Washington. Präsident Donald Trump will die USA mit einem flächendeckenden Raketenabwehrsystem im All schützen. Warum Experten zweifeln.

Bei Ronald Reagan hieß es „Star Wars” und ging ziemlich schief. Donald Trump will als 47. US-Präsident einen neuen Versuch für einen mehrschichtigen Raketenabwehrschirm unternehmen, der die gesamten Vereinigten Staaten von Amerika am Boden, in der Luft wie im All vor auswärtigen Attacken schützen soll. 

„In den letzten 40 Jahren hat die Bedrohung durch strategische Waffen der nächsten Generation nicht abgenommen”, heißt es in einer von Trump unterzeichneten Verordnung, „sondern ist intensiver und komplexer geworden, da gleichrangige und nahezu gleichrangige Gegner Trägersysteme der nächsten Generation und eigene integrierte Luft- und Raketenabwehrfähigkeiten für ihr Heimatland entwickelt haben”, etwa Russland durch Hyperschallraketen. Trump sieht darin die „katastrophalste Bedrohung” für die USA.

Trumps „Iron Dome“-Pläne: Bis Ostern soll ein Rahmenkonzept stehen

Der neue Verteidigungsminister Pete Hegseth ist darum beauftragt worden, bis Ostern ein Rahmenkonzept samt Finanzplan vorzulegen, wie die USA sich gegen ballistische, hyperschallschnelle Marschflugkörper und andere Luftplattformen wirksam schützen können. Dabei steht unter anderem die Entwicklung von „weltraumgestützten Abfangjägern“ im Mittelpunkt. Waffen-Systeme, die im Orbit stationiert sind und feindliche Raketen während der Startphase des Fluges abwehren sollen. 

SDI CONFERENCE PRESIDENT REAGAN
1988 stellte der damalige US-Präsident Ronald Reagan seine „Stars Wars“-Initiative in Washington vor. Der Plan verschwand in den Schubladen. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | CHARLES TASNADI

Dieses Konzept war das Kernstück der „Strategischen Verteidigungsinitiative” von Präsident Ronald Reagan in den 1980er Jahren. Sie wurde aufgrund der damaligen technologischen Unreife und der immens hohen Kosten aufgegeben. Heute, so Experten, sei der finanzielle Aufwand für die Platzierung von waffenfähigen Satelliten in der Umlaufbahn drastisch gesunken. 

Trump nutzte für seine Anordnung einen schlagzeilenträchtigen Titel („Iron Dome für Amerika”), der allerdings mit der Realität nach Ansicht von Experten wenig zu tun hat. 

„Iron Dome“ in Israel: Jeder Schuss kostet 50.000 Dollar

Hintergrund: Der Präsident hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, die USA mit einem System zu überziehen, wie es in Israel im Einsatz ist. Das dort mit US-Hilfe vom Hersteller „Rafael Defense Systems” produzierte Raketenabwehrsystem „Iron Dome” (Eisenkuppel) kann Kurzstreckenraketen und Mörsergeschosse in Entfernungen von vier bis 70 Kilometern abfangen. Jede Batterie besteht aus einem Radar, einer Feuerleit-Software und drei Werfervorrichtungen mit je 20 Abwehrraketen. Jeder Schuss kostet etwa 50.000 Dollar. 

Videografik: Israels Raketenabwehr "Iron Dome"

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    Bei den jüngsten Angriffen der islamistischen Terror-Organisation Hisbollah hatte der „Iron Dome” eine Trefferquote von über 90 Prozent. Allein, die USA sind 400 Mal größer als Israel, was die Konstruktion eines umfassenden Schutzschirms „so gut wie unmöglich mache”, wie Verteidigungsexperten in Washington bestätigen. Außerdem sei die „Iron Dome”-Technologie nicht für reichtweitenstarke Interkontinental-Raketen ausgelegt, über die Amerikas Hauptrivalen China und Russland verfügen. 

    Die Verteidigung im All wird dreistellige Milliardensummen kosten

    Trump hat daher auch angeordnet, dass in der Entwicklung steckende weltraumgestützte Raketenabwehrprogramme forciert werden. Dazu gehören insbesondere Sensoren-Systeme, die mit Hilfe von Mega-Konstrukten aus Hunderten von Satelliten mit Datenrelais-, Raketenwarn- und Raketenverfolgungsfunktionen flächendeckend und frühzeitig auswärtige Angriffe entdecken und vereiteln sollen. 

    Wie die neue Sicherheits-Architektur aussehen wird und bis wann sie realisiert werden könnte, hängt maßgeblich von den Kosten ab, die der neue Pentagon-Chef Pete Hegseth für die Haushaltsberatungen 2026 kalkulieren soll. 

    Trump
    Donald Trump hat eine Affinität zum Thema „Krieg im Weltraum“. Bereits am Ende seiner ersten Amtszeit etablierte er den „US Space Command“, samt Flagge, die er 2020 im Oval Office vorführen ließ. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alex Brandon

    Insider rechnen über ein Jahrzehnt mit dreistelligen Milliarden-Beträgen. Ob das US-Militär (Jahresbudget derzeit cirka 850 Milliarden Dollar) angesichts solcher Groß-Investitionen an anderer Stelle sparen muss, ist unklar.

    Experten: lückenloser Schutzschirm ist unrealistisch

    Trumps Initiative findet Unterstützer. Robert Soofer, ehemaliger stellvertretender Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium für Nuklear- und Raketenabwehrpolitik, argumentierte unlängst in einem Papier, das vom Atlantic Council, einer in Washington ansässigen Forschungsgruppe, veröffentlicht wurde, dass der heutige „Ansatz zur Raketenabwehr im Heimatland nicht mehr ausreicht, um die nationalen Sicherheitsziele der USA zu erreichen“. Soofer verwies auf die Erweiterung des Arsenals an Interkontinentalraketen Nordkoreas. Außerdem müssten die Vereinigten Staaten in der Lage sein, auch Russland und China gleichzeitig abzuschrecken; beide Atommächte haben mehrfach die Absicht bekundet, ihre Raketenabwehrfähigkeiten auszubauen. 

    Andere Experten weisen darauf hin, dass die USA durch ihre schiere Größe technisch und finanziell keinen „lückenlosen Schutzschirm” aufbauen könnten. Das ändere nichts daran, dass Amerika den Weltraum als „Kriegsführungsgebiet der Zukunft” ausgemacht hat.