Aschaffenburg. Kabarettist Urban Priol (63) ist einer der bekanntesten Einwohner Aschaffenburgs. Das denkt er über den Messerangriff und seine Folgen.

„Aschaffenburg ist eine sehr weltoffene, tolerante Stadt, wir sind in Trauer vereint“, sagt Urban Priol. Der Kabarettist, unter anderem aus der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ bekannt, ist wohl einer der berühmtesten Bürger der unterfränkischen Stadt. Und auch er ist schockiert von der schrecklichen Gewalttat, die sich am Mittwoch ereignete, als der Afghane Enamullah O. in einem Park eine Kindergartengruppe mit einem Messer angriff und ein zweijähriges Kind und einen 41-jährigen Helfer erstach.

„Gestern Vormittag war ich bei der Trauerkundgebung und hab mit vielen Leuten gesprochen, man kennt sich“, beschreibt Priol am Telefon die Stimmung in der Stadt. Die Trauer sei groß, doch viele seien gegen blinde Wut und Schuldzuweisungen. „Der große Wermutstropfen ist, dass alles politisch instrumentalisiert und für den Wahlkampf missbraucht wird“, bedauert der 63-Jährige. „Doch wir müssen innehalten und fragen, warum es dazu kommen konnte.“

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Schöntal-Park: „Zu meiner Tochter habe ich gesagt: geh außen rum“

Für ihn ist klar, dass es in Aschaffenburg Probleme gibt. So ist der Schöntal-Park, in dem sich die Gewalttat ereignete, schon länger in Verruf, sagt er: „Als ich in Aschaffenburg in der Schule war, hieß es immer vermeidet das Schöntal und auch zu meiner Tochter habe ich gesagt: geh außen rum.“ Doch Priol ist es wichtig zu betonen, dass es solche Orte in jeder Stadt gibt. „Da jetzt was reinzudeuten, ist Quatsch.“

Ein größeres Problem in Aschaffenburg ist vielmehr die rechte Szene, die in den vergangenen Jahren regelmäßig durch die Stadt marschierte – zuletzt zu Silvester. Schon vor zwei Jahren startete Priol deswegen zusammen mit anderen die Gegenbewegung „Aschaffenburg ist bunt“. Regelmäßig kriegen er und andere Engagierte Morddrohungen von „besorgten Bürgern“, wie er sagt. „Es gab hier eine Art Wutbürgertourismus. Die Leute kamen und kommen aus dem ganzen Bundesgebiet. Doch wir kehren den braunen Spuk aus der Stadt.“ Auch das zentrale Gedenken nach dem Messerangriff wurde von „Aschaffenburg ist bunt“ organisiert.

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Priol findet persönlichen Umgang mit Messerattacke

Priol ist klar, dass Migration und Integration von Geflüchteten eine große Aufgabe ist: „Als Angela Merkel 2015 ihr ,Wir schaffen das‘ gesagt hat, hat mir da ein Komma dahinter gefehlt“, sagt er. Er hätte sich damals von der Bundeskanzlerin auch eine Erklärung gewünscht, wie die Gesellschaft das schaffen soll. „Doch ich würde nicht sagen, dass ihre Politik zu der Tat geführt hat.“ Vielmehr müsse sich die Gesellschaft fragen, wie sie verhindern kann, das psychisch kranke Menschen solche Taten verüben können.

Der Kabarettist will nun auf seiner aktuellen Tour einen eigenen persönlichen Umgang mit den schrecklichen Ereignissen finden: „In meinem aktuellen Programm geht es auch um Migration. Das habe ich jetzt um einen Aschaffenburg-Block erweitert, wo ich meine Sicht auf die Dinge darlege.“ Noch heute steht er wieder auf der Bühne.