Essen. Viele Männer fürchten sich vor einer festen Bindung und machen einen Rückzieher, sobald es ernst wird – warum passiert es so häufig?
Bei einigen Männern ist die Angst vor der Liebe groß: Bei neuen Bekanntschaften suchen sie oft nur nach unverbindlichen Beziehungen, um bloß nicht zu viel Nähe zuzulassen. Die Daten von Statista zeigten 2022, dass lediglich 35,6 Prozent der Männer über 30 Jahre verheiratet sind. Haben immer mehr Männer Angst vor festen Beziehungen?
Ein Liebes-Experte geht dieser Frage nach und erklärt, wie sich eine Bindungsangst entwickelt und wie Frauen mit bindungsängstlichen Männern umgehen können. Oft sind solche Partnerschaften von heftigen Nähe-Distanz-Phasen geprägt und diese können die Beziehung langfristig auf Probe stellen.
Liebe: Wie äußert sich Bindungsangst in Beziehungen?
Bindungsangst kommt oft zum Vorschein, wenn sich der Partner von zu viel Nähe erdrückt fühlt und sein Wunsch nach Autonomie stärker wird. Das Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung wird dann häufig gestillt, in dem sich der bindungsängstliche Partner emotional distanziert oder sogar plötzlich verschwindet. Dieses Verhalten kann durch verschiedene Themen ausgelöst werden: von Händchenhalten bis zu gemeinsamer Urlaubs- oder Heiratsplanung, sagt Eric Hegmann, Paartherapeut und Mitbegründer der Modern Love School.
Warum einige Männer keine feste Beziehung eingehen wollen, liegt demnach vor allem daran, dass sie Angst haben, verletzt zu werden, so Hegmann. Sie wollen ihre Autonomie bewahren und gehen oft auf Distanz, wenn sie sich durch zu viel Bindung eingeengt fühlen. Das erklärt auch, warum eine Beziehung mit einem Partner, der an einer Bindungsangst leidet, häufig von einem emotionalen Auf und Ab geprägt ist. Einer großen Liebeserklärung kann kurz danach eine zurückhaltende Haltung folgen, sagt der Paartherapeut.
Auch eine Fehlersuche bei seinem Partner oder häufige Trennungen können weitere Anzeichen für Bindungsangst sein.
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Beziehungen: Warum entwickeln Männer Bindungsängste?
Bindungsängste haben ihren Ursprung oft in der Kindheit. Sie können die Folge von schlechten Erfahrungen mit den ersten Bindungspersonen sein: Die Scheidung der Eltern oder ein emotional distanzierter Elternteil kann dazu führen, dass sich ein Kind nicht liebenswert fühlt und glaubt, sich die Elternliebe erst einmal verdienen zu müssen.
Im erwachsenen Alter entsteht daraus häufig eine Verlustangst – der Betroffene verspürt eine tiefe Angst, von seinem Partner verlassen zu werden. „Bindungsangst ist keine Krankheit, sondern ein Symptom für unverarbeitete Trennungs- und Verlusterfahrungen“, erklärt Hegmann. Was daraus folgt, ist die Bindungsangst, die wie ein Schutzmechanismus vor der Verlustangst wirkt: Wenn der Betroffene keine Bindung zulässt, geht er kein Risiko ein, verletzt oder verlassen zu werden.
Experte erklärt: So geht man als Frau mit einem bindungsängstlichen Partner um
Wichtig sei es, sich erst einmal bewusst zu machen, dass Bindungsangst nicht viel über die Liebe des Partners aussagt. Eine offene und ehrliche Kommunikation über das Problem könne in vielen Fällen weiterhelfen. Seinem Partner Vorwürfe zu machen, wirke eher kontraproduktiv. Frauen müssen dennoch davon ausgehen, dass die Beziehung mit einem Mann, der an einer tiefen Bindungsangst leidet, von ständigen Nähe- und Distanzphasen bestimmt werden kann. „Einen bindungsängstlichen Mann als Partner zu haben, kann eine Herausforderung sein“, sagt Hegmann.
Frauen, die sich immer „in den Falschen“ verlieben und häufig auf einen bindungsängstlichen Partner treffen, sollten demnach erst einmal überlegen, ob sie sich möglicherweise selbst vor zu viel Nähe schützen wollen. „Hinter der Partnerwahl können eigene, versteckte Bindungsängste stecken, die sich für die Betroffenen sogar gegenteilig, nämlich als Verlustängste, darstellen.“ Wer sich in einen unerreichbaren Mann verliebt, der will vielleicht selber keine feste Beziehung.
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Bindungsangst: Kann sie geheilt werden? Experte spricht Klartext
Die gute Nachricht ist: Menschen können ihre Bindungsangst überwinden. „Bindungsangst ist nichts Pathologisches, also Krankhaftes, sondern eine Schutzstrategie, die aus der Erfahrung entsteht, sich lieber nicht emotional von anderen abhängig zu machen“, sagt Paartherapeut Hegmann. Die Angst vor der emotionalen Nähe sei bloß eine Bewältigungsstrategie, die der Betroffene oft in seiner Kindheit erlernt hat. Um die Bindungsangst zu überwinden, sei zunächst einmal wichtig, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen und sich idealerweise professionelle Hilfe zu holen. Hilfreich seien Strategien, die es ermöglichen, mit Verlust- und Trennungserfahrungen einen gesunden Umgang zu finden.