Köln. Das Deutschlandticket gilt als Erfolgsprojekt von Bund und Ländern. Umstritten ist zusätzliches Geld, das wegen gestiegener Kosten nötig wird.
Die Verkehrsministerinnen und -minister von Bund und Ländern konnten sich bei ihrem Herbstreffen in Köln nicht auf die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets verständigen. Verkehrsunternehmen und Fahrgastverbände kritisierten den Stillstand bei den Verhandlungen über das 49-Euro-Ticket scharf.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat deutlich gemacht, dass eine unmittelbare Finanzzusage des Bundes akut nicht gegeben werden könne“, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) am Donnerstag. Die Länder-Verkehrsminister forderten die Spitzen von Bund und Ländern auf, die Zukunft des Deutschlandtickets bei ihrem Treffen am 6. November zu klären. „Es muss dann zu einer Entscheidung kommen, sonst ist keine Planung der Verkehrsunternehmen für das Jahr 2024 möglich“, warnte Krischer. Die Länder hätten ihre Hausaufgaben gemacht, nun sei der Bund am Zug.
NRW-Verkehrsminister bezeichnet 49-Euro-Ticket als Erfolgsgeschichte
Krischer bezeichnet das 49-Euro-Ticket als Erfolgsgeschichte. Damit sei eine „Revolution im Nahverkehr“ erreicht worden. Auch die saarländische Verkehrsministerin Petra Berg (SPD) sieht Wissing jetzt mehr denn je in der Pflicht: „Wer A sagt, der muss auch B sagen, Die Länder stehen zu ihrer Zusage, das Ticket zur Hälfte zu finanzieren.“Bund und Länder schießen 2023 und 2024 jeweils 1,5 Milliarden Euro für die Kosten des Tickets zu. Umstritten ist aber ein Aufschlag zu dieser Summe, der nötig wird, weil die Kosten für Personal und Energie deutlich gestiegen sind. Wissing lehnt bisher einen „Nachschuss“ zu den Kosten ab. Er steht auf dem Standpunkt, die Länder seien für den Regionalverkehr zuständig.
Die Hängepartie beim 49-Euro-Ticket ist aus Sicht des Fahrgastverbandes Pro Bahn NRW „unakzeptabel“. „Der Weiterbestand des Deutschlandtickets ist in ernster Gefahr“, sagte Pro Bahn-Sprecher Detlef Neuss dieser Redaktion. Die Zeit werde knapp, am 6. November müssten Bund und Länder das Ticket retten, alles andere wäre ein verheerendes Signal an die Fahrgäste.
Deutschlandweit nutzen elf Millionen Kunden das besondere Ticket
In Deutschland nutzen etwa elf Millionen Menschen das bundesweit gültige 49-Euro-Ticket. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zählt unter seien Kundinnen und Kunden mehr als 400.000 Nutzer des Deutschlandtickets.
Ein VVR-Sprecher begrüßte nach der Verkehrsministerkonferenz die Bereitschaft der 16 Länder, sich weiter zur Hälfte an den Kosten des Tickets zu beteiligen. „Jetzt muss sich die Bundesregierung ebenso beteiligen“, sagte er. Weiter unsicher ist auch, ob das Semesterticket für Studierende in das Deutschlandticket integriert werden kann. Auch hier steht die Bundesregierung auf der Bremse. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) forderte eine schnelle Lösung für die Studierenden. Sie seien „wirtschaftlich relevant“, denn je mehr Fahrgäste sich am Deutschlandticket beteiligten, desto gesicherter sei die Zukunft dieses günstigen Fahrscheins.
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