Washington. Schüler verlassen den Unterricht, Mütter rufen „DEI!“ – so wehren sich US-Militärfamilien gegen Trumps Angriff auf Gleichberechtigung.
An seinen ersten Auslandsaufenthalt als neuer US-Verteidigungsminister wird sich Pete Hegseth wohl noch lange erinnern. Bei seiner Ankunft im Hauptquartier des „U.S. European Command“ in Stuttgart wurde der 44-jährige ehemalige Fox New-TV-Moderator am Dienstag von Angehörigen amerikanischer Soldaten, die dort stationiert sind, mit Sprechchören und Buhrufen empfangen.
Fast zeitgleich verließen über 50 amerikanische Schüler der Patch-Mittelschule in Stuttgart, allesamt Kinder von Soldaten, aus Protest gegen Hegseth den Unterricht. Das geht aus Augenzeugenberichten und Eltern-Briefen hervor, von denen die „Washington Post” erfuhr.

Beide Aktionen zielen auf die von Präsident Donald Trump flächendeckend initiierten Maßnahmen, um Bundesangestellte, die für „Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion“ eintreten (diversity, equality, inclusion – kurz DEI) zu entlassen und Abteilungen in Ministerien, in denen DEI-Prinzipien bisher hochgehalten wurde, finanziell auszutrocknen und zu schließen.
Dabei spielen die amerikanischen Streitkräfte eine zentrale Rolle. Trump hat verfügt, dass Transgender-Menschen nicht mehr im Militär dienen dürfen. Hegseth, selber Kriegs-Veteran, hat sich hier sofort als ausführendes Organ zur Verfügung gestellt und vor und nach seiner nur durch die Stimme von Vize-Präsident JD Vance zustande gekommenen Berufung zum „Secretary of Defense“ mehrfach einschlägig geäußert.
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Tenor: Transgender schwächen die Kampfbereitschaft der Truppe. Geschlechtsangleichungen von Soldaten werden darum ab sofort vom Verteidigungsministerium nicht mehr unterstützt. Hegseth ordnete darüber hinaus an, dass diverse Lehrmaterialien in Schulen des Pentagon, die sich mit DEI-Themen oder dem Komplex Einwanderung beschäftigen, aussortiert werden müssen. Das gilt für potenziell 67.000 Schüler an etwa 160 Schulen weltweit, die von der Abteilung für Bildungsaktivitäten des Verteidigungsministeriums (DoDEA) betreut werden.

Abgesehen davon hatte der sich selbst als „Warrior” (Krieger) bezeichnende Seiteneinsteiger gegen Frauen in Kampfverbänden ausgesprochen. Sein Nominierungsprozess war von Vorwürfen wegen Alkoholmissbrauchs, sexueller Übergriffe und finanzieller Misswirtschaft in früher von ihm geleiteten Veteranen-Organisationen überschattet.
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Wie ein Video belegt, riefen die Demonstranten, darunter einige Mütter von Soldaten-Kindern, auf dem US-Stützpunkt mehrfach laut „DEI”, DEI” – eine Replik auf einen Interview-Spruch Hegseths. Danach sei die Aussage „Unsere Vielfalt ist unsere Stärke“ der „dümmste Satz in der Militärgeschichte“. Mit Blick auf die Angehörigen des US-Militärs ist die Aussage mindestens ungeschickt. Denn ethnische Minderheiten sind im US-Militär überproportional zur US-Bevölkerung vertreten. Etwa 23 Prozent der US-Soldaten sind Schwarz, rund 20 Prozent sind Hispanics. Auffallend häufig treten auch Schwarze Frauen dem Militär bei.
Der seltene Protest in Stuttgart, wo in den „Patch Barrack” sowohl der Sitz des U.S. European Command als auch des U.S. Africa Command untergebracht ist, wurde von einer 14-jährigen Schülerin organisiert. Aus Sorge vor Gegenreaktionen von Trump-Anhängern baten die Jugendliche und ihre Mutter die „Washington Post” um Wahrung ihrer Anonymität.