Hagen/Sauerland. Bedeutet Corona auch automatisch insgesamt mehr Tote? Neue Zahlen für die Städte und Kreise in der Region geben interessante Einblicke.
In Zeiten der Corona-Pandemie wird genau auf diese Zahlen geschaut: Im April lag die Zahl der Verstorbenen NRW-weit um drei Prozent höher als ein Jahr zuvor im April 2019. Wie groß der Einfluss des Virus auf diese Werte ist, lässt sich noch nicht genau sagen. Doch der Blick auf alle Großstädte und Landkreise im Regierungsbezirk Arnsberg zeigt teilweise erhebliche Unterschiede und zumindest Hinweise auf eine Verbindung zu den Corona-Toten.
Sehr deutlich wird dies am Fall Olpe. Der Landkreis ist im Regierungsbezirk mit Abstand am meisten vom Coronavirus betroffen. Sowohl mit der Zahl der bestätigten Corona-Fälle (463 pro 100.000 Einwohner) als auch mit der Zahl der Verstorbenen (52) liegt Olpe im Vergleich aller Kreise und kreisfreien Städte im Regierungsbezirk mit Abstand weit vorn. Und nun veröffentlicht das Statistische Landesamt die April-Zahlen der Verstorbenen. Und die weisen eine Auffälligkeit auf: 158 Menschen sind demnach im April im Kreis Olpe verstorben, 39 mehr als im April 2019 (119).
Im Kreis Olpe die höchsten Werte im Fünf-Jahres-Vergleich
Auch in den Jahren zuvor waren es weniger( 2018: 128, 2017: 114, 206: 144, 2015: 152). Der Kreis Olpe hatte immer betont, dass die hohen Fallzahlen und auch die hohe Zahl der Menschen, die an oder mit dem Coronavirus gestorben sind, darin begründet sei, dass in Olpe mehr getestet werde als anderswo. Die aktuellen Zahlen könnten aber Hinweise liefern, dass tatsächlich auch unterm Strich mehr derzeit mehr Menschen sterben als in einem „normalen“ Jahr.
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Auch der Kreis Unna und die Stadt Hamm könnten diese These stützen. Beide haben eine recht hohe Zahl an bestätigten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner und an Corona-Toten (Kreis Unna: 34, Hamm: 36). Und in beiden Kommunen ist auch die Gesamtzahl der Verstorbenen im April im Vergleich zum Vorjahresmonat signifikant angestiegen: In Unna von 411 auf 445, und in Hamm von 164 auf 201. Anders die Entwicklung im Märkischen Kreis, der immerhin auch 29 Corona-Tote zu beklagen hat, in dem aber Gesamtzahl der Verstorbenen im April im Vergleich zum Vorjahr leicht gefallen ist.
Im Hochsauerlandkreis sinkt die Zahl der Verstorbenen sogar
Und der Hochsauerlandkreis hat zwar nach Olpe die zweithöchste Zahl an bestätigten Fällen pro 100.000 Einwohnern (233) und auch 17 Corona-Tote zu beklagen. Aber auch hier ist Gesamtzahl der Verstorbenen im April im Vergleich zum Vorjahr gesunken: von 276 auf 252 – nur 2017 lag der Wert in den vergangenen Jahre noch niedriger. In Siegen-Wittgenstein hingegen ist die Zahl der bestätigten Corona-Toten (8) eher gering, die Gesamtzahl der Verstorbenen war im April aber mit 277 um 49 höher als ein Jahr zuvor.
Im Überblick stellen sich die Zahlen der Verstorbenen für April 2020 so dar:
- Regierungsbezirk Arnsberg: 3763 Tote (+ 144 gegenüber April 2019), 236 Corona-Tote gesamt
- Bochum: 356 Tote (-31), 18 Corona-Tote gesamt
- Dortmund: 601 Tote (+34), 6 Corona-Tote gesamt
- Hagen: 208 Tote (+11), 13 Corona-Tote gesamt
- Hamm: 201 Tote (+37), 36 Corona-Tote gesamt
- Herne: 185 Tote (+18), 1 Corona-Toter gesamt
- Ennepe-Ruhr-Kreis: 363 Tote (-6), 14 Corona-Tote gesamt
- Hochsauerlandkreis: 252 Tote (-24), 17 Corona-Tote gesamt
- Kreis Olpe: 158 Tote (+39), 52 Corona-Tote gesamtMärkischer Kreis: 439 Tote (-5), 29 Corona-Tote gesamt
- Kreis Siegen-Wittgenstein: 277 Tote (+49), 8 Corona-Tote gesamt
- Kreis Soest: 278 Tote (-6), 8 Corona-Tote gesamt
- Kreis Unna: 445 Tote (+34), 34 Corona-Tote gesamt
17.600 Tote in ganz Nordrhein-Westfalen
Schaut man auf ganz Nordrhein-Westfalen, sind im April 2020 etwa 17.600 Menschen gestorben, im April 2019 waren es rund 17 100. Während der Grippesaison, so das Statistische Landesamt, steigen die Sterbefallzahlen in der Regel von Dezember bis März an und sinken ab April wieder ab. Auch in diesem Jahr war das der Fall – der Rückgang fiel jedoch vergleichsweise moderat aus (März: knapp 19.000 Todesfälle). Im April 2020 starben mehr Menschen als in jedem anderen April der letzten sechs Jahre. Die Zahl der Sterbefälle im April 2020 sei damit auch höher als im April 2018 gewesen, als eine Influenza-Welle zu höheren Sterbefallzahlen im Frühjahr geführt habe.