Berlin. Genau wissen, wie hoch der eigene Körperfett-Anteil ist? Spezielle Körperfettwaagen machen es möglich. Ein Experte warnt jedoch davor.
- Mehr als jeder Zweite Deutsche ist übergewichtig
- Durch spezielle Waagen kann man erkennen, ob der eigene Körperfett-Anteil zu hoch ist
- Experten zweifeln den Sinn solcher Waagen jetzt aber an
Sie zeigen nicht nur das Gewicht an, sondern versprechen auch einen detaillierten Einblick in die Zusammensetzung unseres Körpers: Körperfettwaagen haben sich vor allem bei Sportbegeisterten längst als Alternative zur klassischen Waage etabliert. Die Geräte lassen sich meist mit einer App koppeln, sodass die Ergebnisse direkt auf das Smartphone übertragen werden können.
Online sind die Geräte oft schon ab 20 Euro erhältlich, hochwertigere Modelle können schnell dreistellige Beträge kosten. Doch wie zuverlässig sind die Messungen handelsüblicher Körperfettwaagen? Und worauf muss man achten, um möglichst genaue Ergebnisse zu erhalten? Wir klären, was es mit den Multifunktionswaagen auf sich hat und was Sie als Verbraucher wissen sollten.
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Körperfettanteil: Welcher ist normal?
Fett erfüllt in unserem Körper wichtige Funktionen. So dient es einerseits als Energielieferant, andererseits aber auch als Kälteschutz und als Polsterung für die inneren Organe. Das Fettgewebe im Bauchbereich – auch viszerales Fett genannt – ist zudem stoffwechselaktiv, das heißt, es ist an der Produktion von Hormonen beteiligt.
Wie viel Prozent Körperfett normal sind, hängt unter anderem von Alter und Geschlecht ab. Frauen neigen im Allgemeinen dazu, mehr Fett anzusetzen als Männer. So empfehlen Mediziner für Frauen in der Regel einen Körperfettanteil zwischen 21 und 35 Prozent, für Männer zwischen acht und 24 Prozent.
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Laut Fernando Dimeo, ärztlicher Leiter des Zentrums für Sportmedizin in Berlin, lässt sich die Frage, wie viel Körperfett gesund ist, außerdem nur unter Berücksichtigung der körperlichen Verfassung beantworten. „Wer einen etwas höheren Körperfettanteil hat, aber körperlich sehr aktiv ist, lebt zum Beispiel deutlich gesünder als ein schlanker Mensch, der gar keinen Sport treibt“, so der Experte.
Experte verrät: Diese Körperfettwaagen messen genauer
Um den Fettanteil im Körper zu messen, bedienen sich Körperfettwaagen der sogenannten bioelektrischen Impedanzanalyse. Bei diesem Verfahren sendet das Gerät einen schwachen, für den Menschen nicht spürbaren elektrischen Stoß durch den Körper. Muskelgewebe, das viel Wasser enthält, leitet den Strom besser als fettreiches Gewebe. „Aus dem unterschiedlichen Widerstand errechnet dann ein Algorithmus, wie viel Fettgewebe im Körper ist“, erklärt Dimeo.
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Die Genauigkeit der Messergebnisse von Körperfettwaagen hängt laut dem Experten von der Art des Geräts und der richtigen Anwendung ab. So werden neben Waagen, die man ausschließlich mit den Füßen berührt, auch Modelle angeboten, bei denen zusätzlich die Hände über eine Haltestange mit Sensoren in Kontakt kommen. „Diese Geräte senden den elektrischen Impuls nicht nur durch den Bereich unterhalb der Taille, sondern durch den ganzen Körper“, so der Sportmediziner. „Das macht sie etwas genauer.“
Ein weiterer Vorteil von Körperfettwaagen, die man sowohl mit den Füßen als auch mit den Händen berührt, ist, dass sie auch das viszerale Fett erfassen. Dieses ist besonders problematisch, weil es in den Stoffwechsel eingreift und so Bluthochdruck und Entzündungen begünstigt. Wissenschaftler vermuten zudem, dass die Botenstoffe aus dem Viszeralfett das Krebsrisiko erhöhen können.
Körperfettwaagen: Darauf sollten Sie bei der Anwendung achten
Da für die Messung vor allem der Wasserhaushalt entscheidend sei, sollte die Waage nüchtern und am besten immer zur gleichen Tageszeit benutzt werden, erklärt Dimeo. Ein guter Zeitpunkt sei zum Beispiel morgens nach dem Toilettengang, wobei man jedoch darauf achten sollte, dass die Hände nicht mehr feucht sind. Zudem sollte jeglicher Schmuck abgelegt werden.
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Auch übermäßiger Sport vor der Messung könnte laut Dimeo das Ergebnis verfälschen. „Wenn man gerade beim Joggen 700 Milliliter Wasser verloren hat und sich dann auf die Körperfettwaagen stellt, ist das natürlich nicht optimal“, so der Experte. Da die Waagen immer einer gewissen Variabilität unterlägen, empfiehlt Dimeo außerdem, nicht nur eine, sondern zwei oder drei Messungen durchzuführen.
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Werden all diese Punkte berücksichtigt, seien die Messergebnisse moderner Körperfettwaagen relativ akkurat. Man sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass alle Waagen nur Schätzungen und nie genaue Messungen liefern. Gleichzeitig betont Dimeo: Für die meisten Menschen, die keine Profisportler sind, sei ohnehin mehr die Entwicklung des Körperfettanteils relevant und nicht eine detaillierte Momentaufnahme.