Essen. TikTok, Instagram und selbst harmlose Spiele bergen für Kinder viele Gefahren. Wie Eltern das Handy mit einfachen Tricks sicher einstellen.
- Viele Kinder wünschen sich ein eigenes Smartphone. Doch das birgt viele Gefahren. Denn Auf TikTok, Instagram und selbst bei Handy-Spielen lauern etwa Gewaltvideos oder pornografische Inhalte.
- Einfache Technik-Tricks können Eltern schon dabei helfen, das Handy ihrer Kinder sicher zu machen.
- Die wichtigsten Einstellungen für beliebte Apps und das Gerät finden Sie hier im Überblick – samt Erziehungstipps.
Smartphones sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder, dass viele Kinder sehnsüchtig auf ihr erstes eigenes Handy warten. Doch mit dem Handy kommen auch viele Gefahren. Wie sollte das Gerät eingestellt werden, damit es möglichst sicher ist? Welche Möglichkeiten haben Eltern, um auch ihre älteren Kinder vor ungewollten Käufen bei Spielen oder vor Gewaltvideos auf TikTok zu schützen? Die wichtigsten Tipps und Einstellungen im Überblick.
Sicherheit für Kinder: Smartphone gezielt einrichten
Wenn Kinder ein eigenes Handy bekommen, sollten Eltern schon beim Einrichten des Geräts einige Aspekte beachten. „Eltern sollten zunächst die technischen Möglichkeiten nutzen, die das Gerät selbst bietet, um Risiken zu minimieren“, sagt Iren Schulz von der Initiative „Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht“. . Diese drei Aspekte sind bei der Einrichtung des Smartphones besonders wichtig:
- Altersfreigabe: Eltern können etwa für Apps, Spiele und den Internetbrowser eine Altersgrenze festlegen und somit Inhalte leicht beschränken.
- Bildschirmzeit und App-Limits: Wenn die Kinder Hausaufgaben machen oder das gemeinsame Abendessen ansteht, ist es wichtig, eine sogenannte „Auszeit“ festzulegen. In den Einstellungen lassen sich diese bildschirmfreien Zeiten einplanen, entweder für das gesamte Gerät oder für einzelne Apps. „Die Bildschirmzeit zu begrenzen ist wichtig, damit Kinder ein Gefühl dafür entwickeln, wie schnell die Zeit am Handy vergeht“, so Expertin Schulz.
- Privatsphäre: Kontaktdaten oder den Standort ihres Kindes können Eltern schützen, indem sie die Datenschutzeinstellung des Smartphones anpassen.
Das Problem: Kinder und Jugendliche können die Einstellungen theoretisch wieder zurücksetzen. Dem entgegenwirken können Eltern, wenn sie spezielle Kinder-Accounts anlegen. Sowohl bei Android-Smartphones (Family Link) als auch bei iOS-Geräten (Familienfreigabe) können Eltern so Profile für ihre Kinder anlegen, über die sie selbst die Kontrolle behalten.
>>> Lesen Sie hier: Erstes Handy fürs Kind: Diese Tipps sollten Eltern beachten
Die wichtigsten Einstellungen für Soziale Medien und Handy-Spiele
Neben den allgemeinen Einstellungen sollten Eltern die Einstellungen der Apps selbst überprüfen. Dabei sollten sie laut Iren Schulz zwei Gefahren besonders im Blick haben: „Die größten Risiken sind Interaktions- und Kontaktmöglichkeiten und das Problem, dass Kinder Geld ausgeben könnten.“ Lisa Buschmann von der Landesanstalt für Medien in NRW empfiehlt dafür auch die Website www.kinder-mediensicher.de. Dort finden Eltern „Schritt für Schritt“-Anleitungen für alle Betriebssysteme, an denen sich auch die folgenden Empfehlungen orientieren:
TikTok: Begleitmodus für mehr Kontrolle aktivieren
Eine der wohl umstrittensten, aber gleichzeitig beliebtesten Apps bei jungen Menschen ist die chinesische Videoplattform TikTok. Immerhin: Die Profile von jungen Nutzerinnen und Nutzern unter 16 Jahren sind automatisch privat. Das heißt, sie können nicht per Direktnachricht kontaktiert werden und keine Kommentare von Fremdem erhalten.
TikTok gerät außerdem wegen seines hohen Suchtpotenzials immer wieder in die Kritik. Seit Frühjahr 2023 ist bei minderjährigen Nutzerinnen und Nutzern daher ein Limit von 60 Minuten am Tag voreingestellt – das aber wieder zurückgesetzt werden kann.
Um das zu verhindern, können Eltern den „Begleitmodus“ aktivieren. Dafür muss die App auf dem Handy des Kindes und des Elternteils installiert und die Konten miteinander verbunden sein. Dann können Eltern zum Beispiel eine Zeitbeschränkung festlegen und den eingeschränkten Modus aktivieren, sodass unangemessene Inhalte gefiltert werden. Damit kann zum Beispiel auch weitestgehend verhindert werden, dass Kinder auf Gewaltvideos stoßen.
Instagram: Sensible Inhalte automatisch herausfiltern
Eine große Gefahr für Kinder und Jugendliche ist es, auf der Foto- und Videoplattform auf Inhalte zu stoßen, die nicht altersgerecht sind. Am besten davor geschützt werden können sie, indem Eltern unter dem Punk „Was du siehst“ einstellen, dass sogenannte „Sensible Inhalte“ automatisch herausgefiltert werden.
Die zweite große Herausforderung ist, Kinder vor fremden Menschen oder Fake-Accounts, zum Beispiel Sexbots, zu schützen. Ihr Profil sollte daher stets privat sein und Nachrichtenanfragen von Unbekannten deaktiviert werden. Darüber hinaus sollten Eltern einstellen, dass ihr Kind nur von Personen in Gruppen hinzugefügt werden kann, denen es selbst folgt.
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Wie TikTok bietet auch Instagram Erwachsenen die Möglichkeit, Einsichten in die Aktivitäten des Kindes zu erlangen. Dank der „Elterneinsicht“ erfahren sie so zum Beispiel, wie viel Zeit ihr Kind auf Instagram verbringt, welche Konten dem Kind folgen und welchen Konten es selbst folgt. Außerdem können Zeitlimits festgelegt und Benachrichtigungen zu den Aktivitäten – zum Beispiel, wenn dem Kind ein neues Konto folgt – aktiviert werden. Da die Elternaufsicht automatisch endet, wenn das Kind 18 Jahre alt wird, ist es wichtig, das richtige Alter bei der Registrierung anzugeben.
Ein weiterer Tipp: Eltern können gemeinsam mit ihrem Kind eine Favoritenliste erstellen. Dann werden nur Inhalte dieser Profile auf der Startseite angezeigt. Das kann dabei helfen, dass das Kind weniger Zeit mit der App verbringt.
Snapchat: Im Geistmodus werden Kinder nicht getracked
Viele Kinder und Jugendliche nutzen Snapchat, um sich miteinander auszutauschen. In der App können sie Bilder und kurze Videos leicht bearbeiten und aneinander versenden. Das Besondere: Die Nachrichten verschwinden nach kurzer Zeit wieder.
Eltern haben die Möglichkeit, das sogenannte „Family Center“ in der App einzurichten. So können sie sehen, mit wem ihr Kind befreundet ist und mit wem es kommuniziert. Der genaue Inhalt der Konversationen ist allerdings nicht einsehbar. Eltern sollten in den Einstellungen darüber hinaus festlegen, dass nur Freundinnen und Freunde per Snapchat mit ihrem Kind Kontakt aufnehmen können.
>>> Lesen Sie hier: Gewalt-Videos an NRW-Schulen: Ist ein Handyverbot sinnvoll?
Außerdem sollten sie den „Geistmodus“ aktivieren. Denn auf der digitalen Karte „Snap Map“ können andere Nutzerinnen und Nutzer ansonsten sehen, wo genau sich ihr Kind aufhält. Aus Sicherheitsgründen sollte der Standort jedoch nicht öffentlich sichtbar sein, warnen die Expertinnen und Experten vom Projekt „Medien kindersicher“.
WhatsApp: Nur Kontakte sollten den Status sehen dürfen
Viele Eltern kaufen ihren Kindern ein Handy, damit sie von unterwegs aus erreichbar sind. Um in Kontakt zu bleiben, greifen die meisten auf WhatsApp zurück, obwohl der Messenger-Dienst eigentlich erst ab 16 Jahren genutzt werden darf. Eltern sollten daher darauf achten, dass sie die App möglichst kindersicher einstellen. So lässt sich etwa festlegen, dass nur Kontakte das Profilbild und den Status sehen können.
Handy-Spiele: Keine Zahlungsmöglichkeit auf dem Handy hinterlegen
Ob Fortnite, Angry Birds oder Subway Surfer: Handy-Spiele erfreuen sich bei Kindern großer Beliebtheit. Bei Spielen sollten Eltern zum einen darauf achten, dass fremde Personen nicht mit den Kindern in Kontakt treten können. Chat-Funktionen sollten daher so eingeschränkt werden, dass Kinder sich nur mit ihren Freundinnen und Freunden austauschen können.
Zum anderen bergen Spiele die Gefahr, dass Kinder dort ungewollt viel Geld ausgeben. Denn viele Apps haben eine eigene Währung, damit Spielerinnen und Spieler sich bessere Waffen oder mehr Spielzeit kaufen können. Um das zu vermeiden, sollten Eltern auf dem Kinderhandy erst gar keine Zahlungsmöglichkeiten hinterlegen und die Drittanbietersperre einschalten.
Technik allein bietet keinen Schutz für Kinder
Es ist wichtig, dass Eltern wissen, welche Möglichkeiten sie haben, um das Smartphone möglichst sicher für ihre Kinder zu machen. „Aber die technischen Möglichkeiten bieten nie einen hundertprozentigen Schutz“, betont Lisa Buschmann von der Landesmedienanstalt.
Worauf es wirklich ankommt, sei Medienkompetenz. Eltern sollten daher mit ihren Kindern darüber sprechen, wofür sie das Smartphone nutzen, welche Inhalte sie in den Sozialen Medien konsumieren und welche Gefahren die jeweiligen Apps bieten. „Am besten ist es, wenn man die Regeln zur Smartphone-Nutzung gemeinsam aufstellt. Denn einfach Verbote aufzustellen, bringt nichts. Kinder finden meist sowieso Wege, diese umgehen“, so Buschmann. Sie empfiehlt das Online-Angebot „Mediennutzungsvertrag“. Dort können Familien gemeinsame und individuelle Regeln zur Mediennutzung aufstellen und festhalten.
Kinder müssten vielmehr das Gefühl haben, über das online Erlebte und Gesehene mit ihren Eltern sprechen zu können. Vor Spionage-Apps, mit denen sich die Smartphones orten lassen, oder davor, dass Handy der Kinder heimlich zu durchsuchen, warnen Expertinnen. „Spionage-Apps können einen Vertrauensbruch in der Beziehung zwischen Eltern und Kind hervorrufen“, so Iren Schulz von „Schau hin!“.
Eltern müssen eigene Smartphone-Nutzung hinterfragen
Eltern sollten außerdem ihre eigene Smartphone-Nutzung hinterfragen und sich bewusst machen, dass sie auch bei der Mediennutzung eine große Vorbildrolle für ihre Kinder einnehmen. „Es sollten zum Beispiel exklusive Familienzeiten eingeführt werden, in der wirklich alle die Smartphones weglegen, auch Mama und Papa“, empfiehlt Schulz.
Je älter die Kinder werden, desto mehr Eigenverantwortung müsse man ihnen zutrauen und dafür schrittweise die Sicherheits-Einstellungen lockern. Wenn vorab gemeinsam an der Medienkompetenz gearbeitet wurde und Jugendliche generell eine gute Beziehung zu ihren Eltern haben, würden sie sich ihnen bei Problemen freiwillig anvertrauen – und hätten weniger Schwierigkeiten damit, das Smartphone auch mal aus der Hand zu legen.
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