Berlin. Ein 2600 Jahre altes Graffito könnte Hinweise auf einen verlorenen Vorgängertempel des Parthenon auf der Akropolis in Athen geben.
Die Akropolis ist eine antike Festung, die sich über Athen erhebt. Sie beherbergt neben dem Erechtheion und den Propyläen auch den berühmten Parthenon-Tempel, der 450 v. Chr. der Göttin Athene geweiht wurde.
Historiker vermuten, dass sich an dieser heiligen Stätte einst ein weiteres bedeutendes Heiligtum mit mindestens zwei großen Tempeln befand, deren Spuren bisher als verloren galten. Neue archäologischer Funde aus Griechenland liefern nun Hinweise auf einen der verschollenen Tempel.
Archäologischer Fund beleuchtet antike Vergangenheit
Die Archäologen Merle Langdon von der University of Tennessee in Knoxville und Jan van Rookhuijzen von der Radboud-Universität in den Niederlanden stießen rund 20 Kilometer von Athen entfernt auf die bedeutenden Funde. Auf einem Hügel entdeckten sie Marmorblöcke, die offenbar vor etwa 2600 Jahren als antike „Leinwand“ oder „Tafel“ benutzt wurden.
Auf den Marmorblöcken fanden sie einfache Ritzzeichnungen von Tieren, Gebäuden, Menschen und Schiffen sowie kurze Inschriften. „Diese Graffiti dienten vermutlich als Zeitvertreib während monotoner Arbeiten“, so Langdon und Rookhuijzen in einer Mitteilung.
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Rätselhafte Zeichnung wirft neues Licht auf verschollenen Akropolis-Tempel
Besonders interessant war für das Team eine Zeichnung auf einem flachen Marmorblock, die die Fassade eines antiken Gebäudes mit fünf Säulen zeigt. Eine daneben stehende Inschrift in altem attischen Alphabet identifiziert das Gebäude als „Hekatompedon“. „Im religiösen Kontext bezeichnete dieses Wort Tempel, die mindestens 100 Fuß lang waren“, erklären die Wissenschaftler. Eine weitere Inschrift auf dem Felsen trägt den Namen „Mikon“, der den Forschern zufolge auf den Schöpfer der Zeichnung hinweist.
Aufgrund der Inschrift sind die Archäologen überzeugt, dass die Zeichnung einen der Vorläufertempel des Parthenon darstellt und somit wertvolle Informationen über dessen Aussehen liefert. Denn, so Langdon und Rookhuijzen, der Parthenon in Athen wurde etwa 150 Jahre nach der Entstehung des gefundenen Graffiti erbaut. Der Künstler muss also einen älteren Tempel gezeichnet haben.
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Antike Begeisterung für monumentale Tempel
Welchen der beiden möglichen Tempel – den „Blaubart-Tempel“ oder den „Gigantomachie-Tempel“ – Mikon dargestellt hat, ist noch unklar. Die Forscher gehen davon aus, dass beide gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf der Akropolis standen.
Unabhängig davon dokumentiere Mikons Ritzzeichnung die Faszination der damaligen Menschen für die monumentalen Bauwerke der Akropolis. „Mikons Zeichnung ist das älteste bekannte Zeugnis der Bewunderung für die Architektur der Akropolis – das erste von vielen später folgenden“, schreiben Langdon und Rookhuijzen.