Berlin. Ein US-Abschiebeflug sorgt in Brasilien für Empörung. Migranten sollen während der Reise an Händen und Füßen gefesselt gewesen sein.

Ein Abschiebeflug aus den USA nach Brasilien ist wegen technischer Probleme in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, notgelandet – und hat erschreckende Zustände an Bord offenbart: Migranten, die an Händen und Füßen gefesselt waren, unmenschliche Bedingungen und Berichte über Misshandlungen.

Gefesselt und ausgehungert: Migranten berichten von Schikanen

Das Flugzeug mit 88 brasilianischen Staatsbürgern, 16 US-Sicherheitsbeamten und acht Besatzungsmitgliedern an Bord sollte ursprünglich in Belo Horizonte landen, musste aber außerplanmäßig in Manaus zwischenlanden. Laut einer Erklärung des brasilianischen Justizministeriums, aus der verschiedene Medien zitieren, waren die Migranten während des gesamten Fluges gefesselt, als die brasilianischen Behörden in Manaus eingriffen und die Passagiere aus dem Flugzeug holten.

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Einige der Abgeschobenen berichteten, dass sie nach ihrer Ankunft 50 Stunden ohne Nahrung, Wasser oder Zugang zu einer Toilette verbracht hätten. Lokalen Berichten zufolge kam es auch zu Misshandlungen: So sollen Migranten, die während eines Zwischenstopps in Panama um Wasser oder eine Toilette baten, von den Wachen geschlagen und getreten worden sein. Erschwerend kam hinzu, dass wohl die Klimaanlage während des Fluges ausfiel, was bei den Passagieren zu Atemproblemen führte.

Lula greift durch: „Reise in Würde und Sicherheit”

Präsident Luiz Inácio Lula da Silva reagierte sofort, nachdem Justizminister Ricardo Lewandowski ihn über den Vorfall informiert hatte. Lula ordnete persönlich die Entfernung der Fesseln an, da sich die Migranten bereits auf brasilianischem Territorium befanden und keine Straftaten begangen hatten. Außerdem ließ er ein Flugzeug der brasilianischen Luftwaffe (FAB) schicken, damit die Migranten „ihre Reise in Würde und Sicherheit beenden können“.

Auch Menschenrechtsministerin Macaé Evaristo verurteilte die Behandlung der Abgeschobenen scharf. Sie wies darauf hin, dass sich unter den Passagieren auch Kinder mit Autismus und andere traumatisierte Personen befunden hätten, für die diese Behandlung besonders belastend gewesen sei.

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Diplomatischer Streit mit den USA

Der Vorfall hat auch ein politisches Nachspiel: Die brasilianische Regierung, bekannt als Itamaraty, kündigte an, von den US-Behörden – insbesondere der Trump-Administration – eine Erklärung für den diplomatischen Zwischenfall zu verlangen. Gleichzeitig erklärte ein brasilianischer Regierungssprecher, der Flug sei Teil eines bilateralen Abkommens aus dem Jahr 2017 und stehe „in keinem direkten Zusammenhang“ mit der unmittelbar nach Trumps Amtsantritt gestarteten Kampagne gegen undokumentierte Migranten.

Abschiebeflüge in Handschellen schon unter Biden

Das Fesseln von Migranten bei Abschiebungen ist tatsächlich nichts Neues. Bereits unter Joe Biden wurden brasilianische Migranten auf ähnlichen Flügen in Handschellen transportiert. Trump hingegen hatte im Wahlkampf angekündigt, das „größte Abschiebeprogramm in der Geschichte der USA“ zu starten – ein Vorhaben, das solche Vorfälle noch häufiger machen könnte.

Brasilien hat bisher vergeblich versucht, diese Praxis auf diplomatischem Wege zu stoppen. Der aktuelle Fall zeigt aber einmal mehr, wie dringend internationale Vereinbarungen über einen menschenwürdigen Umgang mit Migranten sind.