Berlin. Infizierte Igel haben in Bayern für Aufsehen gesorgt. Das Bornavirus kann auch für den Menschen gefährlich werden. Alle wichtigen Infos.
Mehrere mit dem Bornavirus (BoDV-1) infizierte Igel in einer Auffangstation in Bayern haben Anfang November für Aufsehen gesorgt. Die Behörden prüfen, „ob Igel bei der Übertragung des Virus eine Rolle spielen können“, teilt das Robert Koch-Institut (RKI) mit. Denn das Virus kann auch für Menschen gefährlich werden. Bisher gilt nur die Spitzmaus als Überträger. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie ist das Vorkommen von BoDV-1 in Deutschland?
Die Feldspitzmaus gilt als das natürliche Reservoir von BoDV-1, wobei die Viren von infizierten Tieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden werden. Dem RKI zufolge können sich alle Säugetiere mit BoDV-1 infizieren, gelten dann aber bisher als Sackgasse. In Deutschland sind Infektionen bei Pferden, Schafen, Alpakas, Mäusen, Bibern oder jetzt auch bei Igeln nachgewiesen worden.
BoDV-1 kommt in Deutschland nur in spezifischen Gebieten vor. Betroffen sind nach Angaben des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit, dem Friedrich-Loeffler-Institut, Bayern und Teile von Baden-Württemberg, zudem Teile Thüringens, Sachsens, Sachsen-Anhalts, Brandenburgs, Niedersachsens, Hamburgs, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns.
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Wie häufig erkranken Menschen in Deutschland
Beim Menschen ist eine Ansteckung sehr selten. „Jährlich erkranken in Deutschland ungefähr fünf bis zehn Menschen akut an der BoDV-1-Infektion“, so das RKI in einem aktuellen Merkblatt. Das Virus verursache dabei eine Hirnentzündung (Enzephalitis), die fast immer innerhalb von wenigen Wochen tödlich verlaufe. „Prinzipiell muss im ganzen Bundesgebiet mit Fällen von BoDV-1-Enzephalitis gerechnet werden, etwa aufgrund von Reiseaktivitäten“, so das RKI. „Infizierte Menschen können das Virus nicht weiterverbreiten“, teilt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit.
Wie können sich Menschen mit dem Bornavirus infizieren?
Wie das Virus in den menschlichen Körper und ins Gehirn gelangt, ist laut RKI unklar und Teil laufender wissenschaftlicher Untersuchungen. Vorstellbar sei etwa, dass es über die Nase aufgenommen wird, am ehesten als Schmierinfektion über verunreinigte Hände. Auch das Einatmen von infektiösen Partikeln sei als Übertragungsweg möglich.
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Was sind die Smptome und wie stellt man eine Infektion mit BoDV-1 fest?
Kopfschmerzen, Fieber, Verwirrtheit sowie später neurologische Auffälligkeiten wie Sprachstörungen zählen laut BMBF zu den Symptomen. Aber: Die Infektion wird nach RKI-Angaben meist erst dann diagnostiziert, wenn die Hirnentzündung so weit fortgeschritten ist, dass es zu neurologischen Ausfällen kommt. Einen Frühtest gebe es nicht. „Die Erkrankung gilt als bestätigt bei positivem Nachweis des Erregers, etwa mit PCR aus Hirnwasser oder Hirngewebe“, so das RKI.
Wie wird eine Infektion behandelt?
Derzeit gibt es nach Angaben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) keine spezielle Therapie gegen die Viren. „Das Problem der Erkrankung ist, dass nicht das Virus den Körper zerstört. Vielmehr bekämpft der Körper die infizierten Zellen im Gehirn und zerstört diese. Das erschwert die Behandlung.“ Mehrere Therapieoptionen und antivirale Wirkstoffe würden aber derzeit getestet.
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Wie kann ich mich vor einer Infektion schützen?
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit rät, den Kontakt mit Spitzmäusen und ihren Ausscheidungen zu meiden. Lebende oder tote Tiere sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden. Aktuell sollte auch in Igelstationen besondere Vorsicht gelten. Eine Impfung gegen das Bornavirus gibt es derzeit nicht.
Wie schätzt das RKI die zukünftige Gefährdung ein?
Der Nachweis von Bornaviren beim Menschen ist laut Gesetz meldepflichtig. Die meisten Infektionen kamen bisher im ländlichen Bayern vor. „Es ist nicht davon auszugehen, dass es in Zukunft in Deutschland mehr BoDV-1-Fälle als bisher geben wird“, erklärt das RKI.
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