Berlin. Alkohol ist Gift für unseren Körper und schadet der Gesundheit. Was passiert, wenn man über einen längeren Zeitraum darauf verzichtet?
Ein, zwei Bierchen am Abend in der Kneipe, zum Essen mal ein Glas Wein: Alkohol ist fester Bestandteil der deutschen Kultur. Wie schädlich er sein kann, dürfte mittlerweile wohl zu jedem vorgedrungen sein. Dennoch habe auch ich, mittlerweile 32 Jahre alt, regelmäßig getrunken.
Doch je älter ich werde, desto mehr merke ich: Ich will nicht mehr. Es scheint mir so, als wäre der Punkt überschritten, an dem der Kater am nächsten Tag den Rausch des Vorabends einfach nicht mehr wert ist. Ein Kater gibt mir das Gefühl, Zeit zu verschenken. Auch deshalb habe ich mich kurz nach Heiligabend vergangenen Jahres entschieden, dass ich vorerst keinen Alkohol mehr trinken möchte. Als Ziel setzte ich mir einen Zeitraum von 100 Tagen.
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Regelmäßig zu viel: So sah mein Alkoholkonsum lange Zeit aus
Ich war noch nie jemand, der abends mal ein Bier trinkt oder zum Essen ein Glas Wein genießt. Vor allem während meiner Studienzeit habe ich regelmäßig zu viel getrunken. Feiern, Club-Besuche oder WG-Partys ohne Alkohol existierten einfach nicht. Diese Alkoholexzesse als jugendliche Unbedarftheit abzutun, scheint mir im Rückblick fast fahrlässig.
Schon in den vergangenen drei bis vier Jahren hatte ich meinen Alkoholkonsum grundsätzlich heruntergefahren. Das passierte eher unbewusst, hatte aber garantiert auch mit der Pandemie zu tun. Es gab einfach weniger Anlässe, Alkohol zu trinken. Schon da merkte ich, dass es mir ohne Alkohol grundsätzlich besser ging.
Getreu dem Motto „Ganz oder gar nicht“ trank ich zwar selten, dann aber deutlich mehr als die empfohlenen Tageshöchstmengen, die bei Männern bei etwa 0,6 Litern Bier oder 0,3 Litern Wein liegt. Als unbewusste Höchstgrenze setzte ich mir zunächst maximal vier Bier am Abend (oder das Äquivalent in Scotch), dann drei.
Darum will ich keinen Alkohol mehr trinken
Am Heiligabend im vergangenen Jahr gab es über den Tag verteilt relativ viel Alkohol. Eine Flasche Whisky, die ich als Geschenk erhielt, hatte über den Abend deutlich an Füllstand verloren. Nach dem Aufwachen war mir übel, schwindelig und ich hatte Kopfschmerzen – ein klassischer Kater eben. An diesem Morgen beschloss ich, vorerst auf Alkohol zu verzichten. Ich hatte das Gefühl, den ganzen Tag nur halb benommen mit Herumliegen zu verbringen. Darauf hatte ich einfach keine Lust mehr. Ich wollte fit sein, spazieren gehen, mich einfach wohlfühlen. Die Lösung war so einfach wie naheliegend: Ich will einfach keinen Alkohol mehr trinken.
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Diesen Satz hat wohl jeder schonmal gesagt, der mit einem Kater aufgewacht ist. Doch irgendetwas war anders. Ich hatte die Motivation, das wirklich durchzuziehen. Am Silvesterabend bei einer Feier mit Freunden trank ich noch zwei Bier, eher aus „Verlegenheit“. Seitdem habe ich die Finger vom Alkohol gelassen.
Verlockungen während des Verzichts: Kneipenbesuch und Fußballtrip
Vor allem am Anfang ist es wie mit jeder unterbewussten Gewohnheit: Man muss sich daran gewöhnen, bevor die Umstellung geschafft ist. Probleme hatte ich vor allem in der zweiten Woche, als ich mit einem Freund in eine Raucherkneipe ging. Die Bar ist wirklich nicht besonders schön, das Publikum auch eher fragwürdig, die Bierpreise hingegen sind aber unschlagbar. Kaum Argumente also für mich, der ja keinen Alkohol trank.
Trotzdem trafen wir uns in dieser Bar. Ich blieb bei alkoholfreiem Bier, was dem Spaß am Abend aber keinen Abbruch tat. Wir unterhielten uns gut, ich fühlte mich wegen der Lautstärke der Musik (oder des Zigarettenrauchs der anderen Besucher?) sogar leicht benebelt. Eine gute Erfahrung, denn so merkte ich, dass ich den entspannenden Aspekt vom Alkohol auch spürte, ohne tatsächlich welchen zu trinken.
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Die härteste Probe folgte dann Mitte März. Gemeinsam mit ein paar Freunden plante ich einen Trip zu meinem Lieblingsfußballverein. Heißt: Morgens um 6:30 Uhr in Berlin in den Zug, sechs Stunden Fahrt bis zum Zielort, und nach dem Spiel das ganze wieder zurück. Wer schon mal zum Fußball gefahren ist, weiß, was es bedeutet, in dieser Zeit auf Alkohol zu verzichten. Ich hatte etwas Bedenken, ausgegrenzt zu sein, da jeder um mich herum trank. Das stellte sich aber als unbegründet heraus.
Nach einem unfassbar wichtigen Sieg im Abstiegskampf (2:0!) war die Stimmung ausgelassen. Auch ich fühlte mich wie berauscht. Zugegeben: Die ein oder andere Unterhaltung war vielleicht nicht so tiefgründig wie sonst, was aber wohl nur daran lag, dass ich mehr darauf achtete. Und am nächsten Morgen nach dem Aufwachen war ich so fit und motiviert, dass ich einen langen Spaziergang machte.
Ohne Alkohol: Was 100 Tage Verzicht mit mir gemacht haben
Am Anfang horchte ich ständig in meinen Körper hinein, um Veränderungen oder Verbesserungen festzustellen. Doch der Prozess, bemerkte ich dann, stellte sich eher schleichend ein. Mittlerweile fühle ich mich im Alltag deutlich fitter, motivierter, lese mehr und treibe mehr Sport. Rundum: Mir geht es einfach besser, ich bin deutlich öfter gut gelaunt als vorher.
Der Alkoholverzicht hat sich auch auf der Waage bemerkbar gemacht. Während der drei Monate Verzicht habe ich knapp zwei Kilo abgenommen. Zudem fühlt sich meine Haut deutlich straffer an als zuvor. Dass ich zusätzlich auch noch das Kneipengeld eingespart habe: geschenkt.
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Alkoholverzicht: So soll es weitergehen
Mir geht es so viel besser, dass ich für mich beschlossen habe, dass ich mein Trinkverhalten weiter einschränken möchte – wenn auch nicht ganz so streng wie bisher. An meinem 104. Tag ohne Alkohol ist eine Reise nach Schottland geplant. Währenddessen möchte ich auf ein frisch gezapftes Guinness und einen Whisky mit Blick aufs Meer und die Hügel nicht verzichten. Im Urlaub werde ich ab und zu noch etwas trinken, dann aber maximal ein oder zwei Getränke am Abend. Dann bin ich am nächsten Tag so glücklich wie bisher.