Washington. Vier-Sterne-General Brown wurde ohne Angaben von Gründen entlassen. Ex-Kampfpilot Dan Caine steht nun vor einer schwierigen Hürde.

Um die Kontinuität an der obersten Spitze des Militärs zu wahren, war es in den USA bisher üblich, dass bei einem Regierungswechsel der Chef der „Joint Chiefs of Staff” unabhängig von Parteipolitik im Amt bleibt. Donald Trump hat am Freitagabend mit dieser Tradition gebrochen und den afro-amerikanischen General Charles C.Q. Brown via soziale Medien feuern lassen. 

Verteidigungsminister Pete Hegseth, der bereits im November gegen Brown gestänkert hatte und ihm zu viel Verständnis für Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion im Militär nachsagte, führte den Befehl bei einem Telefonat aus – ohne Angabe von Gründen. Trump hatte Vier-Sterne-General Brown vor fünf Jahren zum Stabschef der Luftwaffe gemacht. Damals nannte er ihn „einen Patrioten und großartigen Anführer“ . 

Als Nachfolger bestimmte Trump, ungewöhnlich in jeder Hinsicht, einen bisher nur mit drei Sternen dekoriert gewesenen Generalleutnant im Ruhestand: Dan Caine, ein ehemaliger F-16-Kampfpilot. 

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    Trump wurde 2018 zum ersten Mal auf Caine aufmerksam. Hintergrund: Der damals als stellvertretende Kommandeur einer Spezialeinheit im Irak tätige Soldat der Luftwaffe soll Trump erzählt haben, dass die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) binnen einer Woche vernichtet werden könne. Trump hat das imponiert, zumal ihm andere Militär-Experten prophezeiten, die Vernichtung des Terror-Kalifats würde Jahre dauern. „General Caine hingegen sagte, es könne schnell gehen, und er hat Wort gehalten.“

    Bei ihrer ersten Begegnung in einem Hangar einer US-Basis im Irak trug Caine laut Trump gegen alle militärischen Gepflogenheiten, die politische Neutralität vorschreiben, zudem ein rotes „Make America Great-Again”-Cappy, was der Präsident sehr wohlwollend zur Kenntnis nahm. Trump selber hat diese Geschichte, die Caine dementiert, mehrfach öffentlich erzählt und mit Lobeshymnen auf Caine verbunden, dessen Vater auch Kampfpilot war. 

    Muss nach weniger als zwei Jahren bereits gehen: General Charles Brown, bis Freitagabend Vorsitzender der „Joint Chiefs of Staff“.
    Muss nach weniger als zwei Jahren bereits gehen: General Charles Brown, bis Freitagabend Vorsitzender der „Joint Chiefs of Staff“. © AFP | SAUL LOEB

    Dan Caine, anders als Brown weißer Hautfarbe, absolvierte 1990 am „Virginia Military Institute” ein Studium in Kunst und Wirtschaft. Am 11. September 2001 gehörte er nach den Terror-Anschlägen von El Kaida zu den Piloten, die über Washington kreisten, um gegebenenfalls weitere Verkehrsflugzeuge abzuschießen. Später war Caine Assistent der Landwirtschaftsministers und Politikdirektor für Terrorismusbekämpfung im Heimatschutzrat des Weißen Hauses. Von 2009 bis 2016 war er Teilzeitmitglied der Nationalgarde und „Serienunternehmer und Investor“. Zuletzt arbeitete er als stellvertretender Direktor für militärische Angelegenheiten beim Geheimdienst CIA. Bevor Caine offiziell bestellt werden kann, muss er aus dem Ruhestand zurückgeholt und nachträglich zum Vier-Sterne-General befördert werden.

    Bis Caine Oberbefehlshaber in Uniform der größten Streitmacht der Welt werden kann, wird ein schwieriges Bestätigungsverfahren im Senat erwartet. Die demokratische Opposition hat bereits Widerstand angekündigt und wittert die Installierung eines Ja-Sagers. Senator Jack Reed, ranghöchster Demokrat im Streitkräfteausschuss: „Die Entlassung uniformierter Führungskräfte als eine Art politischer Loyalitätstest oder aus Gründen der Vielfalt und des Geschlechts, die nichts mit Leistung zu tun haben, untergräbt das Vertrauen und die Professionalität, die unsere Soldaten benötigen, um ihre Missionen zu erfüllen.“

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    2800 Stunden hat Dan Caine als F-16-Pilot absolviert, davon 150 in Kampfhandlungen, sagt das Pentagon. © ddp//USAF / Polaris

    Die Entlassung von General C.Q. Brown, nach Colin Powell erst der zweite Afro-Amerikaner im Amt des obersten Militärs gewesen, geschieht in für das Pentagon turbulenten Zeiten. Verteidigungsminister Hegseth will in den nächsten fünf Jahren jeweils acht Prozent des Budgets (jährlich derzeit fast 900 Milliarden Dollar) kürzen. Bis zur nächsten Woche sollen erste Vorschläge für die Streichung teurer Waffenprojekte auf dem Tisch liegen. Kurzfristig ist die Entlassung von rund 6000 zivilen Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums geplant. Neben Brown ließ Trump weitere fünf Admiräle und Generäle vor die Tür setzen. Darunter auch Lisa Franchetti. Sie war die erste Frau an der Spitze der Marine, nominiert von Trumps Vorgänger Joe Biden.



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