Hagen. . Im ersten Halbjahr 2018 verzeichnen die Hotels und Gasthöfe im Sieger- und Sauerland ein kräftiges Plus. Kaum freie Tische in Winterberg.

Die Zahl der Übernachtungsgäste in Nordrhein-Westfalen ist laut Statistischem Landesamt im ersten Halbjahr 2018 mit 11,35 Millionen gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent leicht gestiegen.

Die Zahl der Übernachtungen blieb mit rund 24,8 Millionen annähernd gleich. Im stark touristisch geprägten Sauerland blieben Gäste dagegen etwas länger als im Vorjahr. Relativ am deutlichsten positiv entwickelt haben sich die Zahlen laut Statistik in der Region Siegerland-Wittgenstein.

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Hotel- und Gatsgewerbe profitiert als letztes vom Tourismus-Aufschwung

Dass das südliche Südwestfalen rund um Netphen, Siegen und Bad Berleburg über Nacht zum Magnet für Touristen geworden ist, wäre allerdings ein Trugschluss. „Der konjunkturelle Aufschwung macht sich bemerkbar und ist an den Übernachtungszahlen abzulesen. Der allergrößte Teil in der Region Siegerland-Wittgenstein sind aber Geschäftsreisende“, erläutert Lars Martin vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga.

Für den stellvertretenden Geschäftsführer der Dehoga-Westfalen sind die Ausschläge nach oben in starken Wirtschaftsregionen daher nicht überraschend, sondern folgerichtig: „Die Branche, die sich bei einem Aufschwung als letzte bekrabbelt, ist das Hotel- und Gastgewerbe. Dafür ist die Dienstreise auch das erste, was gestrichen wird, wenn es kriselt“, erinnert Martin an die Zeit nach 2008. Momentan profitierten auch Hoteliers und Gastronomen von der guten Wirtschaftslage, auch, weil wieder mehr Geschäftsreisen getätigt würden.

Keine freien Tische in Winterberg

Aber nicht nur. In der Touristenhochburg Winterberg war in den heißen Sommermonaten in den Restaurants häufig kein Tisch mehr zu bekommen. „Die Leute sind wahrscheinlich auch vor der großen Hitze zu uns geflüchtet, weil es hier etwas kühler war“, vermutet Paula Gernholt von Winterberg Touristik.

Was sie sicher weiß: Die Zahlen für 2018 sind gut. Zwar ist die Gesamtzahl der Gäste im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr leicht zurückgegangen, dennoch ist die Zahl der gebuchten Übernachtungen gestiegen. „Und wir hatten eine viel besseren März als 2017.“

Hier spielte die stabile Schneelage dem Top-Tourismusort in die Karten. Rund 45 Prozent macht in Winterberg das Sommergeschäft aus, dementsprechend 55 Prozent die Wintersaison. 2017 kam man dort insgesamt auf 1,174 Millionen Übernachtungen. Bis ende Juni 2018 waren schon wieder 628 265 und damit gut 30 Prozent aller Übernachtungen im Hochsauerlandkreis.

Weniger ausländische Gäste in Südwestfalen

So unterschiedlich die Statistikzahlen in NRW und ebenso in Südwestfalen auch sind. Zwei Aspekte beschäftigen die Branche. Die Zahl der ausländischen Gäste ist in diesem Jahr im Schnitt deutlich zurückgegangen. Woran dies liegt, bleibt offen. Und es gibt auch hier Ausnahmen. Die Stadt Hagen etwa, die bei den Besuchern, die über Nacht blieben, insgesamt deutlich zulegte, und dies auch bei ausländischen Gästen.

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Die im Schnitt positive Entwicklung in der Hotel- und Gaststättenbranche mache sich auch in der Kasse bemerkbar, sagt Dehoga-Geschäftsführer Lars Martin: „Mit den Umsätzen sind die Betriebe grundsätzlich zufrieden. Allerdings bleibt weit weniger übrig als noch vor 20 Jahren, weil der Aufwand immer höher wird.“

Die gerade einhundert Tage alte Datenschutzgrundverordnung habe die Betriebe viel Zeit gekostet. Auch die neue Pauschalreiserichtlinie habe so manchem Hotel ein Geschäftsfeld kaputt gemacht. Das Rund-um-Wohlfühlpaket sei wegen dieses Gesetzes in vielen Fällen aus dem Programm genommen worden. „Kleine Hotels werden behandelt wie große Touristikbetriebe“, benennt Martin das Problem.