Essen. Das Spiel „Fortnite“ fasziniert schon junge Kinder. Doch welche Risiken gibt es? Und bietet Fortnite auch Chancen? Eine Expertin klärt auf.

Fortnite ist nicht nur Gesprächsthema auf Schulhöfen und Fußballplätzen, der Schriftzug prangt auch auf Pullovern, Kappen und Brotdosen. Fortnite ist überall. Das Spiel, das bereits 2017 auf den Markt kam, ist (wie Minecraft) nach wie vor eins der beliebtesten Spiele. Weltweit spielen Millionen Menschen „Fortnite: Battle Royale“. In dem kostenlosen Onlinespiel geht es darum, als die Letzte oder der Letzte von 100 Mitspielerinnen und Mitspielern zu überleben.

Grafik im Cartoon-Stil, actiongeladen, bunt und auf vielen verschiedenen Geräten spielbar – es gibt viele Gründe, warum Fortnite seit Jahren so erfolgreich ist. „Das Spiel ist einfach sehr jugendaffin“, sagt Nadine Eikenbusch von der Landesanstalt für Medien NRW. Regelmäßige neue Updates und Specials – sei es mit Gastauftritten von Lady Gaga, Lego- oder Star-Wars-Editionen – sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt und der Reiz, das Spiel immer wieder zu starten, hoch bleibt.

Fortnite erscheint harmlos, doch es ist ein Survival-Shooter

Doch viele Eltern sind besorgt, wenn ihr Kind Fortnite spielen möchte, denn auch wenn die grafische Darstellung das Spiel kindgerecht und harmlos erscheinen lässt, ist und bleibt es ein Survival-Shooter. Waffen und Gewalt sind ein elementarer Bestandteil des Spiels. Es wird gekämpft, geschossen – getötet? „Ja, die Figuren sterben, auch wenn kein Blut fließt und keine Leichen zu sehen sind. Aber nur wer schießt und trifft, der kommt bei einem bestimmten Modus weiter und gewinnt“, erklärt Eikenbusch.

Nadine Eikenbusch ist Medienpädagogin bei der Landesanstalt für Medien NRW. Sie sagt: „Fortnite muss man nicht verteufeln.“
Nadine Eikenbusch ist Medienpädagogin bei der Landesanstalt für Medien NRW. Sie sagt: „Fortnite muss man nicht verteufeln.“ © Landesanstalt für Medien NRW | Landesanstalt für Medien NRW

Außerdem bietet Fortnite die Möglichkeit, mit anderen Spielern zu chatten. Wie immer bei Online-Spielen birgt dies die Gefahr des Cybergrooming, also der Anbahnung sexueller Kontakte durch Erwachsene, die sich im Internet gegenüber Kindern und Jugendlichen als Gleichaltrige ausgeben.

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Wie gehen Eltern also nun am besten mit Fortnite um?

Das Spiel zu verbieten, sei jedenfalls nicht der richtige Weg: „Ein Kind, das das Spiel heimlich spielt, weil es die Eltern verboten haben, würde sich nie an seine Eltern wenden, wenn im Laufe des Spiels Fragen oder im Chat Sorgen auftauchen“, erklärt Nadine Eikenbusch. Das wäre dann viel gefährlicher als das Spiel selbst. Viel wichtiger sei es daher, dass Eltern offen seien und sich wirklich für das Spiel und das, was das Kind dort macht und erlebt, interessieren.

Sollten Eltern das Spiel selbst spielen?

„Das macht durchaus Sinn“, meint die Expertin. Nicht nur, dass Eltern dann besser verstehen würden, wie das Spiel funktioniert, sondern vielleicht auch die Faszination von Fortnite nachvollziehen könnten. Es könne durchaus sein, dass sich dann auch die Eltern für das Spiel begeistern. Gleichzeitig würde durch das gemeinsame Spielen mit dem Kind auch eine Bindung zwischen Eltern und Kind entstehen. „Es ist toll für das Kind, wenn es seinen Eltern etwas erklären kann. Gleichzeitig profitieren sowohl Eltern als auch Kinder davon, wenn die Eltern die Perspektive des Kindes einnehmen und ihm auf Augenhöhe begegnen“, sagt Nadine Eikenbusch. Wenn das Kind merkt, dass die Eltern es beschützen und nicht ärgern wollen, dann sollte man sich die Chats auch stichprobenartig gemeinsam ansehen. Doch Nadine Eikenbusch warnt: „Eltern sollten das nie heimlich machen, sondern immer nur mit dem Einverständnis ihrer Kinder!“ Sie vergleicht es damit, dass Eltern auch schauen, wer an der Haustür klingelt, bevor sie den Besuch zu ihrem Kind ins Kinderzimmer schicken.

Ein Junge spielt auf einem Laptop das Computerspiel Minecraft. Auch bei Minecraft gibt es – wie bei Fortnite – verschiedene Spielmodi. Je nach Spielmodi ist Minecraft jedoch von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle bereits ab sechs Jahren freigegeben. Doch die Altersangabe ist nicht bindend, sondern eine Orientierungshilfe.
Ein Junge spielt auf einem Laptop das Computerspiel Minecraft. Auch bei Minecraft gibt es – wie bei Fortnite – verschiedene Spielmodi. Je nach Spielmodi ist Minecraft jedoch von der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle bereits ab sechs Jahren freigegeben. Doch die Altersangabe ist nicht bindend, sondern eine Orientierungshilfe. © dpa | Georg Wendt

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Ab welchem Alter dürfen Kinder Fortnite spielen?

Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat „Fortnite“ ab zwölf Jahren freigegeben. Doch Altersfreigaben sind nicht bindend, sondern dienen nur lediglich als Orientierungshilfe. „Zwölf Jahre ist keine pädagogische Empfehlung“, sagt Nadine Eikenbusch. Dafür sei jedes Kind viel zu individuell. Der Spieleratgeber NRW empfiehlt beispielsweise Fortnite erst ab 14 Jahren. Eltern sollten ihr Kind selber am besten einschätzen können: Wie stressresistent ist es? Wie geht es mit Erfolgen und Misserfolgen um? Kann es gut zwischen Fiktion und Realität unterscheiden? Merkt es selber, wenn ihm das Spiel nicht gut tut? „Vielleicht lassen Eltern ihr Kind spielen und merken erst dann, dass es zum Beispiel schlecht schläft oder nervös wird“, sagt Nadine Eikenbusch. Dann ist das Kind vielleicht noch nicht bereit für diese Art von Spiel.

Fragen und Antworten auf fragzebra.de

Welche Podcasts eignen sich für Kinder und Jugendliche? Wie finde ich kindgerechte Videos bei YouTube? Gibt es eine Kindersicherung bei Netflix? Solche und viele weitere Fragen beantwortet die Landesanstalt für Medien auf ihrem Portal „fragzebra.de“. Nutzerinnen und Nutzer können über verschiedene Kanäle wie Website, WhatsApp oder Instagram Fragen zu Medienthemen stellen und erhalten eine schnelle, unabhängige, sachkundige und zielgruppenorientierte Antwort.

Worauf sollten Eltern achten?

„Es ist sinnvoll, von Anfang an Regeln aufzustellen und diese dem Kind zu erklären. Wenn Kinder Regeln verstehen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie diese auch einhalten“, empfiehlt die Expertin. Generell sei es nicht schlimm, wenn ein Kind viel spiele, wenn andere Dinge wie Freunde, Schule oder andere Hobbys nicht zu kurz kämen. Eine pauschale Zeitempfehlung sei daher schwierig. Doch nicht nur die Dauer der Spielzeit sollte festgelegt werden, die Kinder sollten auch sicher im Umgang mit Geld und persönlichen Daten in Onlinespielen sein. Denn auch bei Fortnite sind In-App-Käufe möglich, um zum Beispiel der eigenen Spielfigur ein besonderes Aussehen zu verleihen.

Kann das Spielen von Fortnite auch positive Aspekte haben?

„Das Spiel generell zu verteufeln, halte ich für falsch“, sagt Nadine Eikenbusch. Denn es gebe durchaus auch positive Aspekte: Das Spiel könne durchaus Teil des sozialen Lebens sein, wenn man sich mit Freunden zum Spielen verabrede oder sich über das Spiel austausche. Introvertierte Kinder hätten so die Möglichkeit, in einer Gruppe zu agieren. Wichtig sei aber, dass das Spiel nicht das einzige soziale Umfeld sei. Außerdem sei Fortnite auch ein Onlinespiel, bei dem es um strategisches Denken und Kreativität gehe.

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