Berlin. Auschwitz zeigt, wo Hass enden kann. Wenn er denen entgegenschlägt, die zu Minderheiten gehören. Und das waren damals viele.

Es wird nicht mehr lange dauern, dann gibt es keine Holocaust-Überlebenden mehr, die mit ansehen mussten, wie ihre Mütter, Väter, Geschwister getötet wurden. Die unter entsetzlicher Angst, Krankheit und Hunger litten und meist nur durch einen großen Zufall mit dem Leben davonkamen. Die Befreiung der Todesfabrik von Auschwitz, wo die SS mehr als eine Million Menschen ermordete, ist 80 Jahre her. Die wenigen Zeitzeugen, die noch leben, sind hochbetagt.

Umso wichtiger wird es, die Erinnerungskultur zu pflegen. Aufzuklären, was passieren kann, wenn ganze Bevölkerungsgruppen diffamiert und entrechtet werden. Wenn Hass und Hetze denen entgegenschlägt, die zu einer Minderheit gehören. Die Minderheit: Das waren damals viele. Allein sechs Millionen Juden wurden von den Nazis im Holocaust ermordet. Dazu Sinti und Roma, schwule Männer, lesbische Frauen, Transsexuelle, Behinderte, Kommunisten, Ausländer. Ins Visier des Regimes geriet jeder schnell, der nicht einer von den Nazis geprägten Norm entsprach.

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Heute, 86 Jahre nach den November-Pogromen von 1938, haben Jüdinnen und Juden wieder Angst in Deutschland. Die jüdischen Gemeinden empfehlen ihren Mitgliedern längst, keine Kippa zu tragen und auch keinen Davidstern. Randgruppen und Politiker demokratischer Parteien müssen wieder Beleidigungen, Drohungen und Gewalt ertragen. Dazu kommt eine aufgeheizte Stimmung nach Attentaten in Solingen, Magdeburg und jetzt Aschaffenburg.

Klar ist: Die Herausforderungen in diesen Tagen sind immens. Doch sie werden nicht kleiner, wenn wir sie auf dem Rücken von Minderheiten abladen und Verschwörungstheorien freien Lauf lassen. Mit dem Wissen aus der Geschichte heißt das: Pauschale Verunglimpfungen sind immer falsch.