Prozent. Aber es gibt auch Enttäuschungen: So liegt in der CDU-Hochburg Menden der Unions-Kandidat Sebastian Arlt am Abend hinter dem Kandidaten von SPD, Grünen und UWG Roland Schröder zurück.
Die rote Qual mit Hoffnung
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Landesweit gibt es starke Verluste für die SPD . Und ein Symbol für diese Schwäche der Sozialdemokraten ist Hallenberg . Die Sauerland-Stadt war schon immer ein schwieriges Pflaster für die SPD, aber diesmal konnte sie nur noch drei von zehn Wahlbezirken überhaupt besetzen. Die Folge: Stadtweit reichte das gerade noch für 0,79 Prozent. Doch es gibt auch die Hoffnungszeichen für die SPD: So gewinnt im eigentlich schwarzen Brilon SPD-Bürgermeister Christof Bartsch . In Attendorn ist Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) bestätigt worden. Freuen darf sich die SPD auch, dass in Siegen-Wittgenstein Landrat Andreas Müller trotz eines schwachen SPD-Ergebnisses für den Kreistag im ersten Wahlgang bestätigt wurde. Gleiches gilt auch für den Ennepe-Ruhr-Kreis, wo Olaf Schade (SPD) den Landrats-Posten verteidigt.
Die grünen Dämpfer
Die Grünen haben landesweit deutlich zugelegt, in Südwestfalen waren die Zugewinne aber meist nicht so hoch wie etwa in den Großstädten. Zudem ist kein Landrats- oder Bürgermeisteramt in Sicht. Trösten dürften sich die Grünen, dass die von ihnen unterstützten Bürgermeister-Kandidaten in Hagen, Menden, Herdecke und Ennepetal vorn liegen oder gar schon gewonnen haben.
Die FDP-Überraschung
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Landesweit liegt die FDP laut Prognosen bei gerade einmal 4,5 Prozent. Aber in Hallenberg kann die Partei einen Sensationssieg verbuchen. Enrico Eppner holt sich mit rund 70 Prozent den Bürgermeister-Posten, den über viele Jahre der CDU-Mann Michael Kronauge inne hatte. Und: Die FDP holt ebenso sensationell 47 Prozent bei der Stadtratswahl. In Menden holte FDP-Mann Stefan Weige als Bürgermeister-Kandidat gut 13 Prozent.
Der Fall Iserlohn
In Iserlohn gibt es derzeit keinen gewählten Bürgermeister, denn Amtsinhaber Peter Paul Ahrens (SPD) trat schon im vergangenen Jahr wegen der so genannten Abfindungs-Affäre zurück. 250.000 Euro hatte ein städtischer Angestellter, der in Iserlohn auch politisch aktiv war und den die Stadt offensichtlich los werden wollte, für nur elf Dienstjahre als Abfindungszahlung erhalten. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft sowohl den Ex-Bürgermeister als auch den Ex-Mitarbeiter angeklagt. Der Prozessbeginn lässt auf sich warten, das politische Urteils ist aber am Sonntag in die erste Runde gegangen: SPD-Bürgermeister-Kandidat Martin Luckert lag am Abend nur auf Platz 3, erreichte noch nicht einmal die Stichwahl. Eva Kirchhoff von der CDU, die Tochter des verstorbenen Unternehmers Jochen Kirchhoff, holte fast 40 Prozent. Jetzt tritt sie gegen Michael Joithe von der Wählergruppe „Die Iserlohner“ an.
Wo die Bürgermeisterwahlen entschieden sind und wo es zu Stichwahlen kommt
In einer Reihe von Städten, Kreisen und Gemeinden der Region ist die Entscheidung schon gefallen, wer Bürgermeister oder Landrat im ersten Wahlgang geworden ist.
Hagen
- Oberbürgermeisterwahl: Oberbürgermeister Erik O. Schulz (parteilos, von CDU, FDP und Grünen unterstützt) hat sich im ersten Wahlgang durchsetzen können.
Hochsauerlandkreis:
- Landrat: Karl Schneider (CDU)
- Bürgermeister:
- Gewählt im ersten Wahlgang: Christof Bartsch (SPD, Brilon), Thomas Grosche (CDU, Medebach), Enrico Eppner (FDP, Hallenberg), Thomas Schröder (CDU, Marsberg), Stephan Kersting (CDU, Eslohe), Wolfgang Fischer (CDU, Olsberg), Michael Beckmann (CDU, Winterberg), Ralf Péus (CDU, Bestwig), Burkhard König (CDU, Schmallenberg), Christoph Weber (CDU, Meschede)
- Stichwahlen in: Sundern zwischen Klaus Rainer Willeke (parteilos) und Georg Te Pass (CDU).
Kreis Olpe:
- Landrat: Theo Melcher (CDU)
- Bürgermeister:
- Gewählt im ersten Wahlgang: Achim Henkel (CDU, Finnentrop), Christian Pospischil, (SPD, Attendorn), Ulrich Berghof (CDU, Drolshagen), Peter Weber (CDU, Olpe), Björn Jarosz (parteilos, von CDU unterstützt, Kirchhundem), Bernd Clemens (CDU, Wenden), Tobias Puspas (CDU, Lennestadt).
- Stichwahlen: keine
Kreis Siegen-Wittgenstein:
- Landrat: Andreas Müller (SPD) hat es erneut geschafft.
- Bürgermeister:
- Gewählt im ersten Wahlgang: Steffen Mues (CDU/Siegen), Bernd Fuhrmann (parteilos, von SPD, FDP und SPD unterstützt, Bad Berleburg), Christoph Ewers (CDU/Burbach), Dirk Terlinden (CDU, FDP, Grünen, Bad Laasphe), Nicole Reschke (SPD, Freudenberg), Paul Wagener (parteilos, Netphen), Bernhard Baumann (CDU, Neunkirchen), Hannes Gieseler (SPD, Wilnsdorf), Walter Kiß (SPD/Kreuztal), Henning Gronau (SPD/Erndtebrück).
- Stichwahlen in: Hilchenbach zwischen Kyrillos Kaioglidis, (parteilos, von SPD unterstützt) und Edelgard Blümel (CDU, UWG, FDP).
Märkischer Kreis:
- Landrat: Stichwahl Marco Voge (CDU) gegen Volker Schmidt (SPD).
- Bürgermeister:
- Gewählt im ersten Wahlgang: Hubertus Mühling (CDU, Balve), Christian Schweitzer (CDU, Hemer).
- Stichwahlen in: Menden zwischen Roland Schröder (parteilos, von SPD, Grünen und UWG unterstützt) und Sebastian Arlt (parteilos, von CDU unterstützt), in Iserlohn zwischen Eva Kirchhoff (CDU) und Michael Joithe (Die Iserlohner) und in Lüdenscheid zwischen Sebastian Wagemeyer (SPD) und Christoph Weiland (CDU).
Ennepe-Ruhr-Kreis:
- Landrat: Olaf Schade (SPD)
- Bürgermeister:
- Gewählt im ersten Wahlgang: Katja Strauß-Köster (parteilos, Herdecke), Imke Heymann (CDU, SPD, Grüne, Ennepetal), André Dahlhaus (CDU, Breckerfeld), Claus Jacobi (SPD, Gevelsberg).
- Stichwahl in: Wetter zwischen Amtsinhaber Frank Hasenberg (SPD) und Karen Haltaufderheide (Grüne).
Ein Blick in die großen NRW-Städte
Dortmund
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In Dortmund wird es zu einer Stichwahl zwischen den Oberbürgermeister-Kandidaten Thomas Westphal (SPD) und Andreas Hollstein (CDU) kommen – dem bisherigen Bürgermeister von Altena, der durch das Attentat auf ihn wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Politik bundesweit bekannt geworden war. Entscheidend für den Ausgang der Stichwahl dürfte sein, wie sich die grüne OB-Kandidatin Daniela Schneckenburger, die nur knapp hinter dem CDU-Mann liegt, positionieren wird. Hollstein zeigt sich optimistisch: „ Das ist ein prima Ergebnis und für einen Außenstehenden, mehr als man erwarten konnte. In der Stichwahl ist noch alles drin. Schließlich sind die Grünen mit der Aussage angetreten, dass sie den Wechsel in Dortmund wollen. Ich kann auf eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Grünen in Altena zurückblicken; bei den Inhalten gibt es viele Schnittmengen.“ Im Rat bleibt die SPD deutlich stärkste Kraft, die Grünen liegen vor der CDU.
Köln
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In Köln liegt die von CDU und Grüne unterstützte Oberbürgermeisterin Henriette Rekers (parteilos) zwar klar vorn, doch sie muss in die Stichwahl gegen den SPD-Kandidaten Andreas Kossiski. Im Stadtrat dürften die Grünen deutlich stärkste Kraft, CDU und SPD liegen dahinter gleichauf.
Wuppertal
Wuppertal könnte den ersten grünen Oberbürgermeister bekommen. Uwe Scheidewind, der auch von der CDU unterstützt wird, liegt vor Amtsinhaber Andreas Mucke von der SPD. Eine Stichwahl ist nötig. Im Rat bleibt die SPD vor CDU und Grünen stärkste Kraft.
Düsseldorf
In Düsseldorf muss sich Oberbürgermeister Thomas Geisel von der SPD auf jeden Fall einer Stichwahl stellen. Sein CDU-Kontrahent Stephan Keller liegt sogar vor ihm. Bei den Ratswahlen zeichnete sich ab, dass die SPD nur noch drittstärkste Kraft hinter CDU und Grünen wird.
Essen
In der einstigen SPD-Hochburg hat CDU-Amtsinhaber Thomas Kufen die Oberbürgermeisterwahl im ersten Wahlgang gewonnen. Sein SPD-Konkurrent auf Platz zwei kommt wohl nur auf rund 20 Prozent. Im Rat dürfte die CDU deutlich stärkste Kraft werden vor SPD und Grünen.
Bochum
In Bochum dagegen hat der SPD-Oberbürgermeister Thomas Eiskirch im ersten Wahlgang mit mehr als 61 Prozent gewonnen. Auch im Rat lag die SPD weiter vor Grünen und CDU.