Düsseldorf. Fast alle finden das Deutschlandticket toll. Aber Bund und Ländern gelingt es nicht, es zu sichern. Nun steht der Preis auf der Kippe.

  • Hat das Deutschlandticket eine Zukunft? Eine abschließende Antwort auf diese Frage steht noch aus.
  • Nun rückt der Preis in den Blick: Bleibt es ein 49 Euro-Ticket?
  • Verbraucherschützer warnen: Viele Menschen würden eine deutliche Preiserhöhung nicht akzeptieren

Viele Verkehrsunternehmen, Fahrgäste und Verbraucherschützer hatten fest damit gerechnet, dass Bund und Länder bei ihrem Treffen in Berlin die offenen Fragen zur Zukunft des Deutschlandtickets klären. Aber vieles bleibt weiter im Unklaren, vor allem der künftige Preis des „D-Tickets“.

Deutschlandticket -- Städtetag NRW warnt: Das ist doch keine Verlässlichkeit

Der Frust vieler Beobachter spiegelt sich in dem, was Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, über das Verhandlungsergebnis sagte: Die „Hängepartie“ gehe in die nächste Runde, kritisierte er. „Die kommunalen Verkehrsunternehmen wissen knapp acht Wochen vor Jahresende immer noch nicht, womit sie ab Januar planen können. Und für die Bürgerinnen und Bürger drohen weiter höhere Ticketpreis im nächsten Jahr.“ Verlässlichkeit sehe anders aus.

Nach wochenlangem Streit und Warnungen vor einem Aus des Deutschlandtickets haben Bund und Länder Schritte zu einer weiteren Finanzierung vereinbart. So sollen in diesem Jahr nicht verbrauchte Mittel im Jahr 2024 zum Ausgleich finanzieller Nachteile durch das günstigere Ticket bei Verkehrsunternehmen eingesetzt werden können. In den Blick rückt allerdings auch der Preis von bisher 49 Euro im Monat. Die Verkehrsminister wollen nun in den kommenden Monaten die Zukunft des Tickets festzurren.

Deutschlandticket: Ist der Preis von 49 Euro noch zu halten?

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) begrüßte die Verständigung von Bund und Ländern und bezeichnete das Ticket am Dienstag als großen Erfolg. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) monierte, dass immer noch keine langfristige Finanzierung des „erfolgreichsten Tickets in der Geschichte des Nahverkehrs“ erreicht worden sei. Als Chef der Verkehrsministerkonferenz kündigte Krischer ein Konzept zur Rettung des Fahrscheins, der von fast elf Millionen Menschen in Deutschland genutzt wird, an. Der finanzielle Spielraum sei aber so eng, dass der Einführungspreis von 49 Euro ab Mai möglicherweise nicht mehr zu halten sein könnte.

Im kommenden Jahr, so Krischer, müssten möglichst viele Neukunden für das Deutschlandticket gewonnen werden: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Studierende und Schulkinder.

Deutschlandticket: Fahrgastverband Pro Bahn warnt vor Preiserhöhung

„Die Fahrgäste würden allenfalls eine moderate Preiserhöhung von etwa drei Euro akzeptieren“, glaubt Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW. Ein Preissprung auf 59 Euro würde unter den Kundinnen und Kunden zu großem Zähneknirschen führen. Das „Spiel auf Zeit“ von Bund und Ländern beim Thema Deutschlandticket verunsichere die Fahrgäste nur, so Neuß.

Die Verbraucherzentralen warnen vor einem höheren Preis. 49 Euro seien für viele Menschen bereits die „Schmerzgrenze“, sagte Ramona Pop, Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen. Statt die Kosten auf die Fahrgäste abzuwälzen, sollten Bund und Länder mehr Geld in die Hand nehmen und für einen besseren und bezahlbaren Nahverkehr sorgen.

Deutschlandticket: VRR-Chef dringt auf Lösung für Studierende

Dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gehen die Beschlüsse nicht weit genug. „Wir begrüßen grundsätzlich natürlich, dass es zu einer Einigung gekommen ist“, sagte VRR-Vorstandsmitglied José Luis Castrillo dieser Redaktion. Die Beschlusslage sei aber weder „eindeutig“ noch „ausreichend“ genug, so der Top-Manager von Deutschlands größtem Verkehrsverbund mit rund 1,2 Millionen Deutschlandticketkunden. „Wir setzen nun darauf, dass die Verkehrsministerkonferenz eine auskömmliche Finanzierung des Deutschlandtickets herstellt“, sagte Castrillo.

Enttäuscht zeigte sich der VRR-Chef, dass keine Einigkeit über ein bundesweites Semesterticket erzielt wurde: „Noch immer warten 600.000 Studierende in NRW auf eine Lösung“, sagte er. An vielen Hochschulen in NRW wird es – Stand jetzt – ab dem kommenden Jahr kein Semesterticket mehr geben. Studierendenvertretungen hatten bestehende Verträge gekündigt, weil das alte Solidarmodell des Semestertickets wegen des geringen Preisunterschiedes zum Deutschlandtarif als rechtlich anfechtbar gilt.

Der VRR hatte zuletzt sogar damit gedroht, das D-Ticket ab Januar wieder vom Markt zu nehmen, falls zwischen Bund und Ländern keine Einigung erzielt werden sollte.

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