Hagen/Sauerland/Siegen-Wittgenstein. Was ist da los? In ganz NRW steigen die Tourismuszahlen, nur das Sauerland und Siegen-Wittgenstein schwächeln. Hier gibt es Erklärungen.
Von den Statistikern des Landes kommen Superlative: Der NRW-Tourismus könne das zehnte Jahr in Folge einen Gäste- und Übernachtungsrekord vermelden. Doch gerade vor diesem Hintergrund erscheinen die Zahlen für 2019 in zwei Regionen überraschend: Denn sowohl das Sauerland als auch Siegen-Wittgenstein weisen bei den Gästeübernachtungen im vergangenen Jahr ein Minus auf. Und zwar als die beiden einzigen Regionen in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Touristikverbände halte diese Zahlen aber für erklärbar.
Beispiel Sauerland: Hierzu gehören neben dem Hochsauerlandkreis auch der Märkische Kreis, sowie die Kreise Olpe und Soest. Insgesamt 2,6 Millionen Gästeankünfte gab es im Jahr 2019. Immerhin ein Plus von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Aber ein schwaches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es im vergangenen Jahr NRW-weit ein Plus von 2,6 Prozent gab und auch eine vergleichbare Region wie der Teutoburger Wald (2,1 Millionen Ankünfte) ein sattes Plus von 2,4 Prozent aufweist.
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Schaut man auf die Zahl der Übernachtungen (2019: 7,9 Millionen), dann gibt es im Sauerland sogar ein leichtes Minus von 0,2 Prozent, bei den Gästen aus dem Ausland sank die Zahl der Übernachtungen sogar um 3,1 Prozent. Doch Thomas Weber, der Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus, sieht keineswegs den Tourismus in der Region auf dem absteigenden Ast. Vielmehr gebe es Sondereffekte, die die Zahlen erklären könnten.
Medebacher Center Parcs wird renoviert
„Wir mussten im vergangenen Jahr auf einige Betriebe verzichten, da diese durch Um- und Ausbauten zeitweise nicht am Markt waren“, so Weber im Gespräch mit der WESTFALENPOST. So zum Beispiel Teile des großen Medebacher Center Parcs oder die Jugendherberge in Brilon oder auch die Ferienhäuser beim Aqua Magis in Plettenberg. „Das Gute ist ja dabei: Hier wird investiert. Das heißt, wir erwarten hier für die Zukunft weitere positive Effekte.“
Allerdings seien es auch Wetterkapriolen gewesen, die Gäste- und Übernachtungszahlen beeinflusst hätten. Mal habe es zu wenig Schnee gewesen, dann habe es rund um wichtige Feiertage geregnet. „Wahrscheinlich ist keine Region in Nordrhein-Westfalen so vom Wetter abhängig wie wir“, so Thomas Weber. Und auch diese statistischen Effekte gebe es: In Hemer sei die Meldepflicht für die belegungsstarke Mutter-Kind-Einrichtung weggefallen, die aber natürlich weiter am Markt sei.
In Siegen-Wittgenstein sind Reha-Kliniken ein großer Faktor
Beispiel Siegen-Wittgenstein: Die absoluten Zahlen für den Kreis sind erheblich niedriger als in der Tourismus-Hochburg Sauerland. Aber das prozentuale Minus bei den Übernachtungen ist erheblich höher: 1,7 Prozent weniger Übernachtungen (821.969) schlugen im Jahr 2019 zu Buche. Doch auch hier sieht Monika Dombrowsky, Geschäftsführerin des Touristikverbands Siegerland-Wittgenstein, keinen generellen Abwärtstrend. Ganz im Gegenteil findet sie: „Das sieht man ja schon daran, dass wir bei den Gästeankünften erneut zugelegt haben.“
In der Tat ist hier ein Plus von 0,7 Prozent auf rund 257.000 zu verzeichnen. „Das Minus bei den Übernachtungen ist mit den Reha-Kliniken zu erklären. Wenn es hier abnimmt und es weniger Patienten gibt, dann reden wir nicht über drei oder vier Übernachtungen, sondern gleich über 20 oder 25. Das summiert sich“, sagt Monika Dombrowsky „Ansonsten liegen wir in Siegen-Wittgenstein voll im Trend.“
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Beispiel Ruhrgebiet: Zu der Region gehören auch Hagen und der Ennepe-Ruhr-Kreis. Und diese profitiert stark vom dem Trend zum Städtetourismus. Mit rund 3,7 Millionen Gästeankünften (+4,1 Prozent) liegt das Ruhrgebiet auf Platz 2 im Regionen-Vergleich NRW – und damit deutlich vor dem Sauerland. Anders dagegen bei den Übernachtungen: Mit rund 7,2 Millionen (+4,9 Prozent) liegt hier das Ruhrgebiet hinter dem Sauerland (7,8 Millionen) – dort bleiben die Touristen also in der Regel länger.
Für ganz Nordrhein-Westfalen gibt es ein sattes Plus
Die Zahlen für ganz Nordrhein-Westfalen: Insgesamt besuchten im Jahr 2019 mehr als 24,3 Millionen Gäste die 5051 nordrhein-westfälischen Beherbergungsbetriebe und Campingplätze – wobei nur Betriebe mit mindestens zehn Gästebetten bzw. Stellplätzen gezählt werden. Diese verbuchten insgesamt rund 53,3 Millionen Übernachtungen. Laut Statistisches Landesamt wurde damit das Rekordergebnis aus dem Jahr 2018 nochmals übertroffen: Sowohl die Zahl der Besucher als auch die der Übernachtungen stieg gegenüber 2018 um 2,6 Prozent.
Bei den Gästen aus dem Inland erhöhte sich die Zahl der Ankünfte auf 18,9 Millionen(+2,5 Prozent) und die der Übernachtungen auf 42,0 Millionen(+2,4 Prozent). Auch die Zahl der Gäste aus dem Ausland (5,4 Millionen;+2,7 Prozent) und deren Übernachtungen (11,2 Millionen; +3,4 Prozent) war höher als im Jahr 2018.