Washington. Pete Hegseth soll US-Verteidigungsminister werden. Missbrauchs-Anschuldigungen einer früheren Schwägerin könnten die Nominierung wackeln lassen.

Trotz der Anschuldigung der sexuellen Nötigung einer Frau, Vorwürfen wegen massiver Trunkenheit in der Öffentlichkeit und finanzieller Misswirtschaft an der Spitze von Veteranen-Verbänden war Pete Hegseth, Ex-TV-Moderator, bis Dienstagabend auf dem besten Weg, Donald Trumps neuer Verteidigungsminister zu werden. Mit ihrer knappen Mehrheit im Senat schienen anfänglich skeptische Republikaner gewillt, den alerten Mittvierziger in den nächsten Tagen offiziell zu bestätigen. 

In letzter Minute kommt jetzt ein Störmanöver dazwischen, das seine Bestellung zum Pentagon Chef verzögern oder sogar ganz vereiteln könnte. Eine ehemalige Schwägerin von Hegseth hat am Dienstag an Eides statt erklärt, dass Hegseth seine zweite Frau „misshandelt“ habe. So sehr, dass sich Samantha Hegseth „einmal in ihrem Schrank versteckte, weil sie um ihre persönliche Sicherheit fürchtete“. 

Anhörung von Pete Hegseth vor dem Senat in Washington
Bei Hegseths Anhörung im Verteidigungsausschuss formierte sich Protest. © action press | ZUMA Press Wire / Zuma Press

Danielle Diettrich Hegseth, frühere Frau von Hegseths Bruder, beschrieb in einem Brief an die Senatoren, der den Weg in mehrere US-Medien fand, wiederholt „unberechenbares und aggressives“ Verhalten des früheren Soldaten, der zuweilen bis zur Bewusstlosigkeit betrunken gewesen sei. 

„Unberechenbares und aggressives Verhalten“

Samantha Hegseth habe ihr 2015/2016 ein für Gefahren-Situationen vorher vereinbartes Codewort per SMS geschickt, um Hilfe zu bekommen. Hegseths Anwalt wies die Vorwürfe kategorisch zurück. Unterdessen erörtern diverse Senatoren, ob die Aussagen von Frau Hegseth, die sich auch an die Bundespolizei FBI gewandt hat, den vehementen Trump-Anhänger für den Spitzenposten in einem Apparat von drei Millionen Mitarbeitern untragbar machen.

Hegseth kann sich in der entscheidenden Abstimmung nur drei Gegenstimmen aus den eigenen (republikanischen) Reihen erlauben, sonst fällt er durch. Zuvor war bekannt geworden, dass Pete Hegseth einer Frau, die ihn 2017 der Vergewaltigung in einem Hotel in Kalifornien beschuldigt hatte, in einem außergerichtlichen Vergleich Geld gezahlt hatte, um über den Vorfall Stillschweigen zu bewahren. Hegseth bestritt die Vorwürfe und betonte, nie wegen eines Verbrechens angeklagt worden zu sein. 

Die Mutter von Hegseth klagte 2018 in einer E-Mail, dass ihr Sohn Frauen jahrelang misshandelt habe, später zog sie ihre Aussage zurück. 

President Trump attends inaugural balls
Mit seiner dritten Frau Jennifer Rauchet stürzte sich Pete Hegseth am Montag ins Tanzvergnügen. Bei einem Ball zu Ehren des frisch vereidigten Präsidenten Donald Trump zeigte sich der frühere Fox News-Moderator gelöst. © AFP | PATRICK T. FALLON

Während seines Anhörungsverfahrens im Senat bestritt Hegseth vehement, jemals körperliche Gewalt gegen eine seine drei Ehefrauen eingesetzt zu haben: „Absolut nicht.” Der Nachfrage, ob körperliche Gewalt gegen einen Ehepartner einen Kandidaten für den Posten des Verteidigungsministers disqualifizieren sollte, wich er aus. 

Der 44-Jährige sieht sich als Erneuerer, der als Ex-Soldat (Afghanistan etc.) das „Kämpfer-Ethos” zurück ins Ministerium bringe, wo es Zeit sei für jemanden mit “Staub auf seinen Stiefeln”. 

Wie die neue Entwicklung das Stimmverhalten der Senatoren beeinflussen wird, ist unklar. Samantha Hegseth widersprach gegenüber dem Sender NBC den Behauptungen von Danielle Diettrich Hegseth: „Es gab keinen physischen Missbrauch in meiner Ehe”. Mehr wolle sie dazu nicht sagen.

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