Berlin. Studie zeigt: Paare mit ähnlichem Alkoholkonsum leben länger und glücklicher. Gleichzeitig warnt die Forscherin eindringlich.
Gibt es doch ein „Rezept“ für ein langes, gemeinsames Liebesglück? Eine Forscherin der Universität Michigan in den USA kam in er Studie zu dem Schluss: Wer in seiner Partnerschaft ähnlich häufig Alkohol trinkt, lebt länger. 4656 Paare – also mehr als 9000 Personen – hat Sozialwissenschaftlerin Kira Birditt dafür über zwei Jahrzehnte lang regelmäßig zu ihrem Trinkverhalten befragt und erkannt, dass Paare mit ähnlichen Trinkgewohnheiten länger leben. Doch sie formuliert eine eindringliche Warnung.
Birditts Studie dürfte eine der längsten in ihrem Bereich sein: Alle zwei Jahre befragten sie und ihr Team die Studienteilnehmenden zu ihrem Trinkverhalten – und das von 1996 bis 2016. Dabei konzentrierten sich die Forschenden auf zusammenlebende oder verheiratete Hetero-Paare ab 50 Jahren. Die repräsentative Studie ist Teil einer Forschungsreihe zur Gesundheit im Alter. Die Teilnehmenden leben alle in den USA. Doch warum war ausgerechnet Alkohol so wichtig für Birditt?
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Alkohol: Paare mit ähnlichen Trinkgewohnheiten zufriedener
Wie die Wissenschaftlerin in einer Mitteilung ihrer Universität erklärt, inspirierte eine Theorie aus der Suchtliteratur die Studie: die Trink-Partnerschaft. Das Konzept stammt aus unterschiedlichen Studien zu Alkoholkonsum und tauchte dort bereits 1998 auf. Damals hatten Forschende das Verhältnis zwischen Trinkverhalten und Eheproblemen untersucht. Die These: Wer ähnlich viel trinkt, hat weniger Konflikte in der Beziehung und ist damit glücklicher.
Allerdings: „Was gut für die Beziehung ist, ist nicht immer gut für die Gesundheit“, erklärt Birditt. Nachdem bereits mehrere Studien die Effekte des Trinkverhaltens auf die Harmonie einer Partnerschaft untersucht hatten, habe sich das Team für diese Forschung einem anderen Bereich gewidmet: den Konsequenzen für die Gesundheit des Paares.
Alle zwei Jahre fragten Birditt und ihre Kollegen und Kolleginnen die Paare, ob und wie oft sie in den drei Monaten vor der Befragung zusammen Alkohol konsumiert hatten. Dabei machte das Team eine überraschende Entdeckung.
Alkohol in der Beziehung: Forscherin mit wichtiger Warnung
Denn die Paare, die ähnlich häufig oder sogar zusammen Alkohol konsumierten, lebten generell länger als jene, in denen keiner trank und jene, in denen ein Partner häufiger trank als der andere. Doch während manche daraus eine Empfehlung zum gemeinsamen Alkoholkonsum herauslesen könnten, warnt Birditt eindringlich vor dieser Interpretation.
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„Wir wissen nicht, warum die Sterblichkeit sinkt, wenn beide Partner trinken“, stellt Birditt fest. Tatsächlich bedeutet das Studienergebnis nicht, dass der Alkoholkonsum das Leben verlängert. Im Gegenteil: Als Zellgift könne Alkohol bereits in geringen Mengen schädlich sein, warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Die Weltgesundheitsorganisation sieht Alkohol sogar in der höchsten Risikogruppe für Krebs – neben Asbest, Tabak und Strahlung.
Tatsächlich konzentrieren sich Birditt und Co. weder auf die Art des Alkohols noch auf den Kontext oder die genaue Häufigkeit des Konsums. So teilten die Paare lediglich mit, ob sie in den drei Monaten vor der Befragung Alkohol getrunken hatten und wie oft sie das durchschnittlich getan hatten – und nicht, ob es sich dabei um ein Glas Sekt auf einer Familienfeier oder eine Flasche Wodka auf der Couch handelte.
Beziehungsglück: Macht Alkohol Paare kompatibler?
Darauf lag in dieser Studie allerdings auch kein wissenschaftlicher Fokus. Vielmehr wollten Birditt und Co. demnach hervorheben, wie die Gewohnheiten des Partners oder der Partnerin die Gesundheit einer Person beeinflussen könnten. So vermutet Birditt, dass gemeinsame Gewohnheiten die Intimität eines Paares erhöhen und so für eine höhere Lebenszufriedenheit sorgen. Klar ist: Paare mit gemeinsamen Hobbys und Gewohnheiten scheinen kompatibler. Doch auch nach der Studie bleiben viele Fragen offen.
„Erst wenn wir die Methoden aus unseren Studien auf andere Aspekte des Alltags und der finanziellen Situation ausweiten, könnten wir Paare mit ähnlichem Trinkverhalten besser verstehen“, erklärt sie. „Wie sieht ihr alltägliches Leben aus? Trinken sie zusammen? Was machen sie währenddessen?“
Die Studie aus Michigan könnte also noch weitere Forschungen mit sich ziehen – und aussagekräftigere Details liefern. „Wir haben noch nicht viele Informationen über die zwischenmenschlichen Prozesse hinter diesen Erkenntnissen“, sagt die Forscherin. Weitere Untersuchungen könnten demnach einen fundierteren Aufschluss darüber geben, wie ähnliche Trinkgewohnheiten die tägliche Gesundheit und die Beziehung beeinflussen.
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