Berlin. Die Booster-Impfung ist derzeit nicht für alle empfohlen. Eine Studie zeigt: Vor allem in einer Konstellation bietet sie besondere Vorteile.
Eine pauschale Empfehlung für Auffrischungsimpfungen gegen Corona gibt es derzeit nicht. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät Menschen ab 60 und Risikogruppen zu einem Booster, wenn die letzte Impfung oder Infektion mehr als zwölf Monate zurückliegt. Doch viele Menschen fragen sich, ob sie mit einer Auffrischung tatsächlich nur sich selbst, oder auch andere vor Ansteckung schützen können – Alte zum Beispiel oder Kranke. Eine Studie der Universitätsmedizin Halle gibt darauf eine Antwort. Sie ist im Fachjournal „Infection“ erschienen.
Bianca Klee und Sophie Diexer vom Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik der Universitätsmedizin Halle hatten anhand von 262 Haushalten mit 662 Personen untersucht, wie sich das Infektionsrisiko im Falle des Zusammenlebens mit einer an Covid-19 erkrankten Person im Zeitverlauf verändert. Etwa zwei Drittel der Personen waren mindestens dreifach geimpft, zwölf Prozent hatten bis zum Zeitpunkt der Infektion keine Impfung erhalten.
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Geringeres Übertragungsrisiko bei milden Corona-Symptomen
Die Studienteilnehmer hatten Klee und Diexer sofort nach Auftreten einer Infektion mit der Omikron-Variante von Sars-CoV-2 informiert. Anschließend bekamen sie von der Universitätsmedizin in Halle Testkits für Blutproben, Symptomtagebücher und Zugang zu einem Online-Fragebogen. Sechs bis acht Wochen nach Ende der akuten Infektion wurde eine weitere Probe abgenommen. Aus den gesammelten Blutproben bestimmte das Studienteam im Labor die Anzahl der Corona-Antikörper.
Im Ergebnis infizierten sich etwa 58 Prozent der Haushaltsmitglieder nach der ursprünglichen Infektion im Haushalt mit einer durchschnittlichen Verzögerung von drei Tagen. Das Ansteckungsrisiko war geringer, wenn die initiale Infektion mit milden Symptomen verbunden war. Je länger die vorige Infektion oder Impfung zurücklag, desto wahrscheinlicher war eine Ansteckung.
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Booster-Impfung: „Das würde ich voll unterstreichen“
Das Risiko stieg innerhalb eines Jahres gleichmäßig an und war für eine Impfung und vorangegangene Infektion ähnlich. Waren Impfung oder Infektion noch „frisch“, lag das Übertragungsrisiko bei ungefähr 20 Prozent. Nach sechs Monaten infizierten sich Haushaltsmitglieder in jedem zweiten Fall. Nach einem Jahr lag das Risiko bei 80 Prozent.
Die Studie aus Halle liefert Argumente für mehrere Schlussfolgerungen: Eine Schutzimpfung kann die Weitergabe des Virus nicht komplett verhindern, das Übertragungsrisiko aber vor allem in den ersten Wochen deutlich senken. „Das würde ich voll unterstreichen“, sagt Wissenschaftlerin Bianca Klee. Dies gelte allein deshalb, weil ein Basisschutz vor Corona im Fall einer Infektion die Symptome mildern kann. „Und das wiederum ist laut unserer Studie ein wichtiger Faktor.“
Entsprechend ist für Bianca Klee die Stiko-Empfehlung sinnvoll, dass sich Personal in medizinischen Einrichtungen mit direktem Patientenkontakt impfen lassen sollte. Gleiches könnte aus ihrer Sicht für Menschen gelten, die mit Angehörigen einer Risikogruppe zusammenleben oder diese pflegen.
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